Kulturhauptstadt bleibt Thema in Vorarlberg
Vier Städte im Rheintal verfolgen die Idee einer Bewerbung für den europaweiten Titel weiter – Es gibt aber auch skeptische Stimmen
VORARLBERG/LINDAU (orf, ins) Die Städte Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und die Region Bregenzerwald denken nach wie vor über eine Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2024 nach. In Workshops sollen nun Menschen aus dem ganzen Land in den Prozess eingebunden werden, berichtet der Österreichische Rundfunk. Nicht eingebunden in den aktuellen Prozess ist die Stadt Lindau, die vor eineinhalb Jahren laut über eine Beteiligung nachdachte. Sie hat sich aber laut Pressesprecher Jürgen Widmer von der Idee keineswegs verabschiedet.
Über die bayerische Nachbarschaft dürfte sich in Vorarlberg derzeit niemand große Gedanken machen – herrscht doch auch intern Uneinigkeit. Im vergangenen Sommer ist um die Bewerbung der vier Vorarlberger Städte eine heftige Diskussion entbrannt. Das Land Vorarlberg lehnte es ab, das Projekt mit zehn Millionen Euro zu finanzieren. Auch die Vorarlberger Kulturschaffenden äußerten sich ablehnend. Die Stadtchefs kündigten umgehend an, den Prozess weiterverfolgen zu wollen.
Schon das gemeinsame Nachdenken sei wertvoll, erklärt jetzt die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP). „Egal ob wir den Zuschlag erhalten“, sagt Kaufmann, es sei wichtig, über Perspektiven zu sprechen. Das sieht auch die Kulturabteilung des Landes positiv. Einer Bewerbung an sich steht Kulturamtsleiter Winfried Nußbaummüller allerdings nach wie vor kritisch gegenüber.
Die vier Bürgermeister der Rheintal-Städte haben derweil den Zeitplan zur Bewerbung für die „Europäische Kulturhauptstadt“präsentiert. Festgelegt ist für das laufende Jahr ein Budget von 305 000 Euro. Damit wird unter anderem Projektleiterin Andrea Fink bezahlt. In einer Pressekonferenz betonten die Beteiligten, der aktuelle Prozess sei ergebnisoffen; ob es zu einer Bewerbung tatsächlich komme, stehe noch nicht fest.
Zehn sogenannte Dialog-Werkstätten werden diesen Herbst in ganz Vorarlberg – von Lochau bis Partenen – durchgeführt. Die Veranstaltungen konzentrieren sich auf drei Kernthemen: Zum einen gehe es um die Frage „Wie sehen wir Europa?“, sagt der Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger (FPÖ). Ein weiterer Themenschwerpunkt sei das Projekt Rheintal-Stadt und als drittes wolle man über Grenzen diskutieren, nicht nur nationale, sondern auch über Grenzen in den Köpfen, erklärt Egger.
Dieter Egger ist übrigens jener Vertreter der Freiheitlichen, der sich vor Jahren wiederholt abschätzig über das Jüdische Museum Hohenems und dessen Direktor Hanno Loewy geäußert hatte. 2009 flog der Landespolitiker aus dem Landtag, seit 2016 ist er Bürgermeister von Hohenems.