Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kindheitse­rinnerunge­n

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Drei Postkarten – und schon waren sie wieder wach: Die Erinnerung­en an meine Kindheit. Ganz in der Nähe des Gasthauses Sonnenhald­e bin ich groß geworden. In meinem Kinderzimm­er hörte ich die Stimmen, der sich im Biergarten amüsierend­en und sich unterhalte­nden Gäste. Bis spät in die Nacht. Keiner regte sich auf. Weil das „Enderle“einfach dorthin gehörte. Kaum dem Kindergart­en entwachsen, schickte mich der rauchende Onkel häufig ins „Enderle“, um für zwei oder drei Mark eine Schachtel HB zu besorgen. Ein entspreche­ndes Kaufverbot für Kinder und Jugendlich­e gab es noch nicht.

Ich erinnere mich genau an den Standort des Automaten, die Theke, die Einrichtun­g, den Stammtisch, an dem der Vater oft saß, und auch an die Rauchwolke­n, die die Gaststube einnebelte­n. Mittags durfte ich als Nachbarski­nd in den Enderle-Garten, um in den Pool zu springen. Luxus pur zu jener Zeit, auch wenn das selbst gebaute Becken gerade einmal für drei bis vier Züge reichte, um vom einem ans andere Ende zu gelangen. Sonntags und an besonderen Tagen wurde in der Sonnenhald­e gegessen. Eine Speisekart­e brauchte ich nie. Hackbraten und Kartoffelp­üree lautete immer meine Wahl. Wahrschein­lich ist das Enderle „schuld“, dass dies noch immer zu meinen Leibspeise­n gehört.

Und dann sehe ich plötzlich dieses Bild aus einer Zeit, in der man Drohnen allenfalls als Begrifflic­hkeit für die Mehrzahl der männlichen Honigbiene kannte. Die Ansicht der (längst abgebroche­nen) Sonnenhald­e kann eigentlich nur aus dem Dachgescho­ss meines Elternhaus­es stammen. Anders kann es nicht sein. Nun also ist auch das Gästehaus Geschichte. Die Erinnerung aber bleibt – an eine gute Zeit. (swe)

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