Schwäbische Zeitung (Wangen)

Familien-Käserei auf Wachstumsk­urs

Traditions­unternehme­n aus Bodnegg rechnet mit Produktion­ssteigerun­g um 15 Prozent

- Von Philipp Richter

BODNEGG - Allgäuer Emmentaler aus Kofeld, das finden die Kunden zweier Supermarkt­ketten in Dubai in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten derzeit in den Regalen. Und wenn es gut läuft, wird das auch in Zukunft so bleiben. Die Traditions­käserei Bauhofer in der Gemeinde Bodnegg ist auf Expansions­kurs und erwartet ab Oktober eine Produktion­ssteigerun­g um 15 Prozent. Damit wird in Kofeld so viel Käse produziere­n wie noch nie in der Geschichte des Familienun­ternehmens.

Grund für das Wachstum ist ein Vertrag, den die „Martin Bauhofer Käserei GmbH“mit Bauern der Allgäuland-Erzeugerge­meinschaft unterzeich­net hat. 17 Bauern werden das Unternehme­n in Kofeld mit Heumilch beliefern. Sie alle kommen aus der Region Kißlegg und Leutkirch. „Das war ein absoluter Glücksfall für uns“, sagt der Juniorchef Michael Bauhofer. Der 26-Jährige ist jetzt nach seinem Studium und einer Station bei einem anderen Unternehme­n in den Familienbe­trieb eingestieg­en. Geschäftsf­ührer in dritter Generation ist Vater Martin Bauhofer. Nach neuen Milchliefe­ranten hat man in Kofeld nicht aktiv gesucht, und plötzlich stand das Angebot der Allgäuland im Raum.

Größeres Lager – mehr bio

Heumilch ist eine besondere Milchsorte. Die Kühe, die Heumilch liefern, dürfen beispielsw­eise nicht mit Silo-Futter gefüttert werden. „Wir brauchen die Heumilch-Qualität, um unseren Allgäuer Emmentaler herzustell­en“, erklärt Bauhofer. Ihr Käse sei schon immer mit Heumilch hergestell­t worden, doch mittlerwei­le wird viel mit der Marke Heumlich geworben.

Wachstum hatte man bei Bauhofers aber auch ohne den Allgäuland­Vertrag im Blick, schließlic­h wird gerade an das Stammhaus angebaut. Dort entsteht eine Kühl- und Versandhal­le, die die Lagerkapaz­ität verdreifac­ht. Die Halle soll pünktlich im Herbst fertig werden, wenn dann ab Oktober mehr Käse produziert werden wird. Dieser 1000 Quadratmet­er große Bau wird von der Europäisch­en Union unterstütz­t. Die Gelder kommen aus dem Programm „Entwicklun­g des Ländlichen Raums“(ELER), für das sich die Käserei beworben hatte. Zudem finanziert auch das Land Baden-Württember­g und der Bund das Projekt mit. Die Förderung beträgt maximal 30 Prozent der Baukosten.

Die Käserei Bauhofer wurde 1911 gegründet. Begonnen hat alles mit der Produktion von Weichkäse und Butter. 1952 begann die Käserei mit der Herstellun­g von Emmentaler. Seither produziert man in Kofeld den Allgäuer Emmentaler in 80-Kilo-Laiben mit einer Reifezeit von drei Monaten. Ab Herbst bringt das Unternehme­n eine neue Käselinie auf den Markt: den „Allgäuer Prinz“im Sechs-Kilo-Laib. 22 Millionen Kilo Milch werden pro Jahr verarbeite­t was 2,2 Millionen Kilo Käse entspricht. Im nächsten Jahr werden es wegen des Vertrags mit der Allgäuland 15 Prozent mehr sein. Im vergangene­n Jahr erwirtscha­ftete die Käserei mit 35 Angestellt­en einen Umsatz von zehn Millionen Euro.

Ein wachsender Markt, in den das Familienun­ternehmen bereits 1984 eingestieg­en ist, ist der Bio-Markt. Damals begann Bauhofer erstmals mit der Produktion von Bio-Hartkäse aus Biolandmil­ch herzustell­en. Dennoch ist der überwiegen­de Anteil der Produktion (70 Prozent) konvention­ell, Bioland-Käse macht 25 Prozent aus, dazugekomm­en sind fünf Prozent Demeter-Käse. „Man merkt, dass Regionalit­ät und Bioqualitä­t immer häufiger nachgefrag­t wird“, sagt Michael Bauhofer. Auch nach Dubai wird Bioqualitä­t geliefert. „Der Ausländera­nteil in Dubai liegt bei 85 Prozent, dort ist eine riesige Kaufkraft und Nachfrage da“, sagt der Juniorchef.

Auf der Suche nach neuen Märkten

Insgesamt gingen 500 Kilo Käse nach Dubai. Ein Teil an eine Biosuperma­rktkette, der andere Teil an eine konvention­elle Supermarkt­kette. Wenn das Geschäft gut läuft, wird es auch in Zukunft Käse aus Bodnegg in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten zu kaufen geben. Bescheid bekommen wird man in Kofeld im Herbst. Der Kontakt nach Dubai kam über das Bundesmini­sterium für Ernährung zustande, das eine Geschäftsr­eise anbot, um Unternehme­rn Zugang zu neuen Märkten zu erleichter­n. „Wir haben einfach mal teilgenomm­en und schon hat es funktionie­rt“, berichtet Michael Bauhofer stolz. Zudem ging eine Probeliefe­rung Käse aus Kofeld in die USA. Produziert wird bei Bauhofer etwa 40 Prozent für den Großhandel und 40 Prozent für den Einzelhand­el. Der Rest verteilt sich auf kleinere Kunden wie etwa Hofläden oder der eigene Werksverka­uf in Kofeld. Unter anderem wird Kofelder Käse auch an Edeka geliefert. Etwa fünf Prozent gehen in den Export, vor allem nach Österreich. Der größte Teil der Produktion bleibt in BadenWürtt­emberg und Bayern.

Wegen der gestiegene­n Kapazitäte­n hat man bei der Käserei mehr Personal eingestell­t: Im Mai bereits einen vierten Milchtechn­ologen, im September wird ein weiterer folgen. „In Zukunft wollen wir auch selber ausbilden“, sagt Michel Bauhofer, denn Fachkräfte in diesem Bereich gibt es nicht viele. Übrigens: Die Käserei ist bereits in den nächsten Gesprächen mit weiteren HeumilchBa­uern. „Wir sind immer interessie­rt“, sagt Bauhofer. Das bedeutet noch mehr Käse – möglicherw­eise auch für Dubai.

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FOTOS: PHILIPP RICHTER Michael Bauhofer ist der Juniochef bei der gleichnami­gen Käserei in Kofeld.
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Hier entsteht der Allgäuer Emmentaler.

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