Eigene Abteilung für B 12-Ausbau
Bauamt Kempten bündelt Kräfte – Ausgebuchte Planungsbüros und fehlende Grundstücke
KEMPTEN - Um den vierspurigen Ausbau der B 12 zwischen Kempten und Buchloe möglichst effizient voranzutreiben, wird das Staatliche Bauamt eine neue Abteilung für dieses Projekt einrichten. Das hat die neue Behördenleiterin Cornelia Bodenstab im Gespräch mit unserer Zeitung angekündigt. Die Abteilung werde etwa fünf Mitarbeiter haben und von einem noch einzustellenden Leiter geführt. „Aufgabe ist nicht die Planung selbst, sondern deren Koordination und Überwachung.“
Wie berichtet, werden die einzelnen Planungsschritte ebenso wie begleitende Untersuchungen rund um die B 12 von externen Ingenieurbüros übernommen. Doch die seien aufgrund der aktuellen Auftragsflut schwer zu gewinnen, sagt Bodenstab: „Früher hatten wir bei Ausschreibungen eine zweistellige Bewerberzahl, heute müssen wir über drei Interessenten froh sein.“
Auch Markus Kreitmeier, der neue Straßenbau-Verantwortliche der Behörde, stuft die B 12 als herausragendes Projekt ein. Für den voraussichtlich autobahnähnlichen Ausbau soll bis Ende 2017 ein Gesamtkonzept vorliegen, das Querschnitt, Trassenverlauf und neue Anschlussstellen beinhaltet. „Die Vorarbeiten sind weit gediehen“, sagt der 44-jährige Augsburger. So soll bis Herbst eine detaillierte Untersuchung der Verkehrsströme vorliegen, ebenso eine Analyse der Raumempfindlichkeit und eine naturschutzrechtliche Einordnung. „Wir müssen alle Auswirkungen des Ausbaus berücksichtigen“, verdeutlicht Kreitmeier – auf Mensch und Tier ebenso wie auf Boden, Luft und Trinkwasser. Da unterscheide das Gesetz nicht zwischen Neubau und der Verbreiterung einer bestehenden Trasse. In jedem Fall werde es Ausgleichsflächen geben, deren Umfang sich nach der Güte der überbauten Fläche richtet.
Planung muss korrekt sein
Insgesamt drücke das Bauamt „so stark aufs Tempo wie möglich“. Darunter dürfe aber die Sorgfalt nicht leiden, schränkt Bodenstab ein. „Schließlich muss die Planung umfassend und juristisch korrekt sein.“Dass der Ausbau am nötigen Geld scheitern könnte, glaubt Bodenstab nicht: „In den vergangenen zwei Jahren wurden alle Projekte mit Baurecht auch freigegeben.“
Die nötigen Grundstücke zu bekommen, sei allerdings nicht einfach, räumt die Behördenleiterin ein. Bei einem Treffen des Bauernverbands hatten etliche Landwirte vor kurzem bereits angekündigt, ihre Flächen nicht so einfach herzugeben. „Wir wollen im Herbst auf die Landwirte zugehen“, kündigt Bodenstab nun ihrerseits eine Initiative an. Alle Flächen sollen durch unabhängige Gutachter individuell bewertet werden. Klar sei aber auch: „Wir können hier nicht jeden Preis zahlen. Und es muss gerecht für alle zugehen.“Das Bauamt sei an etlichen Grundstücken dran – als Baufläche oder als Tauschgrundstück.
Für den ersten B 12-Bauabschnitt von der A 96-Einmündung bis hinter Jengen soll 2018 der Vorentwurf vorliegen. „Das Genehmigungsverfahren könnte 2019 beginnen“, sagt Straßenbau-Chef Kreitmeier. Die ersten Bagger würden also im optimalen Fall 2020 rollen. Als zweiter Bauabschnitt sei die Etappe Kempten-Betzigau denkbar, da die neue Anschlussstelle Betzigau bereits im Verkehrswegeplan enthalten und damit wohl schneller realisierbar sei.
Und wie steht es um den vierspurigen B 19-Ausbau bei Fischen (Oberallgäu), für den laut Bundesminister Gerd Müller (CSU) auch ohne höchste Priorität im Verkehrsplan genug Geld da ist? Dieses Projekt soll ebenfalls von der neuen Abteilung des Bauamtes betreut werden. Aufgrund des deutlich verlängerten Tunnels seien die früheren Planunterlagen jedoch „komplett hinfällig“, sagt Kreitmeier. Das Verfahren müsse praktisch bei Null beginnen. Das Bauamt wolle in Kürze die Bodenerkundungen vergeben. Doch auch hier greife das übliche Problem: „Die Planungsbüros sind voll.“