Einkaufen ohne Plastik
Auch in der Region wachsen die Müllberge immer mehr, belegen Zahlen des ZAK – Geschäfte in Lindenberg zeigen Alternativen zu Kunststoff
LINDENBERG - Sei es der überquellende Plastikmüll oder sich im Schrank stapelnde Plastiktüten vom Einkaufen: Kunststoff findet sich im Alltag überall. Weltweit wird die Belastung der Umwelt durch Plastikmüll zum immer größeren Problem. Im Allgäu macht sich das beispielsweise durch den jährlich anfallenden Plastikmüll bemerkbar. Im Verbandsgebiet des Zweckverbands für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) hat die Sammelmenge für Kunststoffe mit 4063 Tonnen im Jahr 2016 im Vergleich zu 2012 um mehr als sechs Prozent zugenommen. In dieser Menge seien Kunststoffe, Styropor und Tetrapacks enthalten, erklärt Thomas Settele, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des ZAK. Und das sind nur die recycelten Mengen, die „Dunkelziffer“weggeworfenen Mülls nicht mitgezählt. Aber auch das Recycling von Kunststoffen, wie es auf Wertstoffhöfen passiert, benötigt Rohstoffe und Energie. Wie kann der Verbraucher Plastikmüll vermeiden? Ein erster Schritt: bewusster einzukaufen. Viele Geschäfte im Westallgäu bieten Alternativen zur Kunststoffverpackung. Wir haben uns in Lindenberg umgehört.
Beim Großeinkauf im Supermarkt können sich schnell viele Tüten und Verpackungen aus Plastik anhäufen. Im Kaufmarkt Lindenberg kosten die Plastiktüten an der Kasse mittlerweile 30 Cent. Laut Sonja Kehr von der Pressestelle Feneberg in Kempten gibt es hier als nachhaltige Verpackung für den Einkauf die Papiertüte (20 Cent), die Stofftasche (50 Cent), und die bei Kunden besonders beliebte Eco-Box. Diese funktioniert wie ein Einkaufskorb und besteht zum großen Teil aus Recyclingfasern. An der Obsttheke seien außerdem Beutel aus Zuckerrohr eingeführt worden. Die Beutel seien zwar nicht kompostierbar, aber mehrmals wiederverwendbar und zu hundert Prozent recyclingfähig, erklärt Kehr.
Nicht nur im Supermarkt gibt es Plastiktüten. Im Modegeschäft von Karl Bufler, Vorsitzender der Leistungsgemeinschaft Lindenberg, bekommen Kunden diese kostenlos. Vor dem Hintergrund einer EURichtlinie, durch die der Pro-KopfVerbrauch von Plastiktüten sinken soll, sind diese in vielen deutschen Geschäften seit vergangenem Jahr kostenpflichtig. Die Teilnahme daran ist allerdings für Einzelhändler freiwillig. Bufler führt als Alternative zusätzlich Papiertüten. „Ich lasse den Kunden selber entscheiden“, sagt der Geschäftsführer. Ihm zufolge bringen Kunden inzwischen auch vermehrt eigene Tragetaschen mit.
In der Bäckerei muss der Kaffee zum Mitnehmen nicht aus Wegwerfbechern getrunken werden. Das Problem mit diesen Bechern: Sie bestehen zwar zum Großteil aus Pappe, sind aber mit Kunststoff beschichtet und landen oft trotzdem im Papiermüll; dazu kommt ein Plastikdeckel. Deshalb hat die Bäckerei Münzel eigene Mehrwegbecher schon lange eingeführt, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Münzel. Der Becher könne aber gespült und wiederverwendet werden. Kunden müssten für diesen einmalig zahlen und bekämen auf jeden weiteren Kaffee im Mehrwegbecher zehn Prozent Rabatt, sagt Münzel. Allerdings hat Sabine Münzel, stellvertretende Geschäftsführerin der Bäckerei, beim Thema Plastikvermeidung weniger gute Erfahrungen gemacht: „Wenn man an das Umweltbewusstsein appelliert, werden viele Menschen eher böse.“Selbst in der Metzgerei kann Plastik vermieden werden: Statt Fleisch und Wurst eingeschweißt oder in Folie eingewickelt zu kaufen, können Kunden in der Metzgerei von Thomas Vogler eigene Behältnisse mitbringen. Die Verkäufer dürfen diese „nur nicht über die Theke nehmen, das ist hygienetechnisch nicht möglich“, sagt Vogler. Anschaulicher erklärt: Der Kunde stellt seine mitgebrachte Dose auf der Theke ab, wo der Verkäufer die Fleischwaren direkt hineinlegt. Vogler bedauert aber, dass diese Alternative von Kunden „mehr schlecht als recht“wahrgenommen wird.