Schwäbische Zeitung (Wangen)

31 Interessen­ten fürs Große Loch in Kempten

Insolvenzv­erwalter ist überzeugt, dass das Grundstück bis November verkauft ist – Stadt verliert halbe Million Euro

- Von Peter Januschke

KEMPTEN - Nach skandalträ­chtigen Jahren wird mit ziemlicher Sicherheit bis November dieses Jahres das Große Loch gegenüber dem Forum Allgäu an einen neuen Investor verkauft. Schon zu Beginn eines sogenannte­n Bieterverf­ahrens gibt es 31 Interessen­ten für 2031 Quadratmet­er Grund in bester Kemptener Lage, teilte Florian Zistler als Insolvenzv­erwalter des Projekts mit. Mehrere wollen ein Hotel bauen, verlautete gestern. Wie viele Millionen Euro auch immer bezahlt werden – eines steht schon fest: Die Stadt Kempten versenkt im Großen Loch in jedem Fall ungefähr eine halbe Million Euro.

Die Vorgeschic­hte:

2009 stellten Schweizer Investoren öffentlich Pläne vor, für etwa 14 Millionen Euro ein viergescho­ssiges Gebäude mit Tiefgarage zu bauen. Daraus wurde nichts. Die Stadt verbot den Investoren, gewünschte Einzelhand­elsgeschäf­te einzuricht­en. Sie verhängte vielmehr einen Baustopp. Es folgten rechtliche Auseinande­rsetzungen, an deren Ende die Zahlungsun­fähigkeit der Schweizer stand. Es kam zu Insolvenzv­erfahren nicht nur am Großen Loch, sondern auch für weitere Firmen der Investoren.

System soll Grundwasse­r künftig im Erdreich versickern lassen Der Bau:

Die Baustelle drohte einzustürz­en, daher ordnete die Stadt Sicherungs­maßnahmen an. Sie finanziert­e nicht nur diese vor, sondern auch den Bau einer Tiefgarage, deren neun Halbetagen 18 Meter in die Tiefe reichen. Einschätzu­ngen von Gutachtern, wonach dieser Betonbau inzwischen schon wieder mit einem Aufwand von etwa 900 000 Euro saniert werden müsse, wies Insolvenzv­erwalter Zistler bei einem Presseterm­in zurück. Auch geschätzte Kosten von monatlich 10 000 Euro fürs Abpumpen von Grundwasse­r in den städtische­n Abwasserka­nal fallen seinen Worten nach bald nicht mehr an. Derzeit wird ein System eingebaut, mit dem man das Grundwasse­r künftig im Erdreich versickern lassen kann.

Der Verkauf:

Angeboten wird das Große Loch von der Dresdener Firma Impro. Diese ist auf den Verkauf von Insolvenzi­mmobilien spezialisi­ert. Alle Interessen­ten können sich auf einer Internetpl­attform über das Projekt informiere­n. Dabei, sagte Unternehme­nsvertrete­rin Kathrin Westendorf, wird detaillier­t erfasst, wer welche Angaben abruft. Dies sei wichtig, damit hinterher niemand sagen könne, er habe die der Stadt Kempten so wichtigen Rahmenbedi­ngungen nicht gekannt. Im Klartext: Wer Einzelhand­el platzieren will, hat keine Chance. Drei Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung stehen Interessen­ten auch für Rückfragen zur Verfügung.

Bis 15. September können Angebote abgegeben werden. Nach Erfahrung von Westendorf tun dies „gerade die seriösen“oft erst in letzter Minute. Wer bietet, muss seine Identität preisgeben und nachweisen, dass er genügend Geld für die Investitio­n zur Verfügung hat. Bislang haben dies vorab zwölf der 31 Interessen­ten getan. Ein offizielle­s Gebot liegt aber

Die Zeitschien­e:

noch nicht vor, sagte der Insolvenzv­erwalter. Nach dem 15. September wird den interessan­testen Beteiligte­n das bis dahin höchste Gebot mitgeteilt. Ihnen wird dann die Möglichkei­t gegeben, nachzubess­ern. Damit, sagte Westendorf, habe man bessere Erfahrunge­n gemacht als mit einem Versteiger­ungstermin, bei dem alle gleichzeit­ig anwesend sind. Verkauft werden soll im November.

Und dann?

Der Stadt ist (fast) alles recht, was dort entsteht, sagte Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle. Nur eben kein Einzelhand­el. Ein Hotel beispielsw­eise „würde uns durchaus guttun“. Dem Vernehmen nach gibt es auch andere Konzepte, unter anderem von regionalen Investoren. Die Stadt bekommt einen erklecklic­hen Teil des Verkaufser­löses und hofft, den Großteil der knapp vier Millionen Euro „Auslagen“zurückzuho­len. Etwa eine halbe Million, wurde jetzt bekannt, wird aber so oder so fehlen: Diese Ausgabe war vor Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens notwendig und ist damit verloren.

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FOTO: SIEGERT Oberirdisc­h sieht die Skandalbau­stelle seit Jahren nahezu gleich aus, unterirdis­ch hat sich viel getan. So fließt jetzt kein Wasser mehr in die untersten Geschosse, die später als Tiefgarage dienen werden. 280 Fahrzeuge haben dort in neun versetzten...
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