31 Interessenten fürs Große Loch in Kempten
Insolvenzverwalter ist überzeugt, dass das Grundstück bis November verkauft ist – Stadt verliert halbe Million Euro
KEMPTEN - Nach skandalträchtigen Jahren wird mit ziemlicher Sicherheit bis November dieses Jahres das Große Loch gegenüber dem Forum Allgäu an einen neuen Investor verkauft. Schon zu Beginn eines sogenannten Bieterverfahrens gibt es 31 Interessenten für 2031 Quadratmeter Grund in bester Kemptener Lage, teilte Florian Zistler als Insolvenzverwalter des Projekts mit. Mehrere wollen ein Hotel bauen, verlautete gestern. Wie viele Millionen Euro auch immer bezahlt werden – eines steht schon fest: Die Stadt Kempten versenkt im Großen Loch in jedem Fall ungefähr eine halbe Million Euro.
Die Vorgeschichte:
2009 stellten Schweizer Investoren öffentlich Pläne vor, für etwa 14 Millionen Euro ein viergeschossiges Gebäude mit Tiefgarage zu bauen. Daraus wurde nichts. Die Stadt verbot den Investoren, gewünschte Einzelhandelsgeschäfte einzurichten. Sie verhängte vielmehr einen Baustopp. Es folgten rechtliche Auseinandersetzungen, an deren Ende die Zahlungsunfähigkeit der Schweizer stand. Es kam zu Insolvenzverfahren nicht nur am Großen Loch, sondern auch für weitere Firmen der Investoren.
System soll Grundwasser künftig im Erdreich versickern lassen Der Bau:
Die Baustelle drohte einzustürzen, daher ordnete die Stadt Sicherungsmaßnahmen an. Sie finanzierte nicht nur diese vor, sondern auch den Bau einer Tiefgarage, deren neun Halbetagen 18 Meter in die Tiefe reichen. Einschätzungen von Gutachtern, wonach dieser Betonbau inzwischen schon wieder mit einem Aufwand von etwa 900 000 Euro saniert werden müsse, wies Insolvenzverwalter Zistler bei einem Pressetermin zurück. Auch geschätzte Kosten von monatlich 10 000 Euro fürs Abpumpen von Grundwasser in den städtischen Abwasserkanal fallen seinen Worten nach bald nicht mehr an. Derzeit wird ein System eingebaut, mit dem man das Grundwasser künftig im Erdreich versickern lassen kann.
Der Verkauf:
Angeboten wird das Große Loch von der Dresdener Firma Impro. Diese ist auf den Verkauf von Insolvenzimmobilien spezialisiert. Alle Interessenten können sich auf einer Internetplattform über das Projekt informieren. Dabei, sagte Unternehmensvertreterin Kathrin Westendorf, wird detailliert erfasst, wer welche Angaben abruft. Dies sei wichtig, damit hinterher niemand sagen könne, er habe die der Stadt Kempten so wichtigen Rahmenbedingungen nicht gekannt. Im Klartext: Wer Einzelhandel platzieren will, hat keine Chance. Drei Mitarbeiter der Stadtverwaltung stehen Interessenten auch für Rückfragen zur Verfügung.
Bis 15. September können Angebote abgegeben werden. Nach Erfahrung von Westendorf tun dies „gerade die seriösen“oft erst in letzter Minute. Wer bietet, muss seine Identität preisgeben und nachweisen, dass er genügend Geld für die Investition zur Verfügung hat. Bislang haben dies vorab zwölf der 31 Interessenten getan. Ein offizielles Gebot liegt aber
Die Zeitschiene:
noch nicht vor, sagte der Insolvenzverwalter. Nach dem 15. September wird den interessantesten Beteiligten das bis dahin höchste Gebot mitgeteilt. Ihnen wird dann die Möglichkeit gegeben, nachzubessern. Damit, sagte Westendorf, habe man bessere Erfahrungen gemacht als mit einem Versteigerungstermin, bei dem alle gleichzeitig anwesend sind. Verkauft werden soll im November.
Und dann?
Der Stadt ist (fast) alles recht, was dort entsteht, sagte Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Nur eben kein Einzelhandel. Ein Hotel beispielsweise „würde uns durchaus guttun“. Dem Vernehmen nach gibt es auch andere Konzepte, unter anderem von regionalen Investoren. Die Stadt bekommt einen erklecklichen Teil des Verkaufserlöses und hofft, den Großteil der knapp vier Millionen Euro „Auslagen“zurückzuholen. Etwa eine halbe Million, wurde jetzt bekannt, wird aber so oder so fehlen: Diese Ausgabe war vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens notwendig und ist damit verloren.