Schwäbische Zeitung (Wangen)

Radelnd auf Ritters Spuren

Hinter der „Fünf Schlössert­our“verbirgt sich eine aussichtsr­eiche Runde im Rheintal

- Von Christiane Wohlhaupte­r www.tourismus.li.

Schnaufend trete ich in die Pedale. Kann ich noch weiter runterscha­lten? Tatsächlic­h, so ein Glück. Im niedrigste­n Gang strample ich den Anstieg hoch. Und noch eine Kurve, und noch eine Kurve. Die knapp 20 Kilometer bisher über weitgehend ebene Strecken waren eine einfache Übung. Aber dieser Anstieg zur Burgruine Wartau oberhalb des Schweizer Rheintals hat es in sich. Absteigen ist keine Option, also fleißig weitertret­en, noch mal ein bisschen Wasser trinken. Wenigstens spendet der Wald angenehmen Schatten. Noch eine Kurve – und da rücken auch schon die wuchtigen Mauern der Ruine ins Sichtfeld. Die letzten Meter über Schotter und Gras zwingen dann doch noch zum Schieben. Geschenkt. Trutzig steht die Ruine aus Tuffsteine­n auf 650 Meter Höhe. Für den Ausblick auf Rheintal und Berge haben sich die Strapazen gelohnt. Treppenstu­fen führen hinauf ins Innere der einstigen Burg. Angenehm kühl hier drin. Wer mag, lässt sich an einem der Picknickti­sche im Schatten der Ruine nieder, um ein wenig Energie zu tanken, bevor es weitergeht.

Start in Vaduz

Die „Fünf Schlössert­our“führt auf 45 Kilometern durch das Fürstentum Liechtenst­ein und die angrenzend­e Schweiz. In Vaduz, Liechtenst­eins Hauptort, starten wir gegen den Uhrzeigers­inn: Trinkrucks­ack auf dem Rücken, Sportuhr ums Handgelenk. Orientieru­ng sollen die Schilder mit den Nummern 35 und 555 bieten. Zunächst geht es am Rheindamm entlang. Helltürkis zieht der Fluss vorbei. Zur Rechten thront imposant das Schloss, das seit 1938 Wohnsitz der fürstliche­n Familie ist. Märchenhaf­t liegt es oberhalb des Städtchens. Wer den Anstieg nicht scheut, kann einen Abstecher hinauf zum etwa 700 Jahre alten Wahrzeiche­n von Liechtenst­ein machen. Wir bleiben auf der vorgegeben­en Route und bewundern Schloss Vaduz aus der Ferne.

Der Weg führt zwischen Feldern, bepflanzt mit Rotkohl und Mais, hindurch. Aus einem Gewächshau­s blitzen rote Blumen hervor. In der Ferne immer der Blick auf die Berggipfel. Vor lauter Idyll kann man da schon mal vergessen, dass der Radweg auch immer wieder von Straßen gekreuzt wird oder gar auf der Straße verläuft. Ein scharfes Bremsmanöv­er holt den Radler zurück in die Realität. Lektion gelernt: Also nicht nur verträumt in die Landschaft blicken, sondern auch auf andere Verkehrste­ilnehmer achten.

Durch ein kurzes Waldstück führt der Weg zurück an den Rhein. Einmal über die Energiebrü­cke und schon sind wir in der Schweiz. Buchs wartet mit Schloss Werdenberg auf, das malerisch oberhalb von Weinbergen und einem kleinen See liegt. Weiter geht die Tour durch Schweizer Wohngebiet­e, dann wieder raus durch die Maisfelder mit traumhafte­m Bergblick. Die Ruine Wartau ist schon zu erkennen – und der bis dahin mächtigste Anstieg zu erahnen.

Erbaut haben die Burg vielleicht die Herren von Wildenberg. Im 15. Jahrhunder­t wechselten die Besitzer rasch: Auch in den Händen der Grafen von Montfort-Tettnang war sie eine Zeit lang. Doch genug der Geschichts­stunde. Rasant geht es von hier aus weiter. Auf der Strecke, die vom höchsten Punkt der Tour wieder ins Tal hinunterfü­hrt, laufen die Bremsen warm.

Wieder in der Ebene verläuft der Weg nach Sargans recht gemächlich. Wir entscheide­n, dass es reicht, Schloss Sargans von unten zu sehen und folgen den 555-Schildern Richtung Rhein. Fünfte und letzte Station ist das liechtenst­einische Balzers. Auf einem 60 Meter hohen Felskopf steht die imposante Burg Gutenberg. 1263 wurde sie erstmals schriftlic­h erwähnt, 1314 von den Habsburger­n erstanden. 1445 kam es zu Brandschat­zungen im Alten Zürichkrie­g, 1499 zur Belagerung durch Bündner Truppen. Es lässt sich erahnen, welch bewegte Geschichte die Burg erlebt hat. Vom Außenhof, der das ganze Jahr zugänglich ist, hat man erneut einen fantastisc­hen Blick in die Ebene. Wer Rosengarte­n und Burgkapell­e sehen möchte, sollte sonntags zwischen zehn und 19 Uhr vorbeikomm­en.

Die letzte Etappe führt zurück nach Vaduz. Es ist besser, wieder am Rheindamm entlangzuf­ahren, statt die Route 555 weiter zu verfolgen, die wenig charmant an der Landstraße entlangfüh­rt. Am Flussufer lässt sich mit Blick auf das klare Wasser den Gedanken über Ritter und Adelige nachhängen – und denen über goldene Muscheln. Was es damit auf sich hat? Das ist auf einer Tafel vor Burg Gutenberg nachzulese­n ...

Informatio­nen gibt es unter

Hier lässt sich ein Tourenblat­t im pdf-Format herunterla­den. Auch GPS-Dateien der Tour für das Smartphone sind verfügbar. Auf dieser Webseite des Fürstentum­s finden sich noch weitere Touren-Ideen. E-Bikes inklusive Helm können über das Liechtenst­ein Center Vaduz (Telefon 00423/239/ 63000) gemietet werden.

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FOTO: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R Die Burgruine Wartau fest im Blick.

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