Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nach schlechter Ernte werden Äpfel teurer

Kunden zahlen mehr – Bauern im Kreis Lindau verdienen trotzdem weniger

- Von Simone Härtle und David Specht

KREIS LINDAU - 2,20 Euro. So viel kostet ein Kilogramm Frühäpfel am Stand des Lindauer Obstbauern Dieter Willhalm derzeit auf dem Wochenmark­t. Im vergangene­n Jahr waren es noch 1,70 Euro. Wie die anderen Obstbauern vom Bodensee muss Willhalm wegen der schlechten Ernte mit den Preisen anziehen – nicht nur bei den Äpfeln. Ihre Verluste können die Bauern dadurch trotzdem nicht vollständi­g ausgleiche­n. Auch Obsthändle­r, die nicht selbst anbauen, nehmen in Kauf, weniger zu verdienen, damit die Preise nicht zu sehr in die Höhe steigen.

Frost im Frühjahr, Hagel im Sommer: Für die Obsternte im Herbst sind das keine guten Voraussetz­ungen. Schon in den vergangene­n Monaten hat sich gezeigt, dass einige Obstsorten wegen des schlechten Wetters seltener und daher teurer waren. Wie die Preise für Obst ausfallen, das im Herbst geerntet wird, das muss man noch abwarten. Dass es keine gute Ernte wird, kann Dieter Willhalms Sohn Daniel, der auf dem Betrieb mitarbeite­t, aber bereits sagen: Die Lindauer Familie rechnet wie die anderen mit nur einem Drittel der üblichen Menge Äpfel.

Gemüsebäue­rin Ramona Bellstedt aus Opfenbach verkauft ihre Salate, Gurken und Radieschen auf den Wochenmärk­ten in Heimenkirc­h, Isny, Opfenbach und Lindenberg. Normalerwe­ise kauft sie für ihren Stand die Äpfel und Zwetschgen von Familie Willhalms zu. Wegen der Ernteausfä­lle am Bodensee muss sie aber heuer auf Restäpfel vom vergangene­n Jahr zurückgrei­fen, auf Zwetschgen sogar ganz verzichten. „Da haben Willhalms so wenig, dass sie nichts abgeben. Das ist aber verständli­ch“, erklärt sie.

Mit der Gemüseernt­e 2017 ist sie hingegen zufrieden. „Den Kälteeinbr­uch im Frühjahr haben wir auch gemerkt. Wir mussten das Gemüse noch zwei Wochen länger im Gewächshau­s stehen gelassen“, sagt Bellstedt. Somit fiel die Ernte etwas später, allerdings nicht geringer aus. Ein schlechtes Jahr für Gemüsebaue­rn war hingegen 2016. Die starken Regenfälle hatten damals zu Ernteausfä­llen geführt. Im Gegensatz zum Obst bleiben die Gemüseprei­se heuer konstant.

Frühäpfel, die schon geerntet wurden und von der Familie Willhalm derzeit auf den Märkten verkauft werden, kosten pro Kilo 50 Cent mehr als im vergangene­n Jahr. Der Preis für Zwetschgen stieg ebenfalls um 50 Cent. Und auch die Herbstäpfe­l werden teurer. Dabei gehe es allerdings nicht darum, möglichst viel zu verdienen, sondern die Verluste auszugleic­hen, sagt Daniel Willhalm. Mit Einbußen rechnet die Familie dennoch. Um wirklich Gewinn zu machen, müsste sie die Preise beinahe verdoppeln – und das komme nicht in Frage: „Wenn das heimische Obst zu teuer ist, weichen die Kunden auf ausländisc­he Produkte aus.“Die Preise auf dem Wochenmark­t orientiert­en sich außerdem an den Großmarktp­reisen und der allgemeine­n Marktlage. Da die Familie 95 Prozent ihrer Ware selbst auf den Wochenmärk­ten in der Region verkauft, habe sie einen großen Vorteil: „Auf dem Markt können wir mit den Menschen reden“, erklärt Willhalm. So fänden auch Äpfel und Birnen mit kleineren Frostschäd­en ihre Abnehmer.

Der Blick voraus verspricht immerhin Gutes, da die Bäume heuer nur wenig Anstrengun­g ausgesetzt waren. Für nächstes Jahr – insofern kein Frost dazwischen komme – seien daher eine volle Blüte und viele Äpfel zu erwarten, sagt Willhalm. Und viel Masse heißt niedrige Preise. Das freut dann die Kunden.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Daniel Willhalm verkauft auf den Wochenmärk­ten Obst, das er und seine Familie in Lindau anbauen. Wegen der schlechten Ernte müssen sie mehr Geld verlangen. Das heißt aber nicht, dass sie dadurch mehr verdienen.

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