Ungerechtigkeit hat sie schon als Kind geärgert
Die Direktkandidaten zur Bundestagswahl im Porträt – Heute: Heike Engelhardt, SPD
KREIS RAVENSBURG - Sie hat ein festes Ziel vor Augen und das desaströse Abschneiden ihrer SPD bei der vergangenen Landtagswahl spornt sie noch mehr an: Heike Engelhardt will bei der Wahl am 24. September das Direktmandat für den Bundestag holen. Davon, dass in Oberschwaben traditionell eher konservativ gewählt wird und ihre Partei bei der Bundestagswahl 2013 kein einziges Direktmandat in Baden-Württemberg geholt hat, lässt sie sich nicht beirren. Im Gegenteil: Die 56-jährige Ravensburgerin, die 2016 auch für den Landtag kandidiert hatte, gibt sich kämpferisch und ist überzeugt, dass es Zeit für „neue Kräfteverhältnisse“ist.
Im März wurde Engelhardt bei der Landesvertreterversammlung der SPD Baden-Württemberg in Schwäbisch Gmünd auf Platz 31 der Landesliste gewählt. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass bei der Bundestagswahl 2013 sämtliche SPDAbgeordnete in Baden-Württemberg ausschließlich über die Landesliste einzogen, bringt ihr dieser hintere Listenplatz nicht viel. Wenn sie nach Berlin will, braucht sie das Direktmandat – also im Verhältnis zu den anderen Kandidaten die meisten Erststimmen im Kreis Ravensburg. „Über die Landesliste bin ich nicht abgesichert, deswegen möchte ich die Menschen davon überzeugen, mir ihre Erststimme zu geben.“
Dass Heike Engelhardt im Gegensatz zur vergangenen Landtagswahl („Da bin ich grandios gescheitert, auch wenn das Ergebnis, bezogen auf den Landesdurchschnitt, besser war als das von vorigen Bewerbern“) im September besser abschneidet, ist für die SPD-Kreisvorsitzende keine Frage, denn: „Die Bürger entscheiden, wen und wessen Inhalte sie glaubwürdig finden. Wer mich wählt, bekommt 100 Prozent Engelhardt.“
Chancengleichheit für Frauen, Gerechtigkeit und das „unbedingte Einstehen für unsere demokratischen Grundwerte“sind ihre wichtigsten Anliegen. „Ungerechtigkeit macht mich fuchsig, das konnte ich als Kind schon nicht ertragen“, sagt die Mutter zweier erwachsener Töchter. „Ich möchte eine humane, friedliche und gerechte Gesellschaft, in der Solidarität noch etwas zählt. Das sind die Ideale, für die ich kämpfe und eintrete.“Besonders die soziale Gerechtigkeit liege ihr am Herzen, weswegen sie die kostenlose Bildung von der Kita bis zur Meisterprüfung oder dem Universitätsexamen fordert. Wichtige Säulen seien dabei gleicher Lohn für gleiche Arbeit und ausreichend bezahlbarer Wohnraum „auch für Menschen mit einem kleineren Geldbeutel“. Als Herausforderung betrachtet Engelhardt außerdem die Aufgabe, älteren Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen. „Dazu gehört eine gute Ausbildung, die Möglichkeit auf einen guten Beruf – und das für Frauen und Männer gleichberechtigt.“
Bildungspolitisch ist die 56-Jährige, die als Grund- und Hauptschullehrerin gearbeitet hat, bevor sie Redakteurin und dann Pressesprecherin im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Weißenau wurde, eine Anhängerin der Gemeinschaftsschule und davon, Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und Nationalität gleiche Chancen für Bildung zu ermöglichen. Für Engelhardt, die in der Stabsstelle der ZfP-Geschäftsführung mittlerweile für Chancengleichheit und Führungskräftetagungen zuständig ist, steht vor allem eins fest: „Wir müssen unsere Demokratie verteidigen vor religiösen Fanatikern und Rechtspopulisten. Dazu gehört aber auch, dass alle Menschen, die zu uns kommen, unsere gesellschaftlichen und freiheitlichen Werte annehmen.“Dazu brauche es ein „starkes Europa, in dem Aufgaben gemeinsam gelöst werden und Staaten, die ihrer Verpflichtung nicht nachkommen zur Verantwortung gezogen werden“.
Positive Einstellung und Biss
Dass man mit Zuverlässigkeit, einer positiven Grundeinstellung und Biss im Leben weiterkommt und Herausforderungen meistern kann, davon ist Engelhardt überzeugt. Für die Theater-, Sprachen- und Musikliebhaberin Engelhardt, die neben der politischen Leidenschaft auch ehrenamtlich im Städtepartnerschaftsverein „Die Brückenbauer“engagiert und Gründungsmitlied der Theatergruppe „Companie paradox“ist, steht fest: „Wenn man sachlich hartnäckig bleibt, kann man etwas bewirken.“
Weitere Berichte zur Bundestagswahl finden Sie im Internet unter www.schwaebische.de/ bundestagswahl-rv2017