Nominierter
Es gibt eiserne Regeln, an die sich die Nasa jahrzehntelang gehalten hat. Dazu gehört, dass die Weltraumbehörde von einem Weltraumexperten zu leiten ist. Jim Bridenstine könnte diese Serie durchbrechen – falls er das Bestätigungsverfahren im Senat übersteht.
Bridenstine, ein konservativer Kongressabgeordneter aus Oklahoma, ist weder Raketentechniker, noch hat er als Astronaut die Erde umrundet. Donald Trump hielt das nicht davon ab, ihn zu nominieren.
In Florida kam das nicht gut an. Beide Senatoren des Bundesstaats, der mit den Rampen am Cape Canaveral eine herausragende Rolle in der Geschichte der Raumfahrt spielt, meldeten in seltener, parteiübergreifender Einigkeit Widerspruch an. „Der Chef der Nasa hat Wissenschaftler zu sein, kein Politiker“, protestierte der Demokrat Bill Nelson, der einst an Bord eines Space Shuttle ins All flog. Der Republikaner Marco Rubio sprach sogar von einem vernichtenden Schlag für die amerikanische Astronautik.
In jedem Fall steht der 42-Jährige für einen Privatisierungskurs, der nicht erst mit Trump begonnen hat, aber mit seiner Billigung wohl noch verstärkt wird. Nach Bridenstines Philosophie soll sich der Staat weitgehend aus der Raumfahrt zurückziehen und privaten Unternehmern das Feld überlassen, Leuten wie Elon Musk, dem Hightech-Milliardär, der bei Tesla Elektroautos baut und bei SpaceX Raketen entwickelt. Die Regierung möge allenfalls Hilfestellung leisten, etwa in Form von Militärstützpunkten, auf denen die Abschussrampen bewacht werden.
Einst Pilot der Kriegsmarine, flog Bridenstine von einem Flugzeugträger aus Einsätze im Irak und in Afghanistan. Insgesamt waren es 333, wie er auf seiner Website akribisch vermerkt. Von 2008 bis 2010 leitete er ein auf Luft- und Raumfahrt spezialisiertes Museum in Tulsa, der Industriemetropole Oklahomas, ehe er 2012 erstmals ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Nichts in seiner Berufsbiografie, meinen Kritiker wie Nelson und Rubio, spricht dafür, ihn an die Spitze der Nasa zu setzen.
Frank Herrmann