Wie das Wasser der Iller mit Kies verfährt
Initiatoren rechnen mit wertvollen Erkenntnissen für die Renaturierung von Flüssen
UNTERALLGÄU (fk/vog) - An der Iller läuft seit Februar ein Pilotprojekt der Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW) namens „Isobel“. Dabei soll unter anderem beobachtet werden, wie Flusswasser mit Kies verfährt, der an verschiedenen Stellen in die Iller eingebracht wurde. Laut den Verantwortlichen sind nach starken Regenfällen bereits große Mengen flussabwärts gespült worden. „Aber das ist bei Hochwasser ein normaler Vorgang“, sagt BEW-Sprecher Thomas Renz. Indes bezeichnen Bewohner des Illerwinkels das Projekt als Geldverschwendung, da der Kies ja weggeschwemmt worden sei. Das sehen die Projektentwickler freilich nicht so. Schließlich soll das Wasser den Kies ja bewegen. Durch die Dokumentation dieser Bewegung wollen sie wertvolle Erkenntnissen zum Wohl der Unterwasserwelt gewinnen. (siehe Infokasten).
Zusätzlicher Damm
„Wir entwickeln hier an der Iller Verfahren und Handlungsempfehlungen für das Geschiebemanagement, die anschließend im gesamten Donaueinzugsgebiet, bestenfalls sogar in ganz Europa umgesetzt werden könnten“, sagt Ralf Klocke, der den Bereich Wasserbau bei den BEW leitet. Und Pressesprecher Renz ergänzt, dass bisher unterhalb der Staustufen in Legau und Maria Steinbach jeweils rund 6000 Kubikmeter Kies eingebracht wurden. An der Staustufe Maria Steinbach wurde außerdem zusätzlich eine Buhne (Damm aus großen Wasserbausteinen) in den Fluss gebaut. An geeigneten Stellen, etwa bei Maria Steinbach, haben die BEW zudem durch den Rückbau der Uferbefestigung dem Fluss selbst die Möglichkeit gegeben, „weiteres Geschiebe“abzutragen. Demnächst soll auch mit der Kieszugabe an der Staustufe Altusried begonnen werden.
Kritiker monieren, dass der Kies im abgelagerten Schlamm der Staubecken lande und damit seine Funktion als Laichträger gänzlich verfehle. Dem entgegnet Renz, dass das Geschiebe im Bereich der sogenannten Stauwurzel abgelagert werde und nicht im Stauraum. Die Stauwurzel beginnt an der Iller meist ein bis eineinhalb Kilometer unterhalb der Staustufe. „Dort verringert sich die Strömung des Flusses durch die flussabwärts gelegene Stauanlage entsprechend, sodass der Kies dort liegen bleibt und wieder entnommen werden kann“, sagt Renz. Unter anderem sei an der Lautracher Illerbrücke eine solche Entnahmestelle vorgesehen.
Laut Renz trifft sich der Lenkungskreis des Projekts im Herbst und bewertet die bereits erfolgten Kieseinbringungen. Dann soll entschieden werden, ob und wie weiterer Kies eingebracht wird. Im Lenkungskreis sitzen unter anderem Vertreter des bayerischen Umweltministeriums, der Regierung von Schwaben, der Wissenschaft und der Fischerei. Für Oliver Born, Fischereifachberater des Bezirks Schwaben, ist die Kieseinbringung eine gute Investition. Denn dadurch könne man Lebensraum für junge Fische und wirbellose Kleintiere schaffen. Den bis in die jeweilige Stauwurzel abdriftenden Kies könne man alle paar Jahre entnehmen und wieder nach oben transportieren.