Der Kanzler der Herzen
Bundeskanzler Martin Schulz ist endlich am Ziel. Dass er ein Gewinner ist, war am Sonntag vielleicht nicht gleich jedem klar, aber spätestens sein Auftritt im Willy-Brandt-Haus hat alle Zweifel beseitigt. Haben Sie den Jubel gehört? So freut sich eine Partei, die endlich Angela Merkel losgeworden ist und wieder sie selbst sein darf.
Okay, die 20 vor dem Komma hat schon ein wenig geschmerzt, aber das war letztlich Nebensache am Tag der Befreiung. Nach einer Woche intensiven Nachdenkens hat Schulz die versteckten Botschaften des Urnengangs dechiffriert. 1) Er ist der Kanzler der Herzen. 2) Wahlkampf ist befreiend. 3) Er kann in aller Ruhe zuschauen, wie Mutti in den kommenden vier Jahren auch aus dem grünen und gelben Luftballon die Luft ablassen wird. 4) Als Chef der größten Oppositionspartei ist er quasi auch der Vorgesetzte von Alexander Gauland und dessen gärendem Haufen und wird umgehend ein Hundekrawattenverbot erwirken.
Schulz hat die Jamaikawoche genutzt und einen Drei-Punkte-Plan ausgearbeitet, den die SPD im Bundestag einbringen wird. 1) Ideenstaubsaugerei wird mit einer einwöchigen Donauflussfahrt bestraft – gemeinsam mit Gauland und Alice Weidel in der Dreibett-Innenkabine. 2) Aussitzen von Problemen zieht einen zweitägigen Wanderurlaub rund um Großzöberitz mit Cem Özdemir nach sich. 3) Das Bilden einer Raute in der Öffentlichkeit wird mit zwölfstündigem Eisenbahnspiel mit Horst Seehofer in dessen Hobbykeller geahndet.
In vier Jahren wird die Welt für Schulz und die SPD eine andere sein. (hü)