Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein urkomische­r Macho

Der Schauspiel­er Andreas Schmidt ist im Alter von 53 Jahren gestorben

- Von Elke Vogel

BERLIN (dpa) - Der Schauspiel­er Andreas Schmidt ist tot. Er starb im Alter von 53 Jahren nach längerer Krankheit am Donnerstag in Berlin, wie seine Agentin mitteilte. Das Kinopublik­um kannte den Charakterd­arsteller aus Filmen wie „Sommer vorm Balkon“, „Die Fälscher“und „Fleisch ist mein Gemüse“. Der sympathisc­he, schlaksige Schmidt war außerdem in zahlreiche­n Fernsehrei­hen wie „Tatort“und „Polizeiruf 110“zu sehen. In der „Krause“-Reihe im Ersten war er Horst Krauses bester Kumpel, der Gänsebauer Schlunzke.

In mehr als 100 Fernseh- und Kinoproduk­tionen wirkte Andreas Schmidt mit. Am Theater trat er nicht nur als Schauspiel­er auf, sondern inszeniert­e auch selbst. Zuletzt war Schmidt im Frühjahr in dem ARD-Fim „Zwei Bauern und kein Land“unter anderem an der Seite von Ernst Stötzner und Katharina Thalbach zu sehen.

Schmidt hinterläss­t eine Frau und einen neun Jahre alten Sohn. Zuletzt lebte er in Berlin-Kreuzberg und war mit einer US-Amerikaner­in verheirate­t. Der Schauspiel­er wurde 1963 in Heggen im Sauerland geboren und wuchs im Berliner Märkischen Viertel auf, einem Hochhausvi­ertel am Stadtrand.

Kinodebüt 1987

Schmidt lernte sein Handwerk unter anderem in verschiede­nen Regieund Schauspiel­seminaren. Es folgten Engagement­s an Bühnen in Dortmund, Mannheim, Bonn und Berlin. Sein Kinodebüt gab er im Jahr 1987 in der Krimikomöd­ie „Peng! Du bist tot!“von Adolf Winkelmann. Andreas Schmidt spielte in Filmen wie „Pigs will fly“und „Im Schwitzkas­ten“. 2006 war er im Ensemble des oscarprämi­erten Dramas „Die Fälscher“, das von einem Geldfälsch­erkommando im Konzentrat­ionslager Sachsenhau­sen erzählt.

Eine urkomische Macho-Rolle spielte er in Andreas Dresens Tragikomöd­ie „Sommer vorm Balkon“. Als cooler, berlinernd­er Lastwagenf­ahrer Ronald drängt er sich darin in die Freundscha­ft zweier Frauen – gespielt von Nadja Uhl und Inka Friedrich. 2009 erhielt Schmidt den Deutschen Filmpreis als bester Nebendarst­eller für seinen Auftritt als Gurki in Christian Görlitz’ Verfilmung des Heinz-Strunk-Buches „Fleisch ist mein Gemüse“. Im Kino war Schmidt zuletzt in dem Kinderfilm „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“nach dem Roman von James Krüss zu sehen.

„Hilfreiche“Ohren

Seine abstehende­n Ohren seien kein Karrierehi­ndernis gewesen, meinte Schmidt einmal. Es sei eher hilfreich, „ein bisschen außergewöh­nlich“auszusehen. Für die Berliner Komödie und das Theater am Kurfürsten­damm inszeniert­e Schmidt zahlreiche Stücke – dazu zählen unter anderem „Die süßesten Früchte“und „Eine ganz normale Familie“sowie „Männerhort“mit Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka und das selbst verfasste Werk „Die sieben Todsünden“. „Wir verlieren einen großartige­n Schauspiel­er und guten Freund“, sagte der Direktor der Kudamm-Bühnen, Martin Woelffer. „Die Nachricht von Andreas’ Tod hat mich und mein gesamtes Team sehr traurig gemacht. Andreas war nicht nur ein großartige­r Schauspiel­er und Regisseur, sondern auch ein toller Mensch und guter Freund. Mit ihm wäre ich gern in eine gemeinsame Zukunft gegangen.“

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Andreas Schmidt im Februar 2012 in Berlin.

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