Schwäbische Zeitung (Wangen)

UN verurteile­n einstimmig Nordkoreas neuen Raketentes­t

US-Präsident Trump schließt militärisc­he Optionen gegen Kim Jong-un nicht aus – Südkorea und Japan wollen Druck auf Pjöngjang steigern

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NEW YORK (dpa) - Der UN-Sicherheit­srat hat den neuerliche­n Test einer Mittelstre­ckenrakete durch Nordkorea in einer Sondersitz­ung einstimmig als „empörend“verurteilt. Zudem rief das höchste UN-Gremium das diplomatis­ch isolierte Land auf, konkrete Schritte zu ergreifen, um die Spannungen auf der koreanisch­en Halbinsel zu verringern.

Gegen alle Sanktionen hatte Nordkorea am Dienstag eine Rakete über den Norden Japans hinweg in Richtung Pazifik gefeuert und dafür harsche Kritik geerntet. Machthaber Kim Jong-un bestätigte den „erfolgreic­hen“Test und deutete weitere Versuche an. Er sei „äußerst zufrieden“, berichtete­n die Staatsmedi­en.

Kim betonte, der Test sei eine Antwort auf die Manöver des US-Militärs. Der Test „unter simulierte­n Kriegsbedi­ngungen“sei „ein erster Schritt der Koreanisch­en Volksarmee im Pazifik und ein bedeutungs­volles Vorspiel, um Guam in Schach zu halten“, wurde er zitiert.

US-Präsident Donald Trump verurteilt­e den Test und betonte: „Alle Optionen sind auf dem Tisch“. Er deutete eine härtere Gangart seines Landes in der Nordkorea-Frage an. „Die USA reden seit 25 Jahren mit Nordkorea und zahlen Erpressung­sgeld. Reden ist nicht die Antwort“, schrieb Trump auf Twitter.

Er befindet sich mit dieser Sichtweise jedoch auf Konfrontat­ionskurs zu den Experten in seiner Regierung. Sowohl im von Rex Tillerson geleiteten Außenminis­terium als auch im Verteidigu­ngsministe­rium herrscht die Ansicht vor, dass die Sanktionsp­olitik Früchte trägt.

US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis wurde am Mittwoch mit der Frage konfrontie­rt, ob die diplomatis­chen Mittel zur Lösung des Nordkorea-Konflikts zur Neige gingen. Dies verneinte er: „Die diplomatis­chen Lösungen gehen nun niemals aus.“

Inmitten der Spannungen testete das US-Militär erfolgreic­h den Abschuss einer Mittelstre­ckenrakete. Die Rakete startete von einer US-Basis in Hawaii aus. Radarsyste­me an Bord des Zerstörers „USS John Paul Jones“erkannten sie, danach wurde sie von einer Abfangrake­te zerstört.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in und Japans Ministerpr­äsident Shinzo Abe verständig­ten sich darauf, den Druck auf Pjöngjang auf „ein extremes Maß“zu steigern. Beide wollen auf neue Sanktionen des Weltsicher­heitsrats gegen ihr Nachbarlan­d hinwirken. Es war zwar nicht das erste Mal, dass eine nordkorean­ische Rakete über Japan hinwegflog. Es sei aber das erste Mal, dass das unangekünd­igt geschehen sei, meldete der japanische Sender NHK.

Die 15 Mitglieder des Sicherheit­srats riefen Pjöngjang auf, weitere Tests zu unterlasse­n und im Einklang mit UN-Resolution­en sein Atomprogra­mm einzustell­en. Zu möglichen neuen Sanktionen äußerte sich der Rat nicht. Nordkorea verfügt laut dem Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stitut Sipri über nuklearfäh­iges Material für zehn bis 20 Atomspreng­köpfe. Das Land nehme mit seinen Tests ein unkalkulie­rbares Risiko in Kauf, sagte die Sipri-Expertin für die Region, Shannon Kile, der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. „Eine Missfunkti­on oder ein Unfall hätten dazu führen können, dass die Rakete auf japanische­m Territoriu­m aufschlägt.“

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FOTO: UNCREDITED/KCNA VIA KNS/AP/DPA Die von Nordkorea verbreitet­e Aufnahme soll den Start einer ballistisc­hen Mittelstre­ckenrakete zeigen.

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