Auf Samtpfoten naht eine stolze Katze
David Orlowsky Trio begeistert im Rittersaal in Tettnang mit Klezmer und Weltmusik
TETTNANG - Ihre Stücke atmen den Geist des Klezmer und nehmen zugleich musikalische Eindrücke von ihren Reisen auf, ob aus Paris, Bukarest oder Odessa. Mit seiner „Chamber.World.Music“auf Klarinette, Gitarre und Kontrabass, die den Jazz ebenso hineinnimmt wie Pop und die Musik des Vorderen Orients, hat das David Orlowsky Trio in Tettnang die Zuhörer im vollen Rittersaal vom ersten Moment an gefesselt.
David Orlowsky wartet, bis es ganz ruhig ist, dann erst setzt er seine Klarinette an. Unendlich sanft und weich spielt er ein schwermütiges Thema an, singt sich mit seinem Instrument in die Seele. Sanft hüllen Gitarrist Jens-Uwe Popp und Bassist Florian Dohrmann die Klarinette ein. Wohltuende Ruhe strömt von der Bühne aus, wo die Musiker anfangs noch in der Abendsonne stehen, die die Instrumente aufleuchten lässt. Einen ausgelassenen Tanz stimmt die Klarinette an und verstummt wieder, während die Begleiter den Rhythmus fortführen, sie fällt wieder ein, nimmt einen beschwörenden Ton an, verstummt erneut. Nur ganz sachte berühren die Fingerspitzen des Gitarristen und Bassisten noch die Saiten, bis die Klarinette zum heftig stampfenden Tanz ansetzt. Die Blicke begegnen sich, zeugen von lange gewachsenem Einverständnis. Mit sechzehn hat der 1981 in Tübingen geborene David Orlowsky das Trio gegründet, von Anfang an war Florian Dohrmann, 1972 ebenfalls in Tübingen geboren, am Bass dabei, gestaltet Konzept und Kompositionen mit. 2005 kam JensUwe Popp hinzu, der viele Jahre mit Giora Feidman zusammengearbeitet hat. Auch er trägt Kompositionen bei.
Beim gemeinsamen Spiel ist die Klarinette die Königin, die ureigene Stimme ihres Herrn, die mit ihm lacht und weint, vergnügt trällert und tanzt, zärtlich oder wütend ist oder die Angst bei einer halsbrecherischen Taxifahrt in Bukarest ausmalt. Mit viel Humor erzählt Orlowsky am Mikro vom Entstehen der Stücke: vom langen Warten bei der Einwanderungsbehörde nach einem Langstreckenflug, das zum „Immigration Blues“führte, von der Hommage an eine stolze Pariser Katze, die man im Stück „Le chat noir“auf Samtpfoten nahen und unvermittelt putzmunter werden hört. Nach einem Ausflug zu orientalischen Klängen führt das Trio nach Odessa, wo eine Schule für Taschendiebe ebenso ihre Spuren hinterlässt wie ein Gang durchs jüdische Viertel „Moldowanka“. Meint man erst die vorsichtige und immer mutiger werdende Annäherung der angehenden Diebe an ein Opfer zu hören, dann hören wir bald wieder die Klarinette ausgelassen tanzen und lachen. David Orlowsky hat manche Geschichten erzählt, doch lässt die Musik auch die Freiheit, sich ganz andere auszudenken, seine eigenen Gedanken wandern zu lassen. Natürlich lassen die begeisterten Zuhörer die Musiker nicht gleich von der Bühne – in der Zugabe zieht das Trio nochmals alle Register.