Wahlbenachrichtigungen gehen raus
Briefzentrum Weingarten fertigt den Verkehr für 360 000 Briefe ab
WEINGARTEN - In der Halle der Großannahme der Deutschen Post in Weingarten brummt und rattert es. Es hört sich nach geschäftigem Betrieb an, doch Mitarbeiter sind kaum zu sehen. Nur vereinzelt befüllen ein paar Frauen große, graue Maschinen mit Briefen oder stapeln diese in gelbe Kisten. Seit 20 Jahren werden die Briefe für das PLZ-Gebiet, beginnend mit der „88“, in Weingarten sortiert. 1,5 Millionen Sendungen können dort tagtäglich versandfertig gemacht werden. Doch diese Woche sind es noch mehr. 360 000 Wahlbenachrichtigungen müssen bis Samstag in den Briefkästen liegen.
Das Gebiet ist groß: Es erstreckt sich südlich von Friedrichshafen bis Laupheim im Norden und verläuft von Meßkirch im Westen bis nach Lindau im Osten. Und da Weingarten ziemlich genau im Zentrum des Gebietes liegt und durch die B 30 (Nord-SüdAchse) und B 32 (Ost-West-Achse) recht gut angebunden ist, ist Weingarten der ideale Ausgangspunkt.
Daher müssen Kunden auch trotz der zusätzlichen 360 000 Briefe nicht länger als normal auf ihre regulären Sendungen warten, versichert Peter Andris, Betriebsleiter der stationären Fertigung. Diese gehen vor. „Die Frist für die Wahlbenachrichtigungen können wir aber ohne Probleme einhalten“, sagt der Betriebsleiter. Denn die drei sogenannten „Integrierten Anschriftenlese- und Videocodiermaschinen“, kurz ILVM, mit denen das Briefzentrum arbeitet, können 40 000 Briefe in der Stunde vorsortieren. Bedeutet: Sie wandeln die Adresse in einen Strichcode um, der unten rechts auf den Briefumschlag gedruckt wird. Damit kann der Brief von allen Maschinen im Betrieb gescannt und zugeordnet werden. Wenn die Sendungen am anderen Ende herauskommen, sind sie zusätzlich bereits grob nach Zustellungsort und Abholzeitpunkt sortiert. „Da sind die Wahlbenachrichtigungen in etwa fünfeinhalb Stunden durchgelaufen“, sagt Andris.
Seit 15 Jahren Nachtschicht
Am Morgen darauf um 6.30 Uhr steht Evelin Löchle an einer der elf Gangfolgemaschinen in der Halle. Sie wuchtet gelbe Kisten mit Briefen auf ein Band und leert sie aus. Unter den Sendungen befinden sich auch die Wahlbenachrichtigungen, die am Vortag bereits grob sortiert wurden. Von dem Band werden die Umschläge mithilfe von Kunststoffrollen in die Maschine hineingezogen und so sortiert, dass die Reihenfolge der Adressen genau der Route des Briefträgers entspricht. Manchmal habe sie mehr Stress bei der Arbeit, manchmal weniger, sagt Löchle mit einem Schulterzucken. Seit 15 Jahren arbeitet die 60-Jährige in dem Briefzentrum in Weingarten – ausschließlich in der Nachtschicht. „Im Moment ist wegen der Wahlbenachrichtigungen ein bisschen mehr zu tun. Aber wo ist es heutzutage denn nicht mehr stressig“, sagt sie und lacht.
Hier und da stapeln sich Briefe auf den Maschinen, weil die Fächer, in denen die sortierten Sendungen landen, zu klein sind für die Menge, die an diesem Morgen bearbeitet werden muss. „Das ist ein Zeichen, dass heute viel zu tun ist“, sagt Andris und deutet auf die Stapel . „Das liegt an den Benachrichtigungen, die heute verschickt werden“, so der Betriebsleiter.
Im Briefzentrum würden sie aber darauf achten, die Wahlbenachrichtigungen auf mehrere Tage aufzuteilen. „Sonst ist das für unsere Briefträger nicht mehr zu bewältigen“, erklärt Andris. Hinter den Maschinen, am Ende der Lagerhalle, warten die Lastwagenfahrer. Es ist 7.15 Uhr. Der Lastwagen, der nach Kißlegg und Isny fährt, ist beinah voll.