Von Serbien über Moskau nach Leutkirch
Al Pack Uniprint plant Neubau neben dem früheren Knauer-Standort
LEUTKIRCH - Vor knapp zwei Jahren hat das serbische Unternehmen Al Pack Uniprint nach der Insolvenz von „Knauer-Print“dessen Gebäude im Leutkircher Westen und auch den Kundenstamm übernommen. Als klares Bekenntnis zum Standort Leutkirch bezeichnet der geschäftsführende Gesellschafter Nemanja Mikac´ jetzt das Vorhaben, unmittelbar neben der heutigen Produktionsstätte im kommenden Jahr einen Neubau zu errichten. Das Grundstück hat die Firma bereits von der Stadt Leutkirch erworben.
Nemanja Mikac´ und Vertriebsleiter Manfred Helmholz kommen sich bisweilen in dem jetzigen Leutkircher Standort verloren vor. Der Komplex, 2011 noch von Azur Solar errichtet, übertrifft in seinen Dimensionen den Uniprint-Bedarf. Neun Arbeitskräfte in der Verwaltung auf 1900 Quadratmetern Nutzfläche – es gibt beengtere Verhältnisse in deutschen Bürotrakten. Auch deshalb sei die Entscheidung gefallen, bis Ende 2018, dann läuft der Mietvertrag aus, einen Neubau nach Maß in unmittelbarer Nachbarschaft zu errichten. Zusammen mit Investitionen in die Technik muss das serbische Unternehmen voraussichtlich gut fünf Millionen Euro dafür veranschlagen.
Im Kerngeschäft veredelt Uniprint Folien aus Aluminium für die Verpackung von Molkereiprodukten, von Honig und Konfitüre aber auch von Medikamenten und Kosmetika. „Fast alle großen Lebensmittelkonzerne zählen zu unserem Kundenstamm“, berichtet Mikac´, der Sohn des Firmengründers. Auf dem Tisch liegen die Abdeckungen von Joghurt- und Milchprodukten namhafter Marken. Die Viefalt der Abnehmer zeigt sich auch an den Adressen der fertig bedruckten, ausgestanzten und zum Versand bereiten sogenannten Platinen im Leutkircher Werk. Gerade hier im Süden der Republik mit dem hohen Anteil an Molkereien sei dieser Standort auch wegen der Kundennähe von großem Vorteil. Doch bedient der Konzern Abnehmer in 25 europäischen Ländern. Allein für die Molkereikundschaft werden konzernweit jährlich 3,5 Milliarden Abdeckungen produziert und ausgeliefert.
Expansion in Westeuropa
Begonnen hat die Firmengeschichte in diesem Segment 1994 im nordserbischen Subotica. Weitere Standorte kamen in Belgrad und Moskau dazu, seit knapp zwei Jahren nun auch Leutkirch, um so leichter die Expansion im westeuropäischen Markt voranzutreiben. Uniprint gehört nach eigenen Angaben zu den Top-5-Herstellern der Branche in Europa. Rund 300 Mitarbeiter beschäftigt das Familienunternehmen in den vier Werken. Aktuell knapp 50 sind es in Leutkirch. Das Gros der früheren Mitarbeiter der Firma Knauer sei übernommen worden. Langfristig, nach dem Umzug in den geplanten Neubau, rechnet Mikac´ mit einem weiteren Umsatzplus und dem Bedarf zusätzlicher Fachkräfte.
Mikac´ und Helmholz räumen ein, dass es nicht so leicht war, sich als serbische Firma mit dem neuen Standort in Westdeutschland gegen die Konkurrenz zu behaupten. Nach Bekanntwerden der Knauer-Insolvenz hätten viele Kunden das Leutkircher Werk schon abgeschrieben. Helmholz beschreibt auch die anfangs herrschenden Vorbehalte, ob Uniprint die hohen Standards halten könne. „Es ist nicht schwer, Unsicherheit zu verbreiten“, sagt Helmholz. Doch der Firma sei es gelungen, trotz der nötigen Umstrukturierung alle Lieferverpflichtungen einzuhalten. Dieses Ziel gelte auch, wenn der Umzug vom jetzigen Werk in den Neubau anstehe. „Dabei kommt uns natürlich entgegen, dass wir keine weiten Wege haben werden“, erklärt Helmholz.
Genau 7163 Quadratmeter, so die exakte Vermessung, hat die Firma von der Stadt erwerben können. Den Rest der freien Fläche übernimmt die benachbarte Spedition Thiedmann. Als Nachnutzer des KnauerGebäudes steht bereits der Aichstettener Werkzeug- und Maschinenhersteller Miller fest. Als Gewerbestandort ist Leutkirch begehrt. Auch deshalb sucht die Stadt nach neuen Flächen, um dem Bedarf gerecht zu werden.