„Luther ging es um ,seinen’ Glauben“
Zum Bericht „Opulentes Spektakel im Luther-Jahr“(SZ, 2. Oktober):
„Luther und die Luther-Oper von Kari Tikka könnten durch den Schlusssatz des Artikels von Babette Caesar missverstanden werden. „Wohl als Verweis darauf, wie fest Luther nur seinen Glauben für den einzig wahren hielt und damit irrte.“Die Statue-Luther ist meines Erachtens als Sinnbild für die Idealisierung von Nationalismen, für Machtmissbrauch und für die daraus entstehende Gewalt und den Hass zu verstehen.
Luther selbst erlebte diese Versuchung. An zwei Ereignissen kann man sie festmachen. Im Bauernkrieg unterstützte er aktiv den Hass der Fürsten gegen die Bauern und die Anführer wie Thomas Müntzer, und als die Juden Christus nicht als ihren Herrn erkannten, da überfiel ihn Hass, was sich in verbalen Entgleisungen zeigte. Unter anderem haben auch diese Worte Luthers mit zum Hass auf die Juden in Deutschland beigetragen. Im Stuttgarter Schuldbekenntnis hat die Evangelische Kirche ihre Schuld 1945 laut und deutlich vernehmbar bekannt.
Luther ging es um „seinen“Glauben, nur als Glaube aus der Heiligen Schrift, als Glaube und Freiheit in Christus Jesus. Kari Tikkas Hauptinteresse, so seine Äußerung mir gegenüber, galt allein diesem Thema vom Anfang der Oper an bis zum Schluss. Dabei hat Tikka die Verfehlungen Luthers – Gott sei Dank – nicht ausgespart und somit einen Brückenschlag zu unserer aktuellen politischen Situation erreicht. Wo Menschen ihre Überzeugungen in starre Ideologien gießen, da erstarrt Leben, da ist keine Freiheit, da ist keine Gnade.
Das meint auch,
Friederike Hönig, Pfarrerin
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