Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kuchen essen und Katzen kraulen

In einem Berliner Café gehen Besucher mit den Vierbeiner­n auf Tuchfühlun­g

- Von David Schwarz

BERLIN (dpa) - Auf einer Sitzbank am Fenster liegt die Katze Caroline und gähnt. Währenddes­sen klettert Kater Kenzo auf einem Flügel am anderen Ende des Cafés herum. Der graue Stubentige­r Jewels lässt sich dagegen lieber das flauschige Fell kraulen und schnurrt zufrieden. Dazwischen sitzen Gäste, genießen Kaffee und Kuchen und beobachten das bunte Treiben im Katzencafé „Zur Mieze“im Berliner Bezirk Charlotten­burg.

„Meine Gäste sagen oft: Das ist ja wie bei mir zu Hause im Wohnzimmer hier“, erzählt die Besitzerin des Cafés, Caroline Braune. Das ist auch die Atmosphäre, die sich die promoviert­e Biologin in ihrem Café wünscht. Zum Konzept von „Zur Mieze“(www.zur-mieze.de/) gehört auch die Verbindung mit Musik. Einmal pro Woche spielt ein Pianist ein klassische­s Konzert.

In mehreren deutschen Städten gibt es inzwischen ähnliche Einrichtun­gen. Erst vor kurzem eröffnete in Hamburg der „Katzentemp­el“, dessen Betreiber auch in Nürnberg und München (http://katzentemp­el.de) solche Cafés hat. In Köln heißt ein Katzencafé „Café Schnurrke“(www.cafeschnur­rke.de), in Bielefeld „Miezhaus“(www.katzencafe­miezhaus.de)

Beliebtest­es Haustier

Katzen sind mit 13,4 Millionen Tieren in Haushalten bundesweit das beliebtest­e Heimtier, sagt Kathrin Fichtel vom Forschungs­kreis Heimtiere in der Gesellscha­ft. „Der Mythos Katze kreist um die Faszinatio­n ihrer Ambivalenz: Sie gilt zugleich als Schmusekat­er und kleiner Tiger“, so Fichtel.

Es sei von der Forschung belegt, dass Tiere ein Katalysato­r für die Interaktio­n zwischen Menschen sein können. Sie bieten nach Ansicht von Fichtel Gesprächss­toff, Aufheiteru­ng und Abwechslun­g. Das Streicheln des weichen Fells sorge für die Ausschüttu­ng des „Kuschelhor­mons“Oxytocin und die Senkung des Stresshorm­ons Cortisol.

Ähnliche Effekte beobachtet Braune häufig auch bei ihren Gästen. Wer mit schlechter Laune ins Café kommt, fühle sich oft besser, wenn er die Vierbeiner einige Zeit beobachtet.

Für Braune steht das Wohl ihrer Katzen aber an erster Stelle. Es sei klar, dass das Café das Zuhause der Tiere ist. Das müssten die Gäste akzeptiere­n, erklärt Braune. So wird beispielsw­eise ein Sessel nicht für einen Gast freigemach­t, wenn es sich eine der Katzen dort gemütlich gemacht hat.

Grundsätzl­ich sollte man die Tiere nie bedrängen, macht auch Heidi Bernauer-Münz von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz deutlich. Sie mögen es nicht, wenn man sie hochnimmt. Besser ist es, sich als Besucher ruhig hinzusetze­n und zu warten, ob eines der Tiere von sich aus den Kontakt sucht. Möchte die Katze aber auf Distanz gehen und sich zurückzieh­en, so muss man das akzeptiert­en. Auf die Verhaltens­regeln im Café macht Braune inzwischen auch in den Tischkarte­n aufmerksam.

Bernauer-Münz betont, dass die Tiere die Möglichkei­t haben sollten, sich auf verschiede­ne Ebenen zu begeben. Katzen beobachten das Geschehen gerne von oben. Auch die Katzen in Braunes Café laufen gerne oben herum.

Außerdem ist es vom Veterinära­mt vorgeschri­eben, dass in einem Katzencafé Rückzugsrä­ume für die Tiere vorhanden sein müssen. Die Auflagen stellen auch sicher, dass es genug Platz gibt. Braunes Katzen haben außerdem die Möglichkei­t, frische Luft zu schnappen, und es gibt einen Quarantäne­raum für erkrankte Tiere. Der Küchenbere­ich ist durch eine Fensterfro­nt vom Rest des Cafés abgeschlos­sen. So wird die Lebensmitt­elhygiene gewahrt.

Braune arbeitet mit dem Verein „Hand in Hand for Cats“zusammen, der sich für den Schutz von Katzen einsetzt. Die Tiere in ihrem Café sind ehemalige Straßenkat­zen aus der Ukraine und kamen sehr jung bei Braune an. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass die manchmal eigenwilli­gen Tiere rundum gesund sind und sich in Gruppen wohlfühlen.

Das Leben in einem Katzencafé ist nicht für jede Katze etwas. Die Tiere seien große Individual­isten, erklärt Bernauer-Münz. Viele von ihnen leben weder mit Artgenosse­n noch mit fremden Menschen gerne auf engem Raum zusammen.

Diese Erfahrung hat auch Braune gemacht. Eine Katze, die sich im Café nicht mehr wohlfühlte, hat sie bei Freunden untergebra­cht. „Da fühlt die sich nun pudelwohl.“Eigene Katzen dürfen Gäste mit Blick auf die empfindlic­he Gruppendyn­amik daher auf keinen Fall mitbringen.

„Meine Gäste sagen oft: Das ist ja wie bei mir zu Hause im Wohnzimmer hier.“Katzencafé-Betreiberi­n Caroline Braune

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FOTO: DPA Café-Besitzerin Caroline Braune mit Kater Jackey-Smokey: Zum Konzept von „Zur Mieze“gehört auch die Verbindung mit Musik. Einmal pro Woche spielt ein Pianist ein klassische­s Konzert.
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FOTO: DPA Katze Greta hat einen eigenen Kratzbaum – und schaut dem Treiben von oben zu.

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