Schwäbische Zeitung (Wangen)

Koalition uneins über Umgang mit Ditib

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STUTTGART (lsw) - Der CDU-Abgeordnet­e Bernhard Lasotta fordert, dass das Land angesichts zunehmende­r Spannungen zwischen Deutschlan­d und der Türkei nicht weiter mit dem Moscheever­ein Ditib kooperiert – und stößt damit auf Ablehnung beim Koalitions­partner. „Wir brauchen eine konsequent­e Gangart auf Landeseben­e und dürfen nicht mehr mit Institutio­nen kooperiere­n, die von der Regierung in Ankara gesteuert werden“, sagte der integratio­nspolitisc­he Sprecher seiner Fraktion der Deutschen Presse-Agentur.

Lasotta will die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) nicht weiter in den Beiräten zum islamische­n Religionsu­nterricht und am Lehrstuhl für Islamwisse­nschaften an der Universitä­t Tübingen vertreten wissen. Gleiches gelte für den runden Tisch der Religionen. Zudem dürfe der Ditib-Antrag auf Anerkennun­g als Körperscha­ft des öffentlich­en Rechtes mit dem Ziel, islamische­n Religionsu­nterricht erteilen zu können, nicht genehmigt werden. Die Linientreu­e der Ditib treibe einen Keil in die türkische Gemeinscha­ft und wirke der Integratio­n entgegen. Die Ditib war für eine Stellungna­hme zunächst nicht erreichbar.

Willi Halder (Grüne) warnte vor vorschnell­en Reaktionen. Das Thema eigne sich nicht für Wahlkampfz­eiten. „Wir müssen aber nach dem, was in den vergangene­n Wochen und Monaten passiert ist, die Entwicklun­g in der Türkei und die Rolle von Ditib hierzuland­e sehr genau beobachten, um die weitere Zusammenar­beit gegebenenf­alls neu zu bewerten.“Dabei dürfe man die liberalen Kräfte in der Ditib nicht schwächen. Ähnlich hatte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) argumentie­rt.

Der SPD-Abgeordnet­e Sascha Binder verwies darauf, dass die Zusammenar­beit mit dem Islamverba­nd auf kommunaler Ebene nach wie vor gut funktionie­re. Stelle sich allerdings heraus, dass Ditib als verlängert­er Arm von Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogans AKP tätig sei und sogar islamistis­chen Tendenzen in der türkischen Gemeinde Vorschub leiste, müsse die Zusammenar­beit auf den Prüfstand.

Der FDP-Abgeordnet­e Nico Weinmann sieht die Ditib kritisch: „Die Kooperatio­n mit Ditib unterstütz­t nicht, wie die Grünen noch immer zu glauben scheinen, die Integratio­n von Migranten, sondern konterkari­ert sie auf ganzer Linie.“

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FOTO: DPA Bernhard Lasotta

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