Natterer strebt auf dem „Umweg“in den Bundestag
Der Wangener ist aussichtsreicher Listenkandidat der CDU und schon lange politisch aktiv
WANGEN - Neben den Direktkandidaten im Wahlkreis Ravensburg gibt es einen weiteren Bewerber aus der Region für die Bundestagswahl am 24. September. Doch im Gegensatz zu ersteren Politikern, die auf viele Erststimmen hoffen, setzt der Wangener Christian Natterer persönlich genau darauf nicht: Denn er ist für die CDU-Listenkandidat und damit nicht über die Erststimme wählbar.
„Zweitstimme ist Kanzlerstimme.“Mit diesem Slogan haben in der Vergangenheit immer wieder Parteien um Stimmen geworben, die einen Amtsinhaber in ihren Reihen hatten. Christian Natterer lehnt sich in seiner aktuellen Wahlkampfbroschüre an diesen Satz an – in leicht veränderter Form: „Zweitstimme = Natterer-Stimme“ist dort zu lesen.
Warum er dies tut, liegt im Wahlrecht begründet. Denn der 36-Jährige war bei der parteiinternen Direktkandidatenkür für den Wahlkreis Ravensburg nicht angetreten und hatte auf einen guten Listenplatz in BadenWürttemberg gesetzt. Den hat er im März mit Platz neun bekommen. 2013 hätte er damit den Sprung nach Berlin geschafft, aktuell ist dies aus mehreren Gründen zwar unsicher, aber nicht aussichtslos. Vor allem, wenn im Laufe der Wahlperiode Nachrücker für – aus welchen Gründen auch immer – ausscheidende CDU-Abgeordnete aus Baden-Württemberg gefragt sind.
Dann zieht eben jene Liste – und vor Natterer liegt nur eine CDU-Bewerberin, die nicht über eine mutmaßlich sehr aussichtsreiche Direktkandidatur im Wahlkreis abgesichert ist. Er wäre also spätestens im Bundestag, wenn zwei am 24. September gewählte Unionspolitiker aus dem Land nicht mehr im Parlament vertreten sein sollten.
Dass Christian Natterer den Weg nach Berlin anstrebt, war abzusehen. Bundespolitische Luft schnupperte er bereits als stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union (JU). Die Wahl in dieses Amt im Herbst 2014 bezeichnet er als entsprechenden „Stoß“. Interesse an Berliner Themen habe er aber schon immer gehabt, erklärt Natterer: „Wenn Sie in der JU politisch aktiv sind, dann wird schnell über bundespolitische Themen diskutiert.“Gleichwohl hatte der Wangener auch für eine Laufbahn in der Landespolitik gekämpft. Das war nach dem Rückzug Paul Locherers im Jahr 2015. Damals bewarb er sich parteiintern um dessen Nachfolge, scheiterte aber knapp am 2016 gewählten neuen Landtagsabgeordneten Raimund Haser.
Christian Natterer gibt zu, dass ihn diese Niederlage getroffen hat: „Nach der verlorenen Geschichte in Vogt (dort fand die Nominierung statt, Anm. d. Red.) musste ich erst einmal in mich gehen, um herauszufinden, wie es weiter geht“, sagt er. Zwei Aspekte hätten aber zu dem jetzt gewählten Weg geführt: Zum einen, weil ihm „viele Personen“diesen nahegelegt hätten. Und: „Auch wenn man eine Wahl verliert, bleibt man ein politischer Mensch.“
Der ist Christian Natterer zweifelsohne. Mit lediglich 36 Jahren blickt er bereits auf eine lange Laufbahn zurück: Natterer sitzt in der zweiten Wahlperiode im Wangener Gemeinderat und in seiner ersten im Kreistag. Er ist seit Jahren Chef des Wangener Stadtverbands und stellvertretender CDU-Vorsitzender im Landkreis Ravensburg.
Im aktuellen Wahlkampf ist Natterer viel unterwegs. Auch von Haustür zu Haustür: „Das macht Sinn, weil man mich hier kennt.“Dazu kommen aufgrund der besonderen Art seiner Kandidatur Reisen zu Auftritten im ganzen Regierungsbezirk Tübingen.
Inhaltlich setzt er auf vier Schwerpunkte: Bei der Entlastung von mittleren Einkommen und Familien will er den Soli abgeschafft sehen und tritt für eine Erhöhung von Kindergeld und Kinderfreibeträgen ein. Beim Thema Wohnungsbau fordert Natterer zehn Jahre Baukindergeld für junge Familien, steuerliche Förderungen und die Abschaffung „überflüssiger Vorschriften im Baugesetzbuch und bei Umweltstandards.
Sicherheit/Migration und Integration sieht der Wangener als einen Komplex. Innenpolitisch will er mehr Polizisten, den Einsatz von Videotechnik und den Datenaustausch aller Sicherheitsbehörden. Außerdem Sach- statt Geldleistungen für Flüchtlinge. Im Äußeren fordert Natterer die Sicherung der EU-Außengrenze, die Registrierung aller Flüchtlinge und „konsequente Rückführungen“.