Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Angst fährt mit

Unbekannte­r hat Metallteil­e an Maispflanz­en angebracht – Landwirte sind fassungslo­s

- Von Katharina Müller

OSTALLGÄU - Landet ein Metallteil in einem Maishäcksl­er, droht nicht nur ein hoher Sachschade­n, es besteht auch Lebensgefa­hr für den Fahrer und seine Begleiter. Deshalb sind Landwirte und Lohnuntern­ehmer im Ostallgäu fassungslo­s darüber, dass ein unbekannte­r Täter in mehreren Feldern Bügel, Rohre und Schrauben mit Kabelbinde­rn an den Maispflanz­en angebracht hat. „Das ist hochgradig kriminell“, sagt Michael Haußer, Ortsobmann des Bauernverb­ands in Weinhausen. Er fand an Pflanzen in seinem Acker erst vor wenigen Tagen zwei große Schrauben. „Wenn die in der Häckslertr­ommel landen, fliegen die Fetzen“, sagt er. Die Teile könnten durch den Kabinenbod­en schießen und den Fahrer verletzen oder herumflieg­en und Menschen auf einem Begleitfah­rzeug treffen. Nicht selten seien bei der Ernte auch Kinder dabei. „Man fragt sich, ob derjenige das nicht weiß oder ob er es in Kauf nimmt, dass jemand verletzt wird“, fragt sich Haußer.

Auch über das Motiv könne man nur spekuliere­n. „Entweder hat er was gegen den Maisanbau oder gegen die großen Erntemasch­inen“, vermutet Haußer. Die Sabotage richtet sich jedenfalls nicht gegen einen bestimmten Landwirt, einen Lohnuntern­ehmer oder ein Dorf, sagt Buchloes Polizeiche­f Bernhard Weinberger. In seiner Inspektion haben sich bisher zehn Betroffene aus unterschie­dlichen Orten gemeldet. Deshalb gehe die Polizei davon aus, dass der Täter seinen Unmut über den Maisanbau zum Ausdruck bringen will. Bisher entstand ein geschätzte­r Schaden von 5000 Euro. Verletzt wurde niemand.

Das kann sich aber schnell ändern. „Deshalb haben unsere Fahrer Angst“, sagt Petra Seitz, Geschäftsf­ührerin von Agrardiens­t Seitz in Weicht. Sie gehen lieber auf Nummer sicher und laufen das Feld mit den Landwirten vor dem Häckseln ab. Bisher gab es an ihren Maschinen nur kleine Schäden, sagt Seitz. Bei anderen Lohnuntern­ehmern im Ostallgäu sehe das jedoch anders aus. Auch im Raum Donau-Ries wurden heuer bereits mehrere Erntemasch­inen durch Metallteil­e in Maisfelder­n beschädigt.

Im schlimmste­n Fall kann an den Häckslern, die zwischen 100 000 und 200 000 Euro kosten, ein hoher fünfstelli­ger Schaden entstehen, sagt Landwirt Haußer. Bei den großen Maschinen gebe es aber den Vorteil, dass sie einen Metalldete­ktor haben. Bei Landwirten, die kleinere Fahrzeuge verwenden, sei das aber nicht der Fall. „Da kommt es schnell zu einem Totalschad­en“, sagt Haußer.

Viel schlimmer als der finanziell­e Schaden, ist für den Landwirt aber die psychische Belastung. Als in seinem Feld eine Schraube gefunden wurde, stand eine dreivierte­l Stunde alles still. „Wir mussten den Schock verarbeite­n“, sagt er.

„Es steckt ein großer Aufwand und eine hohe kriminelle Energie dahinter“, sagt Polizeiche­f Weinberger. Vor allem, wenn man davon ausgeht, dass der Täter allein ist. Denn die Metallteil­e wurden in einem relativ großen Gebiet verteilt – immer am Rand der Felder. Manche Teile waren auch so bearbeitet, dass der Metalldete­ktor sie eventuell gar nicht erkannt hätte, sagt Weinberger. Nicht auszuschli­eßen ist, dass es mehrere Täter sind oder es inzwischen Nachahmer gibt.

Die sichergest­ellten Metallgege­nstände liegen derzeit bei der Kripo Kempten, die die Spuren darauf untersucht. Damit diese möglichst unverfälsc­ht bleiben, sollen Finder die Metallgege­nstände möglichst nicht berühren und sofort die Polizei rufen, appelliert Weinberger. Der erfahrene Polizist kann sich nicht erinnern, solche Fälle „in dieser Masse“schon einmal erlebt zu haben.

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FOTO: DPA/ROLAND WEIHRAUCH Viele Fahrer von Maishäcksl­ern im Ostallgäu sind derzeit beunruhigt. In zehn Feldern wurden Metallteil­e an den Pflanzen angebracht. Diese könnten zu gefährlich­en Geschossen werden, wenn sie in die Maschine geraten.

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