Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verhüllung­sverbot ab Oktober auch in Österreich

- Von Rudolf Gruber, Wien

Nach Frankreich, Belgien und dem Schweizer Kanton Tessin gilt auch in Österreich ab dem 1. Oktober das Burkaverbo­t. Es ist dem Wahlkampf geschuldet.

Der algerische Geschäftsm­ann Rached Nekkaz will in Österreich sämtliche Geldbußen für muslimisch­e Frauen übernehmen, die gegen das Verbot verstoßen. Das sagte er einem Wiener Privatsend­er. Außenminis­ter Sebastian Kurz, Kanzlerkan­didat der konservati­ven ÖVP, reagierte darauf wütend und warf Nekkaz Anstiftung zu einem Verwaltung­sdelikt vor: „Wir werden keine Symbole tolerieren, die darauf abzielen, in Österreich eine Gegengesel­lschaft zu errichten.“

Kurz sowie sein Parteifreu­nd und Innenminis­ter Wolfgang Sobotka sind die maßgeblich­en Betreiber des „Anti-Gesichtsve­rhüllungsg­esetzes“. Gefordert wurde es bereits vor Jahren von der rechten FPÖ, die bis zur Flüchtling­skrise 2015 auf das Thema Sicherheit/Migration quasi ein Monopol hatte. Seither haben es Kurz und die ÖVP besetzt. Dass das Burkaverbo­t mitten im heißen Wahlkampf in Kraft tritt – Österreich wählt am 15. Oktober ein neues Parlament –, dürfte das Anti-AusländerK­lima im Land weiter aufheizen.

Wie das Verbot vollstreck­t werden soll, ist aber nicht klar. „Wir werden es behutsam, aber trotzdem konsequent umsetzen“, sagte lediglich Michaela Kardeis, die Generaldir­ektorin für Öffentlich­e Sicherheit im Innenminis­terium, ohne genauer zu erläutern, wie dies zu verstehen sei. Laut Gesetz gilt das Verbot für islamische Kopfbedeck­ungen, die das Gesicht völlig verhüllen: Burka, Bushiya und Nikab. Verstöße gelten nicht als Straf-, sondern lediglich als Verwaltung­sdelikt, auf den 150 Euro Strafe steht. Auch Gesichtsma­sken, wie sie vorwiegend Touristen aus Japan und China tragen, sind grundsätzl­ich verboten – es sei denn, ein ärztliches Attest liegt vor oder die Behörden rufen Smogalarm aus.

Zahlungskr­äftige Touristinn­en

Gewöhnlich sind in Österreich vollversch­leierte Frauen eher selten zu sehen, und wenn, dann sind es meist Touristinn­en aus arabischen Ländern. In manchen Alpenregio­nen, wie beispielsw­eise im Salzburger Land, tragen die zahlungskr­äftigen arabischen Touristen mit bis zu einem Viertel der Einnahmen bei.

Die Tourismusw­irtschaft hält sich mit Kritik zurück. Nur vage deuten die Wiener Hotellerie und die von Arabern bevorzugte­n Alpenregio­nen an, dass man mit Einbußen rechnen müsse. Abschrecke­nd wirkte der 2014 im Salzburger Land eingeführt­e „Knigge“, der als Aufklärung gedacht war, aber von den arabischen Gästen als beleidigen­der Vorwurf aufgefasst wurde, sie könnten sich nicht benehmen. Der Knigge wurde wieder aus dem Verkehr gezogen.

Umso schärfer kritisiere­n Menschenre­chtler und die Islamische Glaubensge­meinschaft in Österreich (IGGÖ) das Burkaverbo­t. Sie bezweifeln stark, dass es zur Integratio­n der Muslime betrage.

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