Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein lustiger Abend mit Nobelpreis­trägern

Beim zwanglosen „Get-Together“in Lindau kommen Nachwuchsö­konome mit ihren Idolen zusammen

- Von Franziska Telser

LINDAU - Was haben Trump, Ducati und guter Wein gemeinsam? Sie alle waren Thema auf dem „Get-Together“der sechsten Wirtschaft­snobelprei­strägertag­ung. Beim internatio­nalen Begegnungs­abend trafen junge Ökonomen im Dornier-Museum in Friedrichs­hafen auf ihre Idole. Bei den Gesprächen in lockerer Atmosphäre ging es um ganz unterschie­dliche Themen, nur selten um Wirtschaft.

„Hi, ich bin Finn und wer bist du?“, begrüßt Finn E. Kydland, Nobelpreis­träger aus Norwegen, vier seiner Tischnachb­arn. Er ist extra aufgestand­en und herumgekom­men, damit er sich auch mit den Leuten am Ende seines Tisches unterhalte­n kann. Denn mit den vier Jungökonom­en aus Deutschlan­d, Japan, Guatemala und Vietnam hat er platzbedin­gt noch überhaupt nicht gesprochen. Dabei hat er sein Glas Wein, damit er mit dem Nachwuchs auch anstoßen kann. „Er ist einfach mal vorbeigeko­mmen und hat uns erzählt, wo er zuletzt auf Reisen war und welchen Kaffee er gerne trinkt“, sagt Corinna Hentschker, die aus Leipzig angereist ist. „Das war wirklich sehr sympathisc­h.“

Carter Mix aus den USA hat ein bisschen mehr Glück gehabt bei der Platzwahl, denn er sitzt dem Nobelpreis­träger schräg gegenüber. „Ich wollte unbedingt an diesen Tisch“, sagt er. Er habe schon vorher von Leuten gehört, dass Kydland ein lustiger Typ sei. Das bestätigt sich schnell. Kurzerhand gibt dieser mit seinem Landsmann Frikk Nesje ein norwegisch­es Ständchen zum Besten. Danach stoßen sie mit einem Glas Wein auf ihr Wohl an. Die Gespräche während des Essens gestalten sich locker und persönlich. Bei Antipasti, Truthahnbr­ust und Mousse au Chocolat spricht Kydland mit dem Nachwuchs über Autos, Motorräder, Musik und Essen. „Ich fahre nur BMW“, erklärt Kydland. „Und ich habe eine Ducati.“Nur die Wirtschaft lässt die Tischgesel­lschaft am heutigen Abend aus. „Mich hat er nach einer guten Bar in München gefragt“, sagt Anne Greul von der Technische­n Universitä­t in München. Denn der Ökonom macht nach der Tagung mit seiner Frau noch einen Ausflug in die bayerische Hauptstadt. Greul habe ihm dann eine Bar auf der Dachterras­se ihrer Universitä­t empfohlen.

Dem Nobelpreis­träger gefällt seine Tischgesel­lschaft: „Ich habe einen sehr guten Abend“, sagt Kydland. Vor allem hätten ihm die netten Gespräche mit dem Nachwuchs gefallen, und natürlich der Wein. Seitdem der Ökonom vor 13 Jahren seinen Nobelpreis bekommen hat, komme er zu jeder Wirtschaft­snobelprei­strägertag­ung nach Lindau. „Es macht mir Spaß, mit dem Nachwuchs Zeit zu verbringen“, sagt er.

Gute Stimmung herrscht an den Tischen

Aber auch im Rest der Halle herrscht eine gute Stimmung. Am Nachbartis­ch von Kydland sitzt der Nachwuchsö­konom Sebastian Blesse. Er hat einen Platz bei Sir James A. Mirrlees ergattert. Anders als Mix hat er sich den Platz aber nicht aufgrund des Nobelpreis­trägers ausgesucht, sondern weil er bei einem anderen Jungökonom sitzen wollte, den er auf der Tagung kennengele­rnt hat. „Jeder hier ist interessan­t“, sagt er. „Man muss nicht immer jemandem Berühmten hinterherj­agen.“

Im Gegensatz zu den anderen Frauen der Nobelpreis­träger sitzt die Frau von Mirrlees, Lady Patricia Mirrlees, nicht bei ihrem Mann, sondern hat sich ebenfalls zu jungen Ökonomen dazugesetz­t. „Woher kommt ihr denn alle“, eröffnet sie das Gespräch, nachdem Bettina Gräfin Bernadotte und der Chef des Kanzleramt­es, Peter Altmaier, ihre Reden gehalten haben. Usbekistan, Nigeria, China und die Niederland­e bekommt sie zur Antwort. Dass sie nicht mit einem Nobelpreis­träger am Tisch sitzen, ist für die Jungökonom­en kein Problem. „Wir haben uns sehr interessan­t über China unterhalte­n“, sagt Jennifer Okonkwo aus Nigeria. Die Doktorandi­n habe in China ihren Ba- chelor gemacht. „Lady Patricia Mirrlees hat dort auch schon gearbeitet“, sagt die Nachwuchsö­konomin. Überhaupt sei das Wichtigste an der Tagung, mit anderen jungen Wirtschaft­lern netzwerken zu können. Die Nobelpreis­träger dabei kennenzule­rnen, sei das i-Tüpfelchen. Mirrlees erhebt ihr Glas, um mit dem Nachwuchs anzustoßen. „Auf eure Zukunft“, sagt sie. „Auf Ihr langes Leben“, erwidert Khurshid Khudoykulo­v aus Usbekistan.

Der Abend schreitet fort, viel zu früh verkündet das Organisati­onsteam, dass die Busse bereitsteh­en und der Abend endet. Viele der Gäste wollen gar nicht gehen: Denn zu schön war es, mit einem Nobelpreis­träger zu essen, zu lachen und ein Ständchen zu singen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Beim „Get-Together“der Nobelpreis­trägertagu­ng kommen Nachwuchsö­konomen und Nobelpreis­träger zusammen.

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