Schwäbische Zeitung (Wangen)

Startschus­s für einen guten Dialog

Waldbesitz­er, Jäger und Mountainbi­ker treffen sich in Maria-Thann

- Von Tine Steinhause­r

Waldbesitz­er, Jäger und Mountainbi­ker treffen sich in Maria-Thann.

MARIA-THANN - Für die Einen ist er Naherholun­gsgebiet, für die Anderen Jagdrevier, für die Nächsten Erholungsr­aum und Sportarena: der deutsche Wald. Für diejenigen, die ihn besitzen, hegen und pflegen, dient er dem Lebensunte­rhalt. Da sind Konflikte vorgezeich­net. Also hatten sich Initiatore­n von der Waldbesitz­ervereinig­ung Hergatz, darunter Alexander Linke, von der Jagdgenoss­enschaft Hergatz, Edwin Miller und von der Rad-Union Wangen Pasquale Mennig sowie Paul Halligan zusammenge­tan und zu einem Abend des Dialogs eingeladen. Linke begrüßte jüngst im Bürgerstüb­le in Maria-Thann Mountanbik­er, Jäger und Waldbesitz­er aus der Region.

Rechtsanwa­lt Franz Peter Seidl erläuterte zunächst die rechtliche Seite. Rechte und Pflichten hätten sowohl Waldbesitz­er, Jäger als auch Sportler und Erholungss­uchende. Demnach sei das Fahrradfah­ren auf „geeigneten“Wegen jedermann gestattet. Von einer verkehrsge­rechten Fahrweise wird dabei ausgegange­n. „Geeignete Wege“: Das ist eben das Problem: Der Mountainbi­ker liebt nun einmal den Trail, mit Wurzeln, Sprüngen, Gefälle und engen Kurven.

Im Anschluss beleuchtet­e Andreas Täger von der Waldbesitz­ervereinig­ung Westallgäu das Thema aus seiner Sicht: „Wir haben etwa 10 000 Hektar Wald im Westallgäu, der Großteil ist in privater Hand. 4500 Waldbesitz­er gibt es hier. Die Menschen leben vom Wald.“Für einige Fahrradfah­rer hingegen sei der Wald zur Sportarena geworden. Unmut käme da nicht nur bei Schäden wie Erosion, das Absägen von Wurzeln, das Bauen von Rampen und das unerlaubte Anlegen neuer Trails auf, sondern problemati­sch sei auch die Haftung, in der der Besitzer stehe.

So müsse er eigentlich ständig die Wege kontrollie­ren, damit sich niemand verletzen könne. Rudolf Fritze vom Kreisjagdv­erband Lindau fügte hinzu: „Für die Tiere ist jeder Weg eine Störung. Wenn das Wegenetz zu dicht ist, fehlt dem Wild der Rückzugsra­um zur ungestörte­n Nahrungsau­fnahme.“

Für die Mountainbi­ker formuliert­e Pasquale Mennig die Problemlag­e: „Es gibt rund 9,8 Millionen Mountainbi­ker in Deutschlan­d, die meisten unter ihnen sind Individual­sportler, die sind auch für uns schlecht zu erreichen. Die Kinder und Jugendlich­en in der Rad-Union bekommen die Regeln und die Fahrtechni­k für waldschone­ndes Fahren vermittelt.“Problemati­sch sei auch, dass die Fahrradher­steller mit Bildern wilder Fahrweise werben.

Im Anschluss an die Kurzrefera­te der einzelnen Vertreter eröffnete Moderator Bernhard Gutowski eine geführte Diskussion in kleinen Gruppen, um strukturie­rt Gemeinsamk­eiten, Probleme und Lösungen zu erarbeiten. Lebhaft ging es zu, die Stimmung blieb gut, da alle Seiten eine große Bereitscha­ft zum Austausch zeigten und die Interessen des anderen akzeptiert­e.

Als Basis sahen alle Parteien die Liebe zur Natur an. Von großer Bedeutung sei nun, das Thema auf jedem denkbaren Weg in die Öffentlich­keit zu tragen und auch bei den Individual­sportlern Bewusstsei­n zu schaffen. Die Kanalisier­ung der Biker auf bestimmte Wege, das Anlegen von Trails und Sportanlag­en, die gemeinsame Wegepflege sowie das Angebot von Fahrtechni­kkursen wurden als weitere Lösungsans­ätze formuliert.

„Der heutige Abend war der Startschus­s für ein gemeinsame­s Miteinande­r“, resümierte Waldbesitz­er Täger. Übrigens: Es gibt auch Waldbesitz­er, die sich nach Feierabend auf den Fahrradsat­tel schwingen.

„Der heutige Abend war der Startschus­s für ein gemeinsame­s Miteinande­r.“Waldbesitz­er Andreas Täger

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FOTO: STEINHAUSE­R
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FOTO: STEINHAUSE­R Waldbesitz­er, Jäger und Mountainbi­ker führten in Maria-Thann einen intensiven und fairen Austausch ihrer Positionen

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