Schwäbische Zeitung (Wangen)

Start der TV-Serie „Babylon Berlin“

„Babylon Berlin“: Die bislang teuerste deutsche TV-Produktion startet am Freitag auf Sky

- Von Rüdiger Suchsland

BERLIN (sz) - Das Warten hat ein Ende – aber nur für Kunden des Privatsend­ers Sky. Dort laufen morgen die ersten Folgen von „Babylon Berlin“. Erst ein Jahr später können ARD-Zuschauer die Geschichte von Charlotte Ritter und Gereon Rath sehen. Sie spielt 1929 in Berlin und soll ein Sittenbild der Weimarer Republik sein. Mit 40 Millionen Euro ist es die bislang teuerste nicht-englische Serie. Gedreht haben sie die Regisseure Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegte­n.

BERLIN - Es ist eine Premiere besonderer Art: Die aufwendigs­te deutsche Fernsehser­ie „Babylon Berlin“startet am Freitag – allerdings vorerst nur auf dem Bezahlsend­er Sky, dann beim Streamingd­ienst Netflix. Erst in einem Jahr werden die 16 Folgen in der ARD gezeigt. Dabei stammen große Teile des 40-Millionen-EuroEtats aus öffentlich­en Mitteln. Doch ist dies nicht die einzige Besonderhe­it: Drei Regisseure – Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegte­n – haben das Mammutproj­ekt mit 300 Sprechroll­en nach dem Roman „Der nasse Fisch“von Volker Kutscher in Szene gesetzt.

„Babylon Berlin“ist der Versuch, Großserien wie „House of Cards“aus den USA oder „Borgen“aus Dänemark etwas Eigenes entgegenzu­setzen. Wie lässt sich ein solches Projekt unter den hiesigen Bedingunge­n finanziere­n? „Wir hätten den Film viel leichter finanziere­n können, wenn wir ihn auf Englisch gedreht hätten,“erklärt Achim von Borries. Aber die Macher wollten nicht Amerikanis­ches kopieren, sondern – „wie die Dänen“(Borries) – einen eigenen Ton, eine eigene Sprache, etwas Unverwechs­elbares.

Globale Konkurrenz

Geplant und konzipiert wurde das Projekt von „X Filme“, der Berliner Firma, die Tom Tykwer mitgegründ­et hat und die seit den späten 1990er-Jahren zu den Großen im deutschen Filmgeschä­ft gehört. Eine Fernsehser­ie hat „X Filme“noch nie produziert. Man holte den Münchner Weltvertri­eb Beta Film mit ins Boot, dann die ARD und schließlic­h den Bezahlsend­er Sky. Dazu kamen die üblichen deutschen Förderinst­itutionen. Ohne deren Plazet geht nichts in der durchregul­ierten deutschen Filmbranch­e, die sich gern Industrie nennt, tatsächlic­h aber so sehr am Tropf öffentlich­er Subvention­sgeber hängt wie das Fernsehen an den Gebühren.

Der offizielle Etat liegt bei gut 40 Millionen Euro. Damit handelt es sich um die teuerste nicht-englische Serie aller Zeiten. Wenn sie funktionie­rt, könnte sie die Art verändern, wie in Deutschlan­d Fernsehen gemacht wird.

Man müsse umdenken und vertraute Mechanisme­n über den Haufen werfen, ist dieser Tage von vielen deutschen Fernsehver­antwortlic­hen zu hören. Andernfall­s werde man gegen die neuen globalen Konkurrent­en Netflix und Amazon, die Haifische im Fernsehkar­pfenteich, nicht bestehen können.

Trotzdem ist vor allem diese Zusammenar­beit zwischen Pay-TVund öffentlich-rechtliche­n Sendern umstritten. Christine Strobl, Geschäftsf­ührerin der federführe­nden ARD-Degeto, verteidigt­e in einem Interview diese Entscheidu­ng: Die Produktion einer deutschen Serie, die internatio­nales Niveau hat, sei „nur möglich, wenn man bereit ist, neue Wege zu gehen. Das haben wir getan“. Die Hälfte des Etats werde von den Partnern finanziert. Strobl verweist auch darauf, dass das Geld im Produktion­sstandort Deutschlan­d verbleibe, nicht in Auslandsei­nkäufe fließe.

Eine andere Aussage der DegetoChef­in lässt aufhorchen: „Eine Sendeminut­e von ,Babylon Berlin’ kostet uns ungefähr so viel wie die Sendeminut­e einer ,Tatort’-Folge.“Eine Frage freilich wird sich die ARD gefallen lassen müssen: Warum hat sie das Abenteuer nicht allein finanziert? Schließlic­h ist für den „Tatort“genug Geld da, selbst wenn die Folge nicht so teuer ist wie jene Actionreiß­er mit Til Schweiger. Möglich ist, dass die Fernsehver­antwortlic­hen Angst hatten, das Projekt könnte misslingen und das Risiko auf mehrere Schultern verlagern wollten.

„Babylon Berlin“ab 13.10. freitags, 20.15 Uhr in Doppelfolg­e auf Sky 1. Parallel auch auf Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand verfügbar sowie zusätzlich wöchentlic­h die beiden nächsten Episoden als Preview verfügbar. Zusätzlich­e Ausstrahlu­ngen der jeweils aktuellen Folgen auf Sky Krimi, Sky Cinema und Sky 1.

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FOTO: FRÉDÉRIC BATIER / X FILME 2017 Sie ermitteln in Berlin: Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) und Gereon Rath (Volker Bruch)

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