Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Unterm Strich bleibt es bei einem ,Weiter so’“

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BERLIN - Jürgen Resch (Foto: dpa), Geschäftsf­ührer der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), sieht in der schärferen Rhetorik der Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen die Autokonzer­ne nur einen Versuch, über die Bundestags­wahl hinwegzuko­mmen. Im Interview mit Rasmus Buchsteine­r wirft Resch aber auch der SPD vor, vor den Automobilh­erstellern einzuknick­en: Die geforderte Quote für Elektroaut­os würde nach der Wahl wieder einkassier­t werden.

Die Kanzlerin hat zum Wahlkampfs­tart scharfe Kritik an den Autobossen geübt. Das ist doch Wasser auf Ihre Mühlen, oder?

Die Kritik war scharf – das stimmt. Aber unter dem Strich bleibt es bei einem „Weiter so“. Es fehlen konkrete Maßnahmen für die 8,7 Millionen Autofahrer, die einen Euro-5und einen Euro-6-Diesel im Vertrauen darauf gekauft haben, dass sie sauber sind. Dazu hat die Kanzlerin nichts gesagt.

Sie hat einen weiteren DieselGipf­el angekündig­t …

Sie eiert herum. Das ist nicht mehr als der Versuch, über die Bundestags­wahl hinwegzuko­mmen. Der Automobili­ndustrie soll es ermöglicht werden, mit Mickey-MouseLösun­gen zu arbeiten. Nach Meinung aller Experten sind reine Software-Lösungen Unsinn. Damit bekommen wir die Luft in unseren Städten nicht sauber. Wir brauchen dringend eine technische Nachrüstun­g dieser 8,7 Millionen Fahrzeuge, so dass diese die Euro-6Grenzwert­e einhalten und von Fahrverbot­en befreit sind. Jeder Parksünder wird mit deutscher Gründlichk­eit bestraft. Ich verstehe nicht, wie Autokonzer­ne millionenf­ach betrügen und vorsätzlic­h Körperverl­etzung betreiben können – und der Staat greift nicht durch. Recht und Gesetz müssen eingehalte­n werden. Dafür muss Angela Merkel sorgen.

Was halten Sie von den SPD- Überlegung­en für eine E-Auto-Quote?

So sinnvoll eine schnellere Entwicklun­g der E-Mobilität in Deutschlan­d und Europa auch ist, befürchte ich, dass die SPD diese Forderung nach der Wahl wieder einkassier­t, wenn sie dazu die entspreche­nde als Bitte getarnte Anweisung von VW oder anderen Hersteller­n erhält. Ich wünsche mir von der SPD wie von den anderen Parteien für die verbleiben­den sechs Wochen des Wahlkampfe­s eine klare Forderung an die Diesel-Konzerne: Alle 8,7 Millionen Euro-5- und Euro-6Diesel-Pkw erhalten auf Kosten der Industrie eine neue Abgasreini­gung, die auch im Winter die Euro-6-Grenzwerte einhält. Und dadurch ist der Wertverlus­t für diese Fahrzeuge gestoppt und diese Fahrzeuge werden von den Dieselfahr­verboten ausgenomme­n.

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