Ein besonderer Mensch verlässt das Allgäu
Seelsorgeeinheit „An der Argen“verabschiedet Pfarrer Martin Schniertshauer
AMTZELL - Am Sonntag hieß es Abschied nehmen von Pfarrer Martin Schniertshauer. Christen aus der ganzen Seelsorgeeinheit „An der Argen“waren in die Pfarrkirche von Amtzell gekommen, um mit dem beliebten Geistlichen noch einmal Gottesdienst zu feiern.
Es war schon seit vielen Wochen bekannt und dennoch kam der eigentliche Zeitpunkt zu früh: Pfarrer Martin Schniertshauer, der zwölf Jahre lang mit den Menschen in der Seelsorgeeinheit gelebt hat und vorzugsweise für Amtzell, Pfärrich und Haslach Ansprechpartner war, wird das Allgäu Ende des Monats verlassen, um ins Kloster Münsterschwarzach einzutreten.
Wie sehr Männer, Frauen und Kinder ihren Pfarrer stets verehrt haben und seinen Weggang bedauern, das wurde nach den „kleinen Verabschiedungen“in den einzelnen Pfarreien noch einmal besonders bei der offiziellen Feier am späten Sonntagnachmittag in Amtzell deutlich. Fahnenabordnungen der Vereine, Instrumentalisten wie Sängerinnen und Sänger, nicht zuletzt Vertreter aus dem kirchlichen und kommunalen Bereich ließen es sich nicht nehmen, ihren Beitrag zum guten Gelingen des Festgottesdienstes mit anschließendem Empfang im Haus der Gemeinde zu leisten.
In seiner Predigt erinnerte sich Pfarrer Schniertshauer an seine Großmutter, die vor einer Reise oder größeren Ausflugsfahrten stets ein Kreuz auf seine Stirn gezeichnet habe. „Sie hat den tiefsten Sinn des Kreuzes und damit das Segenszeichen überhaupt erkannt“, sagte der Geistliche und wollte es nun auch an diesem Tag des Abschieds in den Mittelpunkt stellen.
„Vor zwölf Jahren hat der Segen am Ende eines Gottesdienstes Leuten gegolten, die mir unbekannt waren“, so Schniertshauer, „heute gilt er Menschen, Dörfern und Gemeinden, die mir ans Herz gewachsen sind.“ Und der Geistliche hatte die Bitte an die Anwesenden, ihn – wie damals die Großmutter – „mit einem Kreuzeszeichen zu Beginn meines Weges nach Münsterschwarzach zu segnen“.
Nachdem Martin Schniertshauer sich mit dem Wunsch „Der Herr sei mit Euch und bleibe bei Euch“an alle Junge und Alte, Gesunde und Kranke „hier und überall und ökumenisch“gewendet hatte, kamen Personen des öffentlichen Lebens zu Wort. Zunächst Bürgermeister Clemens Moll. Er nannte Pfarrer Schniertshauer „einen besonderen Menschen aus der Gemeinde“, einen Menschen, der sich um die anderen gekümmert habe und dessen Wirken „noch lange nach seinem Weggang aus Amtzell und Pfärrich nachhallen wird“.
„Unterschiedlichkeit trotz des gemeinsamen Glaubens“
Pfarrer Christoph Rauch von der evangelischen Kirche brachte in einem von einer kleinen Chorgemeinschaft vorgetragenen Lied das zum Ausdruck, was er seinem katholischen Amtsbruder mitgeben wollte: „Ich habe ihn und unser gutes Verhältnis geschätzt und bin ihm dankbar dafür, dass man sich auf Absprachen immer verlassen konnte.“Die „Unterschiedlichkeit trotz des gemeinsamen Glaubens“machte Rauch an der Feier des Gottesdienstes fest, aber auch an Äußerlichkeiten. Er sagte zu Schniertshauer: „Wie Sie am Justinifest vom Pfarrhaus abgeholt wurden, das war für einen Protestanten schon große Oper!“
Den guten Schluss zierte Hildegard Baier, die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates von St. Johannes und St. Mauritius. Sie war es, die die vergangenen zwölf Jahre anhand von Protokollen noch einmal Revue passieren ließ und aufzählte: „Sie haben 334 Kinder getauft, 71 Paare getraut und 238 Personen zu Grabe getragen wie deren Familien gestützt!“Und Hildegard Baier dankte Pfarrer Schniertshauer „im Namen der ganzen Seelsorgeeinheit für alle Impulse, die Sie uns gegeben haben, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und vor allem für den Weg, den Sie mit uns gegangen sind.“
Als gemeinsames Geschenk überreichte Baier dem Priester ein Modell eines Fahrrades, das er in natura samt einem „Notgroschen“für spätere Ausfahrten mit nach Münsterschwarzach nehmen wird. Und noch etwas wird Martin Schniertshauer neben vielen bleibenden Erinnerungen begleiten: eine Stola in der liturgischen Farbe Grün.