Brandanschlag: Hohe Belohnung ausgesetzt
Ermittler in Tettnang gehen von drei Fällen und einem fremdenfeindlichen Motiv aus
TETTNANG - Nicht nur von zwei, sondern gleich von drei Brandanschlägen geht die Polizei beim Brand auf die noch nicht bezogene Asylunterkunft in der Narzissenstraße mittlerweile aus. 10 000 Euro soll der Zeuge erhalten, dessen Hinweise zur Ermittlung des Täters beziehungsweise der Täter führen. Die Belohnung haben das Landratsamt Bodenseekreis und die Stadt Tettnang ausgelobt. Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen, so die gemeinsame Mitteilung der Staatsanwaltschaft Stuttgart und des Polizeipräsidiums Konstanz, kann Hinweisgebern seitens der Staatsanwaltschaft auch Vertraulichkeit zugesichert werden.
Zur Klärung hatte das Polizeipräsidium Konstanz eine siebenköpfige Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizeidirektion in Friedrichshafen eingerichtet. Diese geht laut Polizei von fremdenfeindlichen Motiven des Täters aus, der offensichtlich die Fertigstellung und den Bezug der beiden Asylbewerberunterkünfte verhindern wollte. Aus diesem Grund, habe die Staatsanwaltschaft Stuttgart als hierfür zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft für den württembergischen Landesteil die Leitung der Ermittlungen übernommen.
Ermittler vermuten auch bei Schwelbrand Brandstiftung
Ausgebrochen war das Feuer in der Nacht auf Sonntag, 1. Oktober. Dank aufmerksamer Zeugen, die den Brand frühzeitig entdeckten, konnte das Feuer von der Feuerwehr gelöscht werden, bevor es auf das gesamte Gebäude übergriff. Schon in der Nacht zuvor hatte der Täter versucht, die Fassade in Brand zu stecken – allerdings erfolglos. zwischenzeitlich gehen die Ermittler nach eigenen Angaben davon aus, dass auch ein Schwelbrand an einem Schaltkasten, der in der Nacht zu Dienstag, 27. September, an der benachbarten Asylbewerberunterkunft ausgebrochen war und einen Sachschaden von rund 30 000 Euro angerichtet hatte, auf Brandstiftung zurückzuführen ist.
Die bisherigen Ermittlungen, in die auch ein Brandsachverständiger des Landeskriminalamts eingeschaltet ist, bestätigen laut Polizei den Anfangsverdacht, dass sowohl bei der versuchten als auch bei der vollendeten Brandstiftung an der Außenfassade Brandbeschleuniger benutzt worden ist.
Tettnangs Bürgermeister Bruno Walter sagt zur Höhe der Belohnung: „Es ist hier etwas Gravierendes und Schwerwiegendes passiert. Die Aufklärung dieser Straftat ist uns wichtig.“Die hohe Belohnung solle sowohl ein Zeichen gegenüber dem oder den Tätern, aber auch ein Zeichen an die Bevölkerung sein. Im Laufe der letzten Woche hätten er selbst, Landrat Lothar Wölfle und Uwe Stürmer, der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Konstanz, sich kurzgeschlossen und diese Entscheidung getroffen. Die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehören laufe sehr gut und engmaschig: „Es ist ein hohes Grundvertrauen da, zudem haben wir kurze Wege.“
Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamts Bodenseekreis, äußert sich: „Wir wollen nicht dulden, dass Wohnhäuser und öffentliches Eigentum angezündet werden.“Es liege im Interesse der Allgemeinheit, dass dieser Vorfall aufgeklärt werde. Dies auch unter dem Blickwinkel, dass der rein materielle Schaden vom Steuerzahler getragen werden müsse: „Wir möchten Zeugen ermutigen, sich zu melden. Das ist uns wichtig.“
Bei einem ähnlichen Fall in Oberteuringen, wo im Jahr 2015 auch eine unbewohnte Asylunterkunft angezündet wurde, wurde ebenfalls eine hohe Belohnung ausgesetzt. Der Täter konnte damals nicht gefunden werden.
Ob zwischen der Tat in Oberteuringen und den jüngsten Brandstiftungen in Tettnang ein Zusammenhang besteht, bleibt unterdessen unklar. „Leider kann ich zu dem genannten Fall in Oberteuringen nichts sagen, da die zentrale Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Stuttgart für Fälle diese Art zum einen erst seit dem 1. Februar 2016 begründet ist und zum anderen auch nur den württembergischen Landesteil betrifft“, teilt ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Stuttgart mit: „Oberteuringen befindet sich dagegen im badischen Landesteil. Das Ermittlungsverfahren dürfte daher die Staatsanwaltschaft Konstanz führen beziehungsweise geführt haben.“
Personen, die in den fraglichen Nächten Verdächtiges bei den Asylbewerberunterkünften in der Narzissenstraße oder in der näheren Umgebung beobachtet haben oder sonst sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei unter Telefon 07541/ 701 34 34 zu melden.
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