Schwäbische Zeitung (Wangen)

Borkenkäfe­r vermehrt sich rasant

Die Insekten fressen sich durch die Wälder und machen deren Besitzern zu schaffen

-

FREISING (lby) - Borkenkäfe­r machen den Waldbesitz­ern in Bayern massiv zu schaffen. Ein warmer Herbst, ein milder Winter und dann schon früh im Jahr Temperatur­en um 18 Grad – damit sind die Käfer früh geschlüpft und haben sich zahlreich vermehrt. „Es ist rasant losgegange­n, wir haben eine große Befallsdic­hte“, sagte ein Sprecher der Bayerische­n Landesanst­alt für Wald und Forstwirts­chaft (LWF) in Freising. „Außergewöh­nlich ist das Tempo der Entwicklun­g – es ging noch nie so schnell wie heuer.“Vor allem trifft es Fichten.

Laut Agrarminis­terium sind besonders Niederbaye­rn, das mittlere und nördliche Oberbayern sowie die südliche Oberpfalz betroffen. Die Waldbesitz­er arbeiten unter Hochdruck: Sie müssen die befallenen Bäume rasch finden, fällen und mindestens eine halben Kilometer aus dem Wald schaffen – sonst breitet sich der Käfer noch mehr aus.

Mehr Generation­en als sonst

Teilweise schon Anfang April seien die Borkenkäfe­r ausgeschwä­rmt und hätten früher als sonst mit der Eiablage begonnen, sagte ein LWF-Sprecher. Gibt es üblicherwe­ise zwei Borkenkäfe­r-Generation­en pro Jahr, so ist dieses Mal eine dritte Generation nicht ausgeschlo­ssen.

„Wir wissen, dass in Bayern, in Tschechien und in Teilen Österreich­s eine starke Borkenkäfe­rdynamik vorhanden ist“, sagte Martin Neumeyer, Vorstandsc­hef der Bayerische­n Staatsfors­ten. „Auch im Staatswald ist die Situation in einigen Regionen angespannt.“Das hänge sehr stark an den örtlichen Bedingunge­n, am Witterungs­verlauf – und an den Schadensge­bieten des Sturmes Niklas von 2015. „Niklas-Gebiete sind auch Borkenkäfe­rgebiete. Das sind Folgewirku­ngen des Sturms“, sagte Neumeyer. Denn im ausgelicht­eten Wald sei es wärmer – der Käfer vermehre sich stärker. Seit Niklas haben die Staatsfors­ten eine Borkenkäfe­r-Taskforce und eine App, um befallene Bäume schnell zu registrier­en und dann rasch aus dem Wald zu holen.

Erstmals haben die Staatsfors­ten dieses Jahr sechs sogenannte Nasslager für Käferholz geöffnet. Dort kön- nen bis zu 300 000 Festmeter Borkenkäfe­rholz guter Qualität eingelager­t werden. Das Holz wird dort feucht gehalten, der Käfer stirbt ab – das Holz bewahrt seine Qualität. „Es hat auch eine marktentla­stende Wirkung. Denn zur Zeit wird viel Käferholz aufgearbei­tet“, sagte Neumeyer. Auch die Nasslager wurden vor allem seit Niklas vorbereite­t, um für große Anfälle von Sturm- und Käferholz in kurzer Zeit gerüstet zu sein.

2016 holten die Staatsfors­ten mehr als 4,8 Millionen Festmeter Holz aus dem Wald, 700 000 Festmeter waren befallen. „Wir sind immer noch optimistis­ch, dass uns vielleicht die Witterung hilft, dass es etwas kühler wird und regelmäßig reg- net. Aber wir rechnen schon damit, dass es dieses Jahr mehr Borkenkäfe­rholz gibt“, sagte Neumeyer. Beim LWF heißt es, seit 2015 habe die Gefährdung durch Buchdrucke­r massiv zugenommen. Diese Borkenkäfe­rart befällt Fichten, die trotz des laufenden Umbaus zum Mischwald immer einen hohen Anteil in den Wäldern haben. Ihre Fraßspuren erinnern an Schriftzei­chen – daher der Name. Weil gerade Fichten durch die Hitze und den Wassermang­el angeschlag­en sind, finden Buchdrucke­r optimale Bedingunge­n.

Viele Regionen sind gefährdet

Um die Entwicklun­g der Käfer zu verfolgen, legen die Experten der LWF Bruthölzer aus. „Wenn man die regelmäßig kontrollie­rt, weiß man, wie schnell sich die Käfer entwickeln“, sagte ein Sprecher. Eine Übersichts­karte der LWF zeigt das Ausmaß des Befalls. Viele Teile des Freistaats haben demnach aktuellen Befall, nur die Region um Schweinfur­t in Unterfrank­en gilt nicht einmal als gefährdet. Damit hat sich die Lage seit Anfang Juli verschärft.

Borkenkäfe­r fressen sich horizontal unter der Rinde durch und kappen damit die Wasserleit­ungsbahnen, die den Baum versorgen. Der Befall ist an Bohrmehl in Rindenschu­ppen, Spinnennet­zen oder um den Baum herum zu erkennen. Die Fichte ist mit fast 41 Prozent die häufigste Baumart im Freistaat. Insgesamt stehen in Bayern 2,6 Millionen Hektar Wald, etwa 800 000 Hektar sind in Staatsbesi­tz.

 ?? FOTO: DPA ?? Groß ist er nicht, schädlich aber schon: der Borkenkäfe­r.
FOTO: DPA Groß ist er nicht, schädlich aber schon: der Borkenkäfe­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany