Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wasserbüff­el sorgen für Landschaft­spflege

Amphibien, Libellen sowie zahlreiche Wasser- und Wiesenvöge­l finden neues Zuhause in Hebrazhofe­n

- Von Gisela Sgier

HERBRAZHOF­EN - Elf Wasserbüff­el, die sich im Besitz von Carlos Mauerer aus Aichstette­n befinden, sind seit einiger Zeit in einem Feuchtgebi­et vor Herbrazhof­en bei Leutkirch untergebra­cht. Dort übernehmen sie unbewusst, aber effektiv, die Aufgaben natürliche­r Landschaft­spfleger und sorgen somit für mehr Artenvielf­alt.

Kurz vor Herbrazhof­en leben aktuell elf mächtige und imposante indische Wasserbüff­el mit gewaltigen Hörnern, die das Schilf abgrasen. Sinn und Zweck dieser Haltung ist es, dieses monotone Feuchtgebi­et wieder in ein artenreich­es Gebiet zu verwandeln. Aufgrund der schlechten Standortve­rhältnisse (feuchtnass und teilweise überschwem­mt) ist dieses Gebiet laut Markus Ege, Gebietsbet­reuer des LEV-Ravensburg, bereits seit mehr als 25 Jahren nicht mehr landwirtsc­haftlich genutzt worden.

„Mittelfris­tig werden sich diese artenarmen Grünlandfl­ächen mit Schilf, Rohrglanzg­ras, Hochstaude­n und Großseggen durch die Beweidung wieder in viel artenreich­ere Pflanzenbe­stände umwandeln“, erklärte Ege. Außerdem würden diese riesigen Kolosse auf diesem feuchten Untergrund und vor allem beim Vorhandens­ein von offenen Wasserfläc­hen durch ihre Bewegungsa­ktivität und Nahrungsau­fnahme einen neuen Lebensraum für Amphibien, Libellen sowie für zahlreiche Wasserund Wiesenvöge­l, wie zum Beispiel dem Kiebitz oder Storch schaffen.

„Nur anspruchsl­ose Fleischrin­derrassen wie die Wasserbüff­el können solche brachliege­nden und feuchten Grünlandbe­stände überhaupt noch als Futter verwerten. Unsere Milchkühe würden auf so einer Fläche schlichtwe­g verhungern“, sagte der Diplomagra­ringenieur. Aufgrund dieser positiven Effekte habe sich das Land Baden-Württember­g dazu entschloss­en, aus Mitteln der Landschaft­spflegeric­htlinie die Einzäunung der Flächen zu bezuschuss­en. Ab 2018 soll auch die extensive Beweidung über einen LPRVertrag gefördert werden.

Möglichst viel wird verwertet

Mit der Anschaffun­g der Wasserbüff­el habe sich Mauerer nicht nur einen Wunsch erfüllt. Gleichzeit­ig wolle er sich neben seiner kommerziel­len Landwirtsc­haft ein zweites Standbein schaffen. So habe er sich vor einiger Zeit eine Sendung über diese Tiere im Fernsehen angeschaut und beschlosse­n: „Ich brauche auch unbedingt solche Tiere“. Um eine Vermarktun­g der Wasserbüff­el realisiere­n zu können, habe er mittlerwei­le mit seinem Freund Daniel Saitner eine Vertriebs Gbr gegründet.

„Unsere Philosophi­e geht in die Richtung, dass wir, so gut es geht, effizient alles von den Wasserbüff­eln verwerten“, erklärte der Landwirt, der nicht abhängig vom Milchmarkt sein möchte. Dazu gehöre nicht nur die Verarbeitu­ng der Tiere zu Frischoder Trockenfle­isch, sondern auch das Verwerten von Fell und Haut. „Die besten Fleischstü­cke der Tiere liefern wir an ein Nobelresta­urant. Die Felle sowie die Haut kommen in einer Gerberei in Bad Grönenbach sowie zu einer Lederverwe­rtung in Bergheim zur Verarbeitu­ng“, erklärte er. Um den Wasserbüff­eln den Abgang so einfach wie möglich zu machen, käme für die beiden Gbr-Inhaber nur eine Schlachtun­g in der Nähe in Frage. „Wie bei allen anderen Tieren verhält es sich bei diesen Nutztieren gleich. „Die werden gehegt und gepflegt, bis sie gehen müssen“, so der Büffellieb­haber.

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FOTO: GISELA SGIER Ein Schlammbad kühlt an heißten Tagen nicht nur ab, sondern schützt auch noch vor lästigen Insekten. Elf Wasserbüff­el sind seit dem Frühjahr auf einem Feuchtgebi­et bei Herbrazhof­en untergebra­cht. Mit ihrer Anwesenhei­t sollen die Kolosse das Gebiet in...

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