Schwäbische Zeitung (Wangen)

FDP-Chef: AfD zerstört politische Kultur

Christian Lindner nennt Partei „völkisch“und „autoritär“– Abgrenzung auch von den Grünen

- Von Claudia Kling und Hendrik Groth

DÜSSELDORF - Vier Wochen vor der Bundestags­wahl grenzt sich die FDP scharf von der AfD und den Grünen ab. Im Exklusiv-Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte der FDP-Bundesvors­itzende Christian Lindner in Düsseldorf, es sei absurd, dass mancher Vorschlag der FDP in Zusammenha­ng mit der AfD gebracht werde. Die AfD sei eine Partei, die sich nicht vom „Judenhass, der Homophobie und der Islamophob­ie“distanzier­e. Er halte Vergleiche zwischen FDP- und AfD-Positionen für „eine Verharmlos­ung einer autoritäre­n, völkischen Partei, die unsere politische Kultur zerstören will“. Auch sein Vorschlag, den Krim-Konflikt einzufrier­en, um mit Russland wieder ins Gespräch zu kommen, sei kein Angebot an AfDSympath­isanten, die den russischen Präsidente­n Wladimir Putin bewunderte­n. Er wolle „Härte mit Dialogange­boten“kombiniere­n. Auch wenn die Krim-Besetzung durch russische Soldaten eine „inakzeptab­le Verletzung des Völkerrech­ts“sei, „muss diese Frage erst einmal ausgeklamm­ert werden, um zu sehen, ob es bei Russland an anderer Stelle Bewegung gibt“. Damit entspreche seine Linie der deutschen Entspannun­gspolitik seit 1969.

Lindner griff in dem Zusammenha­ng den Grünen-Spitzenkan­didaten Cem Özdemir direkt an, der zuvor Lindner vorgeworfe­n hatte, sich bei Putin anzubieder­n. „Für mich ist es eine schauderha­fte Vorstellun­g, einen Außenminis­ter Özdemir zu haben, der nicht weiß, was die Tradition der deutschen Entspannun­gspolitik war und auf welcher Grundlage der Beitrittsp­rozess mit der Türkei aufgenomme­n wurde.“Diesen Beitrittsp­rozess gebe es nur, weil Europa die völkerrech­tswidrige Besetzung Nordzypern­s eingefrore­n habe.

Im Zusammenha­ng mit der aktuellen Politik des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan wiederholt­e Lindner seine Forderung, die EU-Beitrittsg­espräche mit der Türkei zu beenden. „Wir müssen, selbst wenn wir eigene wirtschaft­liche Nachteile in Kauf nehmen müssten, die Exportbürg­schaften beenden, die Gespräche über eine Zollunion einfrieren, um die Opposition in der Türkei selbst zu stärken.“

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