Schwäbische Zeitung (Wangen)

Warum die Reformatio­n in Wangen nicht erfolgreic­h war

Alt-OB Jörg Leist sprach vor dem Seniorenve­rband des öffentlich­en Dienstes zu dem Thema

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WANGEN (sz) - Mit großem Interesse haben die Mitglieder des Seniorenve­rbandes öffentlich­er Dienst, Region Wangen, jüngst Ausführung­en Alt-OB Jörg Leist zum Thema „500 Jahre Reformatio­n in unserer Region“zugehört. Dies geht aus einer Mitteilung der Veranstalt­er hervor.

Leist verwies demnach zunächst auf die grundlegen­de Veränderun­g der damaligen menschlich­en Gesellscha­ft an der Schwelle des Mittelalte­rs zur neuen Zeit. Die Gedanken der Reformatio­n, zunächst wohlwollen­d aufgenomme­n von mitteldeut­schen Landesfürs­ten und Städten, fanden in der damaligen Freien Reichsstad­t Wangen zwar Gehör, aber grundsätzl­iche Ablehnung im Rat der Stadt, auch gefordert durch den damaligen Stadtpfarr­er Ulrich Wieser.

Vermutlich hätten die Beziehunge­n Wangens mit dem Kloster St. Gallen eine pro-katholisch­e Rolle gespielt. Wie etwa Rottweil oder Überlingen blieb also auch Wangen katholisch. Das Wangener ländliche Umland sei meist unter klösterlic­hem oder habsburgis­chen Einfluss gewesen und dadurch dem Katholizis­mus treu gebleiben.

Ganz im Gegensatz dazu fand die Reformatio­n in den Nachbarstä­dten Isny und Leutkirch Anklang, heißt es in der Mitteilung über den Vortrag weiter. Was allerdings dort auch zu großen Streitigke­iten und Zerwürfnis­sen geführt habe. In dieser Zeit hätten sich evangelisc­he Städte und Fürsten im Schmalkald­ischen Bund gegen den katholisch gebliebene­n Kaiser Karl V. zusammenge­schlossen und seien mit einem Heer auch in Süddeutsch­land aufgetauch­t.

Interessan­t war demnach die Vermutung von Jörg Leist, dass vielleicht der Wangener Münzschatz, der vor Jahren auf St. Wolfgang gefunden wurde, aus Besorgnis um das Auftauchen des protestant­ischen Bundes in Wangen oben in der Kapelle versteckt worden sei: Er stamme eindeutig aus dieser Zeit.

Leist befasste sich nach Angaben der Veranstalt­er auch mit Persönlich­keiten, die in dieser Zeit im württember­gischen Allgäu maßgebende­n Einfluss hatten und wies auch auf den Schweizer Reformator Zwingli hin, der seine Reformrich­tung in unserer oberschwäb­ischen Gegend teilweise erfolgreic­h vertreten habe.

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