Sammlung in Hannover birgt Überraschungen
HANNOVER (dpa) - Fast zeitgleich haben Forscher in der Sammlung des Landesmuseums Hannover sowohl einen bisher unerforschten Fischsaurier mit Nachwuchs im Bauch als auch eine neue Schwimmsaurierart entdeckt. Bei dem Fischsaurier handelt es sich um einen weiblichen Ichthyosaurus, der drei bis dreieinhalb Meter lang war. Damit ist er das größte bisher beschriebene Exemplar dieser Gattung, wie die University of Manchester mitteilte. Das Fossil war Mitte der 1990er-Jahre an der Somerset-Küste in Südwestengland gefunden worden und ist etwa 200 Millionen Jahre alt. Die Steinplatte mit dem trächtigen Saurier ist Bestandteil der Dauerausstellung Wasserwelten in Hannover.
Die Bedeutung des Objektes sei bislang nicht klar gewesen, sagte der deutsche Paläontologe Sven Sachs, der seine Forschungsergebnisse gemeinsam mit Dean Lomax aus Manchester im Fachmagazin „Acta Palaeontologica Polonica“veröffentlicht hat. Sie identifizierten den trächtigen Fischsaurier als Ichthyosaurus somersetensis, eine erst vor Kurzem beschriebene Art. Vom Embryo sind nur Teile der Wirbelsäule, des vorderen Paddels sowie ein paar Knochen erhalten. Fischsaurier hatten eine ähnliche Körperform wie heutige Delfine und viele kleine spitze Zähne in der schnabelartigen Schnauze.
Die Leiterin der Naturkunde-Abteilung, Annette Richter, hatte Kollegen auf bisher unbeachtete Schätze in der Sammlung aufmerksam gemacht. Experten nahmen auch einen Schwimmsaurier des Museums unter die Lupe und identifizierten ihn als neue Art. Thaumatodracon wiedenrothi lebte vor rund 200 Millionen Jahren, wie Adam Smith von der Universität Nottingham und Ricardo Araújo von der Technischen Universität Lissabon in der Fachzeitschrift „Palaeontographica“schreiben. Das Fossil wurde 1969 von dem Sammler an der Küste von Dorset in England entdeckt und gelangte noch im selben Jahr ins Landesmuseum.