Radfahrer fordern Lückeschluss im Radwegenetz
Vereine wollen durchgängig asphaltierte Strecke zwischen Schussental und Bad Waldsee
KREIS RAVENSBURG - Es braucht dringend einen asphaltierten Radweg zwischen Baindt und Bad Waldsee. Das sagt der Radfahrerverein Weingarten und hat sich bereits mit einem offenen Brief an die politischen Entscheider im Landkreis gewandt. Auch andere Radfahrervereine aus der Region stehen hinter diesem Anliegen. Sie sehen in Oberschwaben großes Entwicklungspotenzial.
Wer derzeit mit dem Fahrrad von Baindt nach Bad Waldsee fahren möchte, hat im Groben zwei Möglichkeiten:
Er kann den Weg durch den Staatsforst von Marsweiler bis nach Kümmerazhofen nehmen, der dann in der Verlängerung über Reute nach Bad Waldsee führt.
Oder er nimmt die gefährliche und stark befahrene Straße (Landesstraße 314) von Baienfurt über Bergatreute entlang der Wolfegger Ach.
Das Problem am Weg durch den Wald: Dieser Abschnitt ist gekiest und nicht asphaltiert. Manfred Ströhm, Vositzender des Radfahrervereins Weingarten, macht klar, warum das schwierig ist: Wenn der Kies tief ist, ist die Sturzgefahr für den Radler hoch. Bei oder nach dem Regen spritzt der Dreck. Gerade im Bereich des Egelsees habe es besonders gefährliche Abschnitte. „Da macht das Fahren keinen Spaß oder ist sogar gefährlich“, beschreibt Ströhm die Situation. Außerdem gehe es ihnen nicht nur um die Freizeitradler oder Radsportler, es gehe ihnen auch um die Radpendler zwischen Schussental und dem Großraum Bad Waldsee.
Wie gefährlich der Weg über die L 314 über Bergatreute ist, zeigen allein die vielen tödlichen Unfälle auf dieser Strecke. Allein für Autofahrer ist dieser Abschnitt schon gefährlich. Aber weil es eben keinen richtigen Radweg gebe, würden auch die Fahrradfahrer ausweichen. Manche nutzten dann die Bergatreute-Strecke. Erst kürzlich verunglückte ein Radpendler auf dieser Strecke tödlich.
Die beiden Beispiele zeigen aus Sicht der Radsportvereine im Schussental Handlungsbedarf auf. Wie auch Alfred Simma, beim Radfahrerverein Weingarten zuständig für Radtouristik, untermauert: „Es gibt keine Nord-Süd-Verbindung, wenn man sich die Radkarten mit den großen Radwegen anschaut.“Er zeigt eine Broschüre der OberschwabenTourismus GmbH. Die Wege führen alle um das Schussental herum. Der Oberschwaben-Allgäu-Weg führt über Wangen nach Tettnang, Markdorf und Wilhelmsdorf bis nach Aulendorf und weiter in den Norden. Das Schussental wird gemieden. Auch der Donau-Bodensee-Weg führt von Ulm über Bad Waldsee, Wolfegg und Wangen an den Bodensee. Das Schussental bleibt ein weißer Fleck. „Wie sollen so Radtouristen durch Weingarten und Ravensburg kommen?“, fragt Alfred Simma.
Unfallrisiko ist zu hoch
Als Leiter der Radtouristik im Verein sucht Simma immer wieder Radstrecken für Touren. Eine für Radfahrer besonders gefährliche Strecke sei auch die kurvenreiche Straße zwischen Aulendorf und Mochenwangen. „Diese Strecke will ich nicht fahren. Das Unfallrisiko ist viel zu hoch.“
Für einen Lückenschluss kämen momentan zwei Möglichkeiten infrage: ein Radweg im Zuge des Neubaus der Bundesstraße von Egelsee nach Bad Waldsee, wo bereits ein Teil mit unbefestigten Feldwegen existiert, oder eben den Lückenschluss zwischen Marsweiler und Kümmerazhofen, der am wahrscheinlichsten erscheint. Beide Projekte sind in der Radwegekonzeption des Landkreises Ravensburg aus dem Jahr 2015 enthalten. Laut eines Maßnahmenblattes des Landkreises Ravensburg kommt die Maßnahme B-30-Radweg auf 1,65 Millionen Euro netto, die Variante zwischen Kümmerzhofen und Marsweiler auf 472 500 Euro netto.