Ein Lächeln zwischen Schwarz und Weiß
Arbeiten von Manfred Scharpf und Roland Rasemann sind in Schloss Zeil bei Leutkirch zu sehen
LEUTKIRCH - „Musenkuss“– es ist ein poetischer Titel, den Manfred Scharpf für seine neue Ausstellung in der Alten Schule von Schloss Zeil gewählt hat. „Schwarz und Weiß – dazwischen ein Lächeln“, lautet der Untertitel. Zu sehen sind Arbeiten des Malers Scharpf und des Fotografen Roland Rasemann. Entstanden sind die Werke bei zwei gemeinsamen Paris-Reisen in diesem Jahr. Bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Sonntag ließen sich die vielen Besucher nach Paris entführen – mit Bildern, Fotos und Musik.
Die schwarzen Madonnen wollten sie suchen, der Maler und der Fotograf. Deshalb machten sie sich auf den Weg nach Paris. Als besonders wundertätig werden schwarze Madonnen von vielen Gläubigen verehrt, die Jungsche Psychoanalyse sieht Parallelen zu Göttinnen der Fruchtbarkeit und archaischer Weisheit. In den Kirchen von Paris freilich entdeckte Manfred Scharpf nur wenig davon.
Stattdessen fand er „viel Größeres“, wie er sagt: lebende Madonnen gewissermaßen. Dunkle, warme Gesichter, die ihm auf den Straßen und Plätzen der Stadt begegnen und ihn an Salomos Hohes Lied in der Bibel denken lassen: „Ich bin dunkel, aber schön“.
Diese farbigen Frauen, sie geben ihm den entscheidenden Musenkuss. „Ich sollte nicht alte Madonnen suchen“, wird dem Künstler klar, „sondern heutige“. Zurück im Allgäu entsteht rasch eine ganze Reihe „schwarzer Madonnen“, allesamt mit Pigmenten auf Lehmgründen gemalt. Französische grüne Erde etwa, sogenanntes Sèvres-Grün, oder afrikanische Erden. Kraftvolle Farben für elementare Bilder wollte er verwenden. „Das schließt Feinmalerei aus“, macht der Künstler klar. Denn: „Je perfekter der Pinselstrich, desto weniger Kraft ist im Bild.“
14 kraftvolle Frauenbildnisse umfasst der Madonnenzyklus, doch es sind nicht die Gesichter allein, die Scharpf faszinieren. „Wir müssen die Schönheit der Menschen und ihrer Kultur entdecken“, fordert er zu einem offenen Umgang mit dem Thema Zuwanderung auf. Und ergänzt: „Für mich als Maler ist es eine unglaubliche Bereicherung, mit dem Fremden in Kontakt zu kommen.“Ganz in diesem Sinne plant Manfred Scharpf ein „interkulturelles Bild“, das er zusammen mit einem französischen Künstler im kommenden Frühjahr schaffen will.
Neben den modernen Madonnen zeigt die Ausstellung in Schloss Zeil eindrucksvolle Fotografien von Roland Rasemann. Ob groß- und kleinformatig, ob bei Tag oder Nacht aufgenommen – alle lassen sie den Betrachter die besondere Atmosphäre der Stadt Paris spüren. Zeigen Bekanntes in neuem Licht und lenken den Blick auf überraschende Details. Glanzvoll beleuchtete Brücken, eindrucksvolle Konsumtempel, Akrobaten, Straßenkünstler und immer wieder: Gesichter. „Wunderbare Fotos“seien bei diesen Reisen entstanden, sagt Manfred Scharpf. Vielfach spontan, aber „Roland Rasemann kannte die richtigen Stellen.“
Musikalisch umrahmten Christian Reinhard und Johanna Schneider die Ausstellung. Der Saxofonist aus Bamberg und die Jazzsängerin aus Essen bezauberten bei der Vernissage mit dem Song „April in Paris“und dem französischen Chanson „Viens, viens“von Marie Laforêt.
Die Ausstellung „Musenkuss“in der Alten Schule in Schloss Zeil ist bis 10. Dezember zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr, Eintritt drei Euro. Weitere Besuchstermine nach telefonischer Vereinbarung unter 0 75 61 / 63 08.