Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie einst beim Partikelfi­lter

IG Metall fordert staatliche Anreize zur Umrüstung von Dieselauto­s, weil an dem Antrieb Zehntausen­de Jobs hängen

- Von Christian Ebner

FRANKFURT (dpa) - Die IG Metall verlangt staatliche Anreize zur umweltfreu­ndlichen Nachrüstun­g älterer Dieselauto­s. Die Softwareup­dates bei den Motoren seien nur ein erster Schritt, sagte der Erste Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft, Jörg Hofmann, in Frankfurt. An der Einführung einer blauen Umwelt-Plakette werde man nicht vorbeikomm­en, wenn man Fahrverbot­e in einzelnen Städten rechtssich­er vermeiden wolle.

Dabei sieht Hofmann den Staat in der Verantwort­ung: „Wer die blaue Plakette einführt, müsste dafür sorgen, dass Übergangsz­eiten und technische Kriterien geklärt und niemand finanziell überforder­t oder in seiner Mobilität eingeschrä­nkt wird“, sagte der Chef der IG Metall, die auch die Interessen Hunderttau­sender Beschäftig­ter in der Automobili­ndustrie vertritt.

Hofmann erinnerte an die 2009 erstmals ausgezahlt­en Prämien für Partikelfi­lter, mit denen damals Diesel nachgerüst­et werden konnten, um mit einer grünen Plakette in Umweltzone­n einfahren zu dürfen. Der Staat hatte auch noch in späteren Wellen bis ins Jahr 2016 einen Kostenante­il von 260 Euro übernommen. „Vor einer solchen politische­n Entscheidu­ng drückt sich Politik gerade massiv. Das Schwarze-Peter-Spiel zwischen Politik und Industrie ist unsäglich und schadet allen“, sagte Hofmann.

Es gehe darum, möglichst viele Euro-5-Diesel so nachzubess­ern, dass sie wirklich sauber seien, sagte der Gewerkscha­fter. Für eine blaue Plakette brauche es ausreichen­de Übergangsf­risten, um nicht sofort enormen Druck auf die Restwerte der Fahrzeuge auszulösen. „Hier können auch Übergangsf­risten helfen, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr etwa zehn Prozent des Bestandes erneuert wird.“Bei den Kosten plädierte Hofmann für eine „faire Lastenvert­eilung“.

Hofmann: Staat hat Verantwort­ung

Explizit sprach sich Hofmann für den Einsatz von Steuermitt­eln aus, um besonders schmutzige Fahrzeuge mit einer Prämie vom Markt zu nehmen. Auch bei legal zugelassen­en Euro-5-Fahrzeugen stehe die Bundesrepu­blik in der Pflicht. „Wenn der

Staat sein eigenes Zulassungs­verfahren als nicht ausreichen­d erklärt, um Einfahrver­bote zu vermeiden, dann wird er auch mit in der Verantwort­ung stehen. Ich spreche hier nicht von den Betrugsfah­rzeugen – da sind alleine die Unternehme­n, die beschissen haben, in der Verantwort­ung. Es geht mir um die Fahrzeuge, die von staatliche­n Stellen nach damals geltenden Regeln korrekt zugelassen wurden und diesen auch technisch entspreche­n.“

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FOTO: DPA Feinstauba­larm in Stuttgart: Die IG Metall bangt im Fall von Fahrverbot­en um Jobs, im Kanzleramt sollen die Verbote nun verhindert werden.

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