Bald kommen die Kühe zurück ins Tal
Bisher ist die Saison sehr gut gelaufen, sagt Vereinsgeschäftsführer Michael Honisch
IMMENSTADT - Abschied nehmen von den grünen Bergwiesen heißt es in den nächsten Wochen für mehr als 30 000 Jungrinder und Milchkühe in den Allgäuer Alpen. In der ersten Septemberhälfte finden die meisten Viehscheide in der Region statt.
Bisher sei die Saison sehr gut verlaufen, sagt Michael Honisch, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu (AVA). Das warme Wetter und zwischendurch immer wieder Regenfälle hätten zu einem guten Wachstum der Weiden geführt. Unwetter hätten bisher keine größeren Schäden angerichtet. Am Grünten allerdings sollen drei Schumpen vom Blitz erschlagen worden sein.
Bei einem Besuch im Ostallgäu hatte Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner kürzlich der Alpwirtschaft zugesichert, dass die sogenannten Ausgleichszulagen für benachteiligte Gebiete (also die Alpen) weiter gezahlt werden. Dieser Subvention sei es zu verdanken, dass die Zahl der Alpen im Allgäu seit vier Jahrzehnten in etwa gleich geblieben ist. Derzeit gibt es im Allgäu 695 Alpen, davon haben 170 eine Konzession zum Bewirten von Wanderern und Ausflüglern. Heuer war es laut AVA etwas schwieriger, genügend Alptiere aus den unmittelbaren Talschaften zu bekommen.
Mit einer Informationskampagne wollen der Bayerische Bauernverband und die Alpwirtschaftlichen Vereine im Allgäu und in Oberbayern Wanderer mit Hunden für die Probleme der Alpwirtschaft sensibilisieren. Hunde sollten in der Nähe der Alpen unbedingt an der Leine gehalten werden, sagt Honisch. Zum Weidevieh müsse ausreichend Abstand eingehalten werden.
Im Miteinander von Freizeitsportlern und Alpwirtschaft gebe es nur gelegentlich Probleme, berichtet Honisch: „Die weitaus meisten verhalten sich vernünftig.“Die wenigen Auswüchse aber seien zum Teil gravierend: So hätten Unbekannte mit einer Zange einen Zaun durchgeschnitten – offensichtlich, um Pilze im eingezäunten Bereich zu suchen.
Ein Geben und Nehmen
Sowohl die Tourismusbranche als auch die Alpwirtschaft seien sich aber bewusst, dass die eine von der anderen profitiert, sagt Honisch. So sei es ein Verdienst der Alpwirtschaft, dass es in der Allgäuer Kulturlandschaft neben den Wäldern so viele Freiflächen gibt, weil sie seit Jahrhunderten als Weideland genutzt werden. Andererseits profitiere die Alpwirtschaft von der Direktvermarktung regionaler Produkte und der Bewirtung der Gäste.
Dieses Jahr durfte zum ersten Mal der „Allgäuer Sennalpkäse“mit geschützter Ursprungsbezeichnung produziert und als solcher bezeichnet und verkauft werden. Für die Alpen sei das eine gute Chance der Wertschöpfungssteigerung, sagt Honisch. Damit werde auch „ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der liebenswerten Kulturlandschaft geleistet“, schrieb Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner.
Mit Nachdruck wehrt sich die Alpwirtschaft gegen eine Wiederansiedlung des Wolfs in den Allgäuer Alpen. Es gebe kein geeignetes Herdenschutz-Management, sagt Honisch. Nach seinen Informationen gibt es derzeit in Deutschland 500Wölfe in 46 Rudeln. Der Zuwachs der Gesamtpopulation liege bundesweit bei 30 Prozent jährlich. Nach Ansicht von Fachleuten ist es deshalb nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf im Allgäu wieder sesshaft wird und sich vermehrt. Bisherige Sichtungen waren einzelne, durchziehende Tiere. Honisch glaubt: „Das würde dann so wie beim Biber.“
Dieses Jahr durfte zum ersten Mal der „Allgäuer Sennalpkäse“mit geschützter Ursprungsbezeichnung produziert und als solcher bezeichnet und verkauft werden.