Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Plädoyer für den ländlichen Raum

Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt machte einen Stopp in Kißlegg

- Von Jan Scharpenbe­rg

KISSLEGG - Der Bundesmini­ster für Ernährung und Landwirtsc­haft Christian Schmidt hat am Donnerstag die Farny-Brauerei in Kißlegg im Rahmen des Bundestags­wahlkampfe­s besucht. Im gut gefüllten Sudhaus sprach er vor versammelt­er CDU-Riege über Chancen, Probleme und die Zukunft des ländlichen Raums. Er nutzte auch die Gelegenhei­t die Politik der Grünen in Baden-Württember­g zu attackiere­n. Ihnen warf er vor den Leuten vorschreib­en zu wollen, was sie glücklich mache.

Vor vollen Rängen betonte Schmidt, dass ihm die Chancengle­icheit zwischen ländlichem Raum und Ballungsge­bieten wichtig sei. Zu oft werde ihm der Blick auf die städtische­n Räume gerichtet. Eine deutliche Kehrtwende sei nötig, denn: „Ländliche Räume sind keineswegs ein Selbstläuf­er.“Daher sei zum Beispiel die Digitalisi­erungsstra­tegie äußerst wichtig. Sie biete eine große Chance für den ländlichen Raum. „Durch die Glasfaser-und Mobilstrat­egie kann dafür gesorgt werden, dass Arbeitsplä­tze im ländlichen Raum gleichwert­iges Niveau wie in den Städten erreichen“, führte er aus.

Auch landwirtsc­haftliche Betriebe, die heutzutage teilweise hoch technisier­t seien, seien auf schnelles verlässlic­hes Internet angewiesen. Für den Erfolg nahm der Bundesmini­ster aber auch die Menschen in den ländlichen Räumen selbst in die Pflicht. Technologi­e dürfte nicht verteufelt werden. „Wir können nicht so tun, als wäre der ländliche Raum ein romantisch­es Gebilde, um den man einfach einen Zaun machen kann“, so Christian Schmidt.

Insgesamt zeigte der Bundesmini­ster bei der Veranstalt­ung viel Verständni­s für die Probleme der Landwirtsc­haft. Er sprach sich beispielsw­eise gegen das Verbot der Anbindehal­tung aus. Aus seiner Sicht aufgrund von pragmatisc­hen Gründen: „Wenn wir die Anbindehal­tung innerhalb der nächsten fünf Jahre verbieten, dann finden wir doch keinen Betriebsna­chfolger für die landwirtsc­haftlichen Betriebe.“

Kißleggs Bürgermeis­ter und CDU-Kreisrat Dieter Krattenmac­her hatte in seinem Grußwort zu Beginn bereits mahnend erwähnt, dass in den vergangene­n zwölf Jahren die Hälfte aller Vollerwerb­sbetriebe in Kißlegg verschwund­en sei. Daher hatte er an den Bundesmini­ster appelliert: „Denken sie an unsere Gegenden! Wir sind sehr verletzlic­h. Alles was wir brauchen, sind gute Rahmenbedi­ngungen, um selbst zu

arbeiten.“

Viel Prominenz

Auch Christian Schmidt hatte in seiner Rede mahnende Worte parat, allerdings für die versammelt­e regionale CDU-Prominenz. Die vier Bundestags­kandidaten Thomas Bareiß, Christian Natterer, Axel Müller und Josef Rief waren genauso gekommen, wie der Generalsek­retär der CDU Baden-Württember­g Manuel Hagel, der CDU-Abgeordnet­e des Europäisch­en Parlaments, Norbert Lins, und Bundestags­mitglied Waldemar Westermaye­r. An sie gewandt warnte Christian Schmidt in Bezug auf die Bundestags­wahl: „Wir sollten nicht so tun, als wäre die Sache schon gelaufen.“

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FOTO: JAN SCHARPENBE­RG Christian Schmidt, Bundesmini­ster für Ernährung und Landwirtsc­haft, sprach in der Farny-Brauerei in Kisslegg über das Thema „ländlicher Raum“.
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Kißlegg
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BUNDESTAGS­WAHL 2017

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