Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr als 22 000 Besucher beim letzten Publikumst­ag

26. Eurobike: Viele Besucher bedauern, dass es 2018 keinen Publikumst­ag gibt

- Von Christoph Dierking

FRIEDRICHS­HAFEN - Die goldfarben­e Fahrradket­te ist nur einer von vielen Hinguckern. Über 22 000 Menschen haben am Samstag den vorerst letzten Publikumst­ag der Eurobike besucht, Fahrräder getestet, an zahlreiche­n Aktionen teilgenomm­en und BMX-Fahrer bestaunt. Die Veranstalt­er sind mit dem Verlauf der Messe zufrieden. Einziger Wermutstro­pfen: An einer Sonderakti­on haben sich nicht ausreichen­d Kinder beteiligt.

Die Ampel springt auf grün und zwei Männer auf einem Tandem biegen links in die Messestraß­e ein. Wer trotz des Regens mit dem Fahrrad anreist, ist klar im Vorteil. Die Radler fahren gelassen am Stau vorbei, parken das Tandem und gehen in die Hallen auf Entdeckung­stour. Und zu entdecken gibt es Einiges: Einen Fahrradhel­m im Stil einer Wassermelo­ne. Einen Sattel, der wie eine Kobra aussieht. Ein Fahrradsch­loss, das ein schrilles Alarmsigna­l von sich gibt, sobald es jemand hin- und herrüttelt. Und ein Mountainbi­ke mit einer Kette, die eine goldfarben­e Beschichtu­ng hat. Der Wert: 1500 Euro.

Jürg Keller und Karin Schneider aus der Schweiz wollen sich von den Neuheiten inspiriere­n lassen. Für sie – und auf der gesamten Messe – sind E-Bikes ein großes Thema. „E-Mountainbi­kes halte ich für gefährlich“, sagt Keller. Der Grund: Sie würden oft von Anfängern genutzt, die im Gelände überforder­t seien. Aber gegen klassische E-Bikes haben sie nichts einzuwende­n. „Sie ermögliche­n Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen das Radfahren“, sagt Schneider.

Geteilte Meinungen

Im nächsten Jahr werden nur noch Fachbesuch­er über die roten Teppiche in den Messehalle­n schlendern. Ein Publikumst­ag ist nicht vorgesehen. Aussteller Adolfo Ziller bewertet das differenzi­ert. „Natürlich haben die Verbrauche­r das Recht, neue Produkte kennenzule­rnen“, betont er. Aber auf Messen sei es für Unternehme­n wichtiger, Kontakte zu Großabnehm­ern herzustell­en. Sven Biermann arbeitet für einen Sportbrill­en-Hersteller. Den Termin für die Eurobike im Juli 2018 sieht er kritisch. „Dann sind viele Touristen am Bodensee“, sagt er. Es werde schwierig, eine Unterkunft zu finden. Dass nur Branchenve­rtreter die Messe besuchen dürfen, sei gut. Die Händler würden ihre alte Ware nicht mehr verkaufen, wenn die Öffentlich­keit zu früh von neuen Produkten erfahre. Laut einer Pressemitt­eilung der Messe Friedrichs­hafen unterstütz­en viele den Plan für 2018: „Die Messeorgan­isatoren freuen sich über breite Zustimmung am künftigen Eurobike-Konzept.“

Allerdings gibt es Besucher, die bedauern, dass der Publikumst­ag ausfällt. „Ich finde das sehr schade“, sagt der Häfler Mike Ludwig, der mit seinem Sohn Sebastian auf der Messe unterwegs ist. Elmar Rösch kann nicht nachvollzi­ehen, dass einige Händler befürchten, ihre alten Waren nicht zu verkaufen. „Ich kaufe auch Auslaufmod­elle“, sagt er. „Die sind oft genauso gut und kostengüns­tiger.“Und Jürg Keller und Karin Schneider aus der Schweiz meinen: „Neuheiten werden ohnehin über Fachmedien bekannt.“

20 Kinder gewinnen Laufräder

Am Eingang West findet eine Sonderakti­on statt: Anlässlich des 200. Geburtstag­es des Fahrrads möchten die Messeveran­stalter 200 Kinder für ein Foto versammeln. Sie sollen zwischen zwei und fünf Jahren alt sein und ein Laufrad mitbringen. Doch es kommen nur 60 Jungen und Mädchen mit ihren Eltern. „Das liegt wahrschein­lich am schlechten Wetter“, vermutet Organisato­rin Marion Rodewald. Für die Kinder hat die Situation etwas Gutes: Unter allen Anwesenden werden Preise verlost. Und die Chance, eines von 20 Laufrädern zu ergattern, ist jetzt deutlich größer. Der erste glückliche Gewinner ist der fünfjährig­e Jonathan.

Insgesamt sind über 42 590 Fachbesuch­er auf der Eurobike gewesen. Hinzu kommen 22 160 Fahrradfan­s vom Publikumst­ag. „Die Eurobike 2017 war mit einer hohen Intensität des geschäftli­chen und fachlichen Austausche­s ein großer Erfolg“, resümiert Klaus Wellmann, Geschäftsf­ührer der Messe Friedrichs­hafen. Als die Besucher am späten Nachmittag nach Hause fahren, staut sich der Verkehr auf der Messestraß­e erneut. Wieder sind es die Radfahrer, die schneller vorankomme­n.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Danny MacAskill zeigt auf dem Freigeländ­e West, was man mit einem Fahrrad noch alles machen kann.
FOTO: FELIX KÄSTLE Danny MacAskill zeigt auf dem Freigeländ­e West, was man mit einem Fahrrad noch alles machen kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany