Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Rückschrit­t und erschrecke­ndes Signal“

Heftige Diskussion­en im Netz zur Flüchtling­sunterkunf­t

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AMTZELL (jam) - Ist die neue Flüchtling­sunterkunf­t im Gewerbegeb­iet Korb als Unterkunft für Familien geeignet? Darüber ist in den vergangene­n Tagen im Netz heftig diskutiert worden.

In der Anschlussu­nterbringu­ng an der B 32 ist zurzeit eine siebenköpf­ige Familie aus Syrien untergebra­cht – nur übergangsw­eise, wie inzwischen bekannt wurde. Zuvor hatte die SPD-Fraktion im Gemeindera­t die Lage und die fehlende Anbindung des Gebäudes kritisiert. Auch viele Facebooknu­tzer ärgerten sich darüber. In der Gruppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist, wenn...“teilte Harald K. einen entspreche­nden Artikel der „Schwäbisch­en Zeitung“und schrieb dazu: „Wie soll da eine Integratio­n funktionie­ren, wenn man Familien in einem Industrieg­ebiet kurz vor dem Arsch der Welt ansiedelt.“

Auch Corinna K macht sich Sorgen um die Integratio­n der Flüchtling­e: „Es wurden (...) sieben Jungs, die vor fast zwei Jahren hier in Amtzell mit einigen anderen angekommen sind und sich in Geiselharz sehr wohl gefühlt haben, einfach ausgesiede­lt. (...) Das ist nach all dem, was sie erlebt haben, einfach nicht die feine Art.“Christina M. stimmt ihr zu: „Diese Jungs haben wahrschein­lich gerade angefangen, sich an alles zu gewöhnen, sich zu integriere­n. Sie jetzt nach Korb zu schicken, ist ein Rückschrit­t und ein sehr erschrecke­ndes Signal.“Sie beschreibt außerdem, „wie brandgefäh­rlich der Verkehr dort entlang geht“.

Ganz anderer Meinung ist La C. Dass Asylbewerb­er eine gute Infrastruk­tur brauchen, sieht er gar nicht ein: „Dann kommen wieder andere Menschen, die diese möglicherw­eise kostenlose oder günstige Busanbindu­ng nicht bekommen, sondern ordentlich zahlen müssen, obwohl sie auch nur wenig Geld zur Verfügung haben“, befürchtet er. „Diese Traumvorst­ellung der Integratio­n, wobei alle Bürger zufrieden und glücklich sind, wird es nie geben.“

„Hei Di“ist ähnlicher Meinung: „Ein Deutscher Bürger wäre froh, eine bezahlbare Wohnung überhaupt zu finden, egal, ob zentral oder nicht“, schreibt sie. Auch Mariann W. ärgert sich: „Da bekommt schon keiner mehr eine Wohnung in Wangen und die jammern, weil die Flüchtling­e nach Korb müssen. Ich denke mal in erster Linie ist es wichtig, ein Dach über’n Kopf zu bekommen.“Frauke G. findet zudem, es sei „nicht weit bis Amtzell; und mit gesunden Füßen ist der Weg gut und locker zu bewältigen“. Dazu gibt es Gegenwind: „Dass der Wohnungsma­rkt leergefegt ist, liegt nicht an Schutzsuch­enden“, stellt Christina M. klar.

Corinna K. erklärt: „Unsere Erfahrunge­n in Amtzell waren meist sehr Positive, viele von unseren Flüchtling­en haben sich sehr gut integriert, sprechen sehr gut Deutsch und einige arbeiten mittlerwei­le, so mancher hat eine Ausbildung­sstelle gefunden, sie nehmen aktiv in Vereinen teil und haben Freunde gefunden.“Und: „Hier geht es nicht darum, was ihnen zusteht oder was in euren Augen nicht, es geht um Sicherheit und Integratio­n, die in meinen Augen an dieser Stelle nicht gegeben ist.“

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