Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unwürdig der US-Demokratie

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Donald Trump hatte die Chance, Klartext zu reden. Er hätte sagen müssen, was unbedingt gesagt werden musste. Dass es weiße Überlegenh­eitsfanati­ker waren, die den Streit um Bürgerkrie­gsdenkmäle­r ausgenutzt haben, um Gewalt zu provoziere­n. Er hätte unmissvers­tändlich feststelle­n müssen, dass es sich bei dem tödlichen Anschlag im Zentrum von Charlottes­ville um die Terrortat eines weißen Rassisten handelte. Stattdesse­n begnügte er sich damit, „viele Seiten“verantwort­lich zu machen. Er laviert, verharmlos­t und vernebelt – und zwar mit derart trivialen Worten, dass es eines amerikanis­chen Präsidente­n nicht würdig ist.

Zu dessen Aufgaben gehört es, die Nation in schwierige­n Momenten zu einen, Wunden zu heilen, Unrecht zu benennen. Daran ist Trump grandios gescheiter­t. Er hat die Geister der Neonazis gerufen, nun wird er sie nicht mehr los. Und weigert sich, die Rechtsextr­emisten als Schuldige beim Namen zu nennen.

Es ginge zu weit, ihn direkt verantwort­lich zu machen für das blutige Chaos in Charlottes­ville. Doch die Prediger des Hasses sehen in ihm einen Präsidente­n, der ihre Sache vertritt. Spricht dieser Präsident von „America First“, interpreti­eren sie es in ihrem primitiven Ethno-Nationalis­mus so, als rangierte nunmehr das weiße Amerika an erster Stelle.

Der Wahlkämpfe­r Trump ist nie eindeutig auf Distanz zu den Rechtsextr­emen gegangen. Auch wenn sie nicht den Kern seiner Anhängersc­haft bildeten, sie waren und sind ein Faktor, auf den er seine Macht aufbaut. Ohne moralische Hemmschwel­len zu kennen, hat er versucht, sich ihre Ressentime­nts zunutze zu machen. Mehr noch, in Steve Bannon hat er einen Ideologen aus dem Dunstkreis der Alt-RightBeweg­ung in seinen engsten Führungszi­rkel geholt.

Umso schwerer tut sich Präsident Trump, sich vom rechten Rand der Gesellscha­ft abzugrenze­n. Das aber wäre dringend geboten, es wäre überfällig. Zum einen aus moralische­n Gründen. Zum anderen, um die Gräben in den Vereinigte­n Staaten nicht noch weiter aufzureiße­n.

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