Blaualgen tummeln sich im Waldsee
Seit vier Wochen herrscht Badeverbot in Lindenberg
LINDENBERG - Das rot-weiße Absperrband flattert im Wind. Auf der Seeoberfläche zieht einsam eine Entenfamilie ihre Kreise. Auf dem Rundweg ein paar Spaziergänger, Jogger und Hundebesitzer. Auf der Liegewiese hingegen: gähnende Leere. Wo sich sonst Hunderte Lindenberger ins Wasser stürzen, sitzen nur vereinzelt ein paar Sonnenanbeter, um zu lesen oder die Ruhe zu genießen. Es herrscht immer noch Badeverbot am Waldsee – und es deutet derzeit nicht viel darauf hin, dass sich das so schnell wieder ändert.
„Leider hat sich an der Situation in den letzten Wochen nichts geändert. Der Befall war unterschiedlich stark, jedoch nicht kontinuierlich abnehmend, sondern lediglich schwankend“, fasst Sibylle Ehreiser vom Landratsamt die Ergebnisse der Messungen zusammen, die die Behörde regelmäßig vornimmt, seit sie am 28. Juli das Badeverbot erlassen hatte. Damals war bei einer Routinekontrolle ein Befall mit giftigen Blaualgen festgestellt worden. Die Bakterien tummeln sich dort immer noch. „Ob der Waldsee diese Saison nochmals zum Baden freigegeben werden kann, können wir daher derzeit leider nicht abschätzen“, teilt Ehreiser auf Nachfrage mit.
Wer derzeit aufmerksam am See unterwegs ist, der kann mit etwas Glück die Kontrolleure des Gesundheitsamtes bei ihrer Arbeit beobachten. Die läuft in der Regel wie folgt ab: In einem außen und innen sterilen Gefäß entnehmen sie jeweils 250 Milliliter Wasser. Die Probe wird gekühlt zum Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Oberschleißheim (bei München) gebracht. Die Fachleute dort untersuchen das Wasser dann auf verschiedene Algenarten, aber auch auf Kolibakterien oder Fäkalstreptokokken, die im Darm vorkommen. Beim Waldsee wurden bisher ausschließlich Cyanobakterien nachgewiesen – eben die Blaualgen, die den Lindenbergern seit Beginn der Sommerferien den Badespaß verdorben haben.
Gleichzeitig werden bei den Proben vor Ort auch immer Temperaturmessungen vorgenommen und die Sichttiefe des Sees ermittelt. Die kann nach Angaben des Landratsamtes bereits im Vorfeld Hinweise auf eine Algenblüte geben. Beim Waldsee beispielsweise sei der Blaualgenbefall inzwischen durch die Schlieren an der Oberfläche deutlich sichtbar. Wegen des Befalls ist auch die Zahl der Entnahmestellen erhöht worden. Normalerweise ziehen die Kontrolleure ihre Proben direkt am Steg, doch derzeit auch an anderen ausgewählten Stellen.
Stürme haben Einfluss
Wie die Blaualgen verteilt sind, hängt von der Strömung und vom Wetter ab. Einfluss haben beispielsweise Starkregen oder Sturm. „Bei den letzten Stürmen wurden am Waldsee in großen Mengen Cyanobakterien meist in den Nichtschwimmerund Schwimmerbereich oberflächig angetrieben, während an anderen Stellen stromaufwärts nur vereinzelt Blaualgen festgestellt wurden“, so Ehreiser.
Die Bakterien, die sich möglicherweise durch eine Überdüngung so stark im Waldsee vermehrt haben, können sowohl für Menschen als auch Tiere (Hunde, Rinder, Fische) gesundheitsgefährdend sein. Wer sich in den Moorsee stürzt, der riskiert laut Landratsamt eine ganze Reihe an Erkrankungen: Ausschlag, Ohrenprobleme oder Bindehautentzündungen bei Kontakt – Übelheit, Erbrechen und Atmennot, wenn Wasser mit hoher Blaualgenkonzentration geschluckt wird. Ein Schwimmer schluckt laut dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit durchschnittlich rund 50 Milliliter Wasser. Bei Kindern, die im Wasser spielen, kann es ein Vielfaches mehr sein.
Bürgermeister Eric Ballerstedt ist seit Wochen im regelmäßigen Austausch mit Vertretern von Wasserwirtschaftsamt und Gesundheitsamt. „Es kann sich niemand einen Reim darauf machen“, sagt er über die Ursache der Blaualgen. Die Fachleute seien auch verwundert darüber, dass diese so „ungewöhnlich langwierig“im Waldsee vorkommen. Auch Landwirte seien in die Gespräche eingebunden. „Sie achten darauf, dass nichts mehr passiert“, sagt er.