Böcke suchen Geißen
Achtung Autofahrer: Rehwild springt auf die Straße – Es ist Paarungszeit
SONTHOFEN/OBERALLGÄU (az) Wer jetzt aufmerksam durch Wald und Feld spaziert, kann mit etwas Glück Zeuge eines Schauspiels werden, das sich jährlich um diese Zeit wiederholt: der Hochzeitstanz der Rehe, von den Jägern „Blattzeit“genannt. Da ignoriert die sonst so scheue Wildart ihre Angst vor Menschen. Und dann zeigen sich Rehe – völlig in die Paarung vertieft – an Plätzen, wo man sie sonst nur selten zu Gesicht bekommt.
Weil die Rehböcke auf der Suche nach paarungsbereiten Geißen große Entfernungen zurücklegen, ist laut Mitteilung des Forstbetriebs Sonthofen viel Bewegung beim Wild festzustellen. Das Problem: Laut Forstbetriebsleiter Jann Oetting sind Verkehrsteilnehmer nun mit Wild auf der Straße zu einer Tageszeit konfrontiert, in der das die Fahrer nicht vermuten. Oetting rät, in Waldgebieten mit markierten Wildwechsel-Schwerpunkten besonders aufmerksam zu fahren.
Der Begriff Blattzeit hängt mit der Jagd zusammen. Gerade in früheren Jahren ahmten Jäger mit einem Buchenblatt Laute der weiblichen Rehe nach, erklärt Jörg Finze, Berufsjäger beim Forstbetrieb Sonthofen. Da habe es für manchen Bock ein böses Erwachen gegeben, wenn die betörenden Laute nicht von einer paarungsbereiten Rehgeiß kamen, sondern von einem Jäger ...
Heute hat diese Jagd-Art laut Finze nicht mehr den Stellenwert wie früher. Zudem beherrschten den Lockruf mit dem Buchenblatt nur noch die wenigsten Jäger. Stattdessen gebe es „Rehblattern“aus verschiedenen Materialien und sogar eine App, die Jägern beim Erlernen der Ruf-Laute helfen soll.
Eine Frage am Rande: Wenn sich Rehe jetzt paaren, ihre Kitze aber erst im nächsten Mai zur Welt bringen ... sind sie so lange trächtig? Laut Finze haben Rehe eine sogenannte „Ei-Ruhe“: Die Entwicklungsverzögerung bewirkt, dass sich der Embryo erst entwickelt, wenn die nahrungsarme Zeit im Winter vorbei ist und das Frühjahr dem Wild mit frischer, nährstoffreicher Äsung die bestmöglichen Startbedingungen gibt.