Die Angst fährt mit
Unbekannter hat Metallteile an Maispflanzen angebracht – Landwirte sind fassungslos
OSTALLGÄU - Landet ein Metallteil in einem Maishäcksler, droht nicht nur ein hoher Sachschaden, es besteht auch Lebensgefahr für den Fahrer und seine Begleiter. Deshalb sind Landwirte und Lohnunternehmer im Ostallgäu fassungslos darüber, dass ein unbekannter Täter in mehreren Feldern Bügel, Rohre und Schrauben mit Kabelbindern an den Maispflanzen angebracht hat. „Das ist hochgradig kriminell“, sagt Michael Haußer, Ortsobmann des Bauernverbands in Weinhausen. Er fand an Pflanzen in seinem Acker erst vor wenigen Tagen zwei große Schrauben. „Wenn die in der Häckslertrommel landen, fliegen die Fetzen“, sagt er. Die Teile könnten durch den Kabinenboden schießen und den Fahrer verletzen oder herumfliegen und Menschen auf einem Begleitfahrzeug treffen. Nicht selten seien bei der Ernte auch Kinder dabei. „Man fragt sich, ob derjenige das nicht weiß oder ob er es in Kauf nimmt, dass jemand verletzt wird“, fragt sich Haußer.
Auch über das Motiv könne man nur spekulieren. „Entweder hat er was gegen den Maisanbau oder gegen die großen Erntemaschinen“, vermutet Haußer. Die Sabotage richtet sich jedenfalls nicht gegen einen bestimmten Landwirt, einen Lohnunternehmer oder ein Dorf, sagt Buchloes Polizeichef Bernhard Weinberger. In seiner Inspektion haben sich bisher zehn Betroffene aus unterschiedlichen Orten gemeldet. Deshalb gehe die Polizei davon aus, dass der Täter seinen Unmut über den Maisanbau zum Ausdruck bringen will. Bisher entstand ein geschätzter Schaden von 5000 Euro. Verletzt wurde niemand.
Das kann sich aber schnell ändern. „Deshalb haben unsere Fahrer Angst“, sagt Petra Seitz, Geschäftsführerin von Agrardienst Seitz in Weicht. Sie gehen lieber auf Nummer sicher und laufen das Feld mit den Landwirten vor dem Häckseln ab. Bisher gab es an ihren Maschinen nur kleine Schäden, sagt Seitz. Bei anderen Lohnunternehmern im Ostallgäu sehe das jedoch anders aus. Auch im Raum Donau-Ries wurden heuer bereits mehrere Erntemaschinen durch Metallteile in Maisfeldern beschädigt.
Im schlimmsten Fall kann an den Häckslern, die zwischen 100 000 und 200 000 Euro kosten, ein hoher fünfstelliger Schaden entstehen, sagt Landwirt Haußer. Bei den großen Maschinen gebe es aber den Vorteil, dass sie einen Metalldetektor haben. Bei Landwirten, die kleinere Fahrzeuge verwenden, sei das aber nicht der Fall. „Da kommt es schnell zu einem Totalschaden“, sagt Haußer.
Viel schlimmer als der finanzielle Schaden, ist für den Landwirt aber die psychische Belastung. Als in seinem Feld eine Schraube gefunden wurde, stand eine dreiviertel Stunde alles still. „Wir mussten den Schock verarbeiten“, sagt er.
„Es steckt ein großer Aufwand und eine hohe kriminelle Energie dahinter“, sagt Polizeichef Weinberger. Vor allem, wenn man davon ausgeht, dass der Täter allein ist. Denn die Metallteile wurden in einem relativ großen Gebiet verteilt – immer am Rand der Felder. Manche Teile waren auch so bearbeitet, dass der Metalldetektor sie eventuell gar nicht erkannt hätte, sagt Weinberger. Nicht auszuschließen ist, dass es mehrere Täter sind oder es inzwischen Nachahmer gibt.
Die sichergestellten Metallgegenstände liegen derzeit bei der Kripo Kempten, die die Spuren darauf untersucht. Damit diese möglichst unverfälscht bleiben, sollen Finder die Metallgegenstände möglichst nicht berühren und sofort die Polizei rufen, appelliert Weinberger. Der erfahrene Polizist kann sich nicht erinnern, solche Fälle „in dieser Masse“schon einmal erlebt zu haben.