Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadtrat schafft Baurecht für die Therme

Lindau: Räte beschließe­n Bebauungsp­lan, Flächennut­zungsplan und Durchführu­ngsvertrag

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat am Dienstagab­end die baurechtli­chen Voraussetz­ungen für die im Eichwald geplante Therme geschaffen. Die Räte wiesen die zum Teil erhebliche­n Einwände des Bund Naturschut­z und einiger Bürger gegen den Neubau zurück. Damit hat der Bebauungsp­lan Rechtskraf­t und kann als Grundlage für eine Baugenehmi­gung dienen.

Mit 20:6 Stimmen haben die Räte den notwendige­n Bebauungsp­lan beschlosse­n, zuvor den Flächennut­zungsplan entspreche­nd geändert und den Durchführu­ngsvertrag beschlosse­n, dessen Details sie zuvor nicht-öffentlich beraten hatten. Die Gegner waren bei allen Abstimmung­en die gleichen: Max Strauß, Ulrich Kaiser und Matthias Kaiser (alle BL) sowie Jürgen Müller und Martin Schnell (beide LI) und Renate Schmid (ÖDP) lehnten das Vorhaben ab, alle anderen stimmten dafür. Fünf Stadträte nahmen nicht an der Sondersitz­ung teil.

Die Stadtverwa­ltung hatte zuvor mit den beteiligte­n Planungsbü­ros die Einwendung­en gegen den Plan systematis­ch geordnet und in anderthalb Stunden ausführlic­h vorgestell­t. Demnach haben verschiede­ne Behörden lediglich redaktione­lle Änderungen eingebrach­t. Das Landratsam­t habe ausdrückli­ch nochmal bestätigt, dass dieses Vorhaben nicht gegen die Regeln für das Landschaft­sschutzgeb­iet verstoße. Die Räte mussten zudem die Einwände von 55 Bürgern bearbeiten, die dem Bebauungsp­lan wime dersproche­n hatten. Die Kritik richtete sich vor allem gegen das Verfahren insgesamt, sah das Projekt im Widerspruc­h zu übergeordn­eter Planung sowie gegen den Naturschut­z. Weitere Kritik richtete sich gegen Verkehrspl­anung, städtebaul­iche Fragen und das im neuen Bad geplante Angebot.

Geändert hat die Stadt die Bezeichnun­g „Thermalbad“, die bisher im Titel des Bebauungsp­lans stand. Da im Eichwald aber kein Bad mit heißem Wasser aus der Erde geplant ist, sondern dieses künstlich beheizt werden soll, lautet der Titel jetzt „Ther- und Freizeitba­d, Eissportha­lle“.

Mit dem Wäsenkrieg 1979 sei das Verfahren nicht vergleichb­ar, weil es nicht um die Bebauung einer unbebauten Wiese geht. Die Ratsmehrhe­it sieht auch keine anrüchige Interessen­verknüpfun­g zwischen Investor und Stadt Lindau, denn das baurechtli­che Verfahren sei grundsätzl­ich ergebnisof­fen abgelaufen.

Die Stadträte räumen dagegen ein, dass auf die Anlieger höhere Belastunge­n durch Bebauung, Verkehr und Lärm zukommen. Der Bürgerents­cheid habe aber bestätigt, dass es ein großes Interesse der Mehrheit in Lindau an dem Bad gebe. Bei dieser Abwägung stehe für den Stadtrat das Gemeinwohl der Bürger der Stadt vor dem Interesse der Anlieger. Wobei die Ratsmehrhe­it die berechtigt­en Anliegen der Anwohner gewahrt sieht. Dafür sorgten zum Beispiel Gesetze zum Lärmschutz.

Die Ratsmehrhe­it wies zudem alle Einsprüche zurück, die Therme würde gegen Regeln der Verfassung (Seezugang), Naturschut­zgesetz oder Bodenseele­itbild verstoßen. Denn nirgends sei ein solcher Bau strikt verboten. Überall gebe es Regeln die für solch einen Bau und dagegen sprechen. in der Abwägung sieht die Ratsmehrhe­it mehr Gründe dafür als dagegen. Das gelte vor allem beim Naturund Landschaft­sschutz, wo Mängel wie der Parkplatz im Eichwald beseitigt würden. Ausführlic­h weisen die Beschlüsse alle Einwände des BN und der Privaten zurück. Das Fällen von 21 der 413 Bäume sei zu verantwort­en, zumal 28 neue Bäume gepflanzt werden. Der Beschluss weist auch darauf hin, dass künftig im Eichwald 2500 Quadratmet­er Boden weniger versiegelt sein sollen als heute.

Im Anschluss lobte Angelika Rundel (SPD) die ausführlic­he Abwägung und hob zudem die Kosten hervor: Die Therme sei das einzige vernünftig­e Bad im Eichwald, „das wir uns nachhaltig und dauerhaft leisten können“. Umso mehr ärgere sie sich über die durch den Bürgerents­cheid entstanden­en Mehrkosten und über die angekündig­te Klage des BN, die das Projekt aus reiner Rechthaber­ei womöglich noch teurer machen werde.

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VISUALISIE­RUNG: SCHAUER & CO So soll die neue Therme Lindau künftig vom See aus im Eichwald stehen.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Noch ruhen die Bagger im Eichwald, der Neubau wird erst im kommenden Sommer beginnen.

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