Bewegung bei Schuler
Der Pressenhersteller hat in Weingarten zahlreiche Stellen ausgeschrieben
WEINGARTEN - Pressenhersteller Schuler bietet am Standort Weingarten wieder Arbeitsplätze im Bereich der Fertigung an. So sind aktuell zwei Posten als „Zerspanungsmechaniker Frästechnik“und „Zerspanungsmechaniker Drehtechnik“öffentlich ausgeschrieben. Wer nun denkt, Schuler hätte es sich anders überlegt und wolle den Produktionsstandort in Weingarten nun doch beibehalten, der irrt. Denn die einzustellenden Mechaniker sollen nicht im Pressenbau, sondern im Werkzeugbau eingesetzt werden. Das teilt der Konzern auf Nachfrage mit. Und doch ist jede Menge Bewegung bei Schuler-Arbeitsplätzen in Weingarten.
So sind aktuell 14 Stellen am Standort Weingarten ausgeschrieben. Davon fallen einzig die beiden Mechaniker-Posten in den gewerblichen Bereich. Allerdings werden diese neu aufgebaut. Laut Schuler war es in den Jahren 2015 und 2016, als entschieden wurde, dass die Produktion in Weingarten geschlossen wird und das 231 Arbeitsplätze kostet, noch nicht absehbar. „Wo ein interner Wechsel zum damaligen Zeitpunkt möglich war, haben wir ihn den Beschäftigten angeboten, um die Zahl der Betroffenen so gering wie möglich zu halten“, schreibt Pressesprecher Simon Scherrenbacher in einer Stellungnahme. Dies sei mit ein Grund gewesen, warum am Ende weniger Beschäftigte gehen mussten als eigentlich geplant, „auch wenn wir natürlich den Weggang eines jeden Einzelnen bedauern“, wie Scherrenbacher schreibt.
Ob mittlerweile alle Mitarbeiter, mit denen ein Auflösungsvertrag ausgehandelt wurde, gegangen sind, hat Schuler auf zweimalige Anfragen nicht beantwortet. Gleiches gilt für die Frage, ob der Konzern einen Auflösungsvertrag auch rückgängig machen würde, um die ehemaligen Mitarbeiter in anderen Bereichen einzusetzen. Doch dafür sendet der Pressenhersteller bei den aktuell ausgeschriebenen Stellen positive Signale. „Selbstverständlich können auch sie sich auf die Ausschreibungen bewerben, die Türe zu Schuler bleibt offen“, schreibt Scherrenbacher.
Besondere Konstellation
Mit Ausnahme der beiden Mechaniker-Posten handelt es sich bei den 14 ausgeschriebenen Stellen um Wiederbesetzungen. Ob die Stellen frei geworden sind, weil einige Mitarbeiter zum direkten Konkurrenten Aida gewechselt sind, wurde vonseiten von Schuler ebenfalls nicht beantwortet. Doch ist die Konstellation auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der Pressenhersteller in Weingarten ohnehin schon speziell. Schließlich hat sich im August des vergangenen Jahres der weltweit zweitgrößte Pressenhersteller und damit größte Schuler-Konkurrent Aida in Weingarten angesiedelt. Erst im Juli wurde die Niederlassung mit aktuell rund 20 Angestellten, deren Zahl bis Ende 2018 auf 50 ansteigen soll, feierlich eröffnet.
Dass bei der Aida-Entscheidung für den Standort Weingarten auch der Mitbewerber eine Rolle spielte, ist kein Geheimnis. So hat Aida ehemalige Schuler-Mitarbeiter, die durch die Umstrukturierungen ihren Job verloren hatten, übernommen. Zwar seien die Entwicklungen bei Schuler nicht die Hauptursache gewesen, sagte Aida-Vizepräsident Klaus Rothenhagen Ende Juli 2016, „aber das hat die finale Standort-Entscheidung schon etwas getriggert. Wir wollen den Leuten eine neue Heimat geben.“Auch Aida-Präsident Kikikazu Aida meinte bei der Eröffnung ein Jahr später: „Weingarten hat all diese Leute, die wollten. Hier sind die talentierten Leute und die Technik, also mussten wir nach Weingarten kommen.“Oberbürgermeister Markus Ewald ging damals sogar noch einen Schritt weiter und dankte Aida: „Ihnen ist es gelungen, den Mitarbeitern in Weingarten wieder eine Perspektive zu geben.“
Aufbau in anderen Bereichen
Klammert man den Bereich der Schließung des Produktionsstandortes und den damit verbundenen Wegfall von 231 Arbeitsplätzen aus, baute Schuler in Weingarten das Engagement im vergangenen halben Jahr sogar ein wenig aus. Bei der Jahrespressekonferenz im März erklärte Stefan Klebert, Vorstandsvorsitzender von Schuler, dass man in Weingarten fünf bis zehn neue Arbeitsplätze schaffen wolle. Außerdem plante der Konzern, einen niedrigen Millionenbetrag in die Modernisierung der Bürogebäude in Weingarten zu investieren. Der Vorstandsvorsitzende wollte das seinerzeit als Signal zur Stärkung des Standortes verstanden wissen. Und so sieht man das beim Pressenhersteller auch noch heute. „Aufgrund der Produktionsschließung haben wir primär im gewerblichen Bereich Personal abgebaut und werden es dort auch nicht wieder aufbauen“, schreibt Scherrenbacher. „Wir bauen Personal in anderen Bereichen auf, z.B. Engineering, Projektmanagement, Vertrieb, etc. – und das sind gute Nachrichten für Weingarten.“