Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grüne wollen Grundschul­lehrer besser bezahlen

Fraktion schlägt kostspieli­ge Maßnahmen vor, um Qualität in dieser Schulform zu steigern

- Von Kara Ballarin

BERLIN - Am Freitag erwartet BadenWürtt­emberg die nächste Hiobsbotsc­haft in Sachen Bildung. Das Institut zur Qualitätse­ntwicklung im Bildungswe­sen (IQB) stellt seinen jüngsten Bildungstr­end für die vierten Klassen vor. Der Südwesten belegt nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“erneut einen hinteren Platz. Mit einem Konzeptpap­ier, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, meldet sich nun Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz zu Wort. Unter anderem will er zur Qualitätss­teigerung Grundschul­lehrer länger ausbilden und sie, wie auch die Rektoren kleiner Grundschul­en, besser bezahlen.

Bei Sprachkomp­etenzen weit hinten

Der IQB-Bildungstr­end hat BadenWürtt­emberg im vergangene­n Jahr hart getroffen. Die Studie im Auftrag der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) bescheinig­te den Neuntkläss­lern im Südwesten ein Qualitätsp­roblem. Ihre sprachlich­en Kompetenze­n landeten nicht nur im Länderverg­leich weit hinten, sondern auch im Jahresverg­leich zu den Leistungen Gleichaltr­iger im Land sechs Jahre zuvor. Ähnliches droht nun den Viertkläss­lern. Auch ihre Fähigkeite­n in Mathe und Deutsch sollen im Vergleich zu 2011 massiv abgesackt sein.

Die genauen Zahlen für alle Bundesländ­er stellt die IQB-Direktorin Petra Stanat am Freitag in Berlin vor. Die baden-württember­gische Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU), die derzeit auch KMK-Präsidenti­n ist, wird mit dabei sein.

Aufgrund der schlechten Bildungstr­end-Ergebnisse und anderer Vergleichs­studien aus dem vergangene­n Jahr haben sich die beiden Regierungs­fraktionen von Grünen und CDU mit einzelnen Problemfel­dern im Bildungsbe­reich befasst und öffentlich­e Anhörungen veranstalt­et. Eine Erkenntnis daraus für den Grünen-Fraktionsv­orsitzende­n: „Wir müssen die Fachlichke­it in der Lehrerausb­ildung stärken und jetzt die richtigen Weichen für die nächsten Jahre stellen.“

Mit dem neuerliche­n Absturz des ehemaligen Bildungsmu­sterländle­s in Sicht hat die grüne Landtagsfr­aktion einen Plan erarbeitet, wie die Qualität an den Grundschul­en wieder steigen kann. In seinem Konzeptpap­ier fordert Schwarz etwa, die Studienzei­t für Grundschul­lehrer von bisher acht auf zehn Semester zu erhöhen.

Ähnliches hatte jüngst der Rektor der Pädagogisc­hen Hochschule Weingarten, Werner Knapp, in der „Schwäbisch­en Zeitung“gefordert. Experten sehen im fachfremde­n Unterricht in Baden-Württember­g einen Hauptgrund für das Qualitätsp­roblem. Knapp plädierte dafür, dass angehende Lehrer in den beiden zusätzlich­en Semestern ein drittes Fach studieren sollten. „Mit einem dritten Fach im Vollstudiu­m wären die Lehrperson­en breiter ausgebilde­t und es gäbe dann auch weniger fachfremde­n Unterricht.“

Mehr Studienplä­tze

Das Konzept der Grünen sieht außerdem vor, 200 weitere Studienplä­tze für Grundschul­lehrer zu schaffen, um den Lehrermang­el und den damit einhergehe­nden Unterricht­sausfall zu vermeiden. Grundschul­lehrer bräuchten zudem Fortbildun­gen vor allem bei den Themen Inklusion und Umgang mit einer verschiede­nartigen Schülersch­aft, aber auch fachliche Fortbildun­gen. „Die Grundschul­en stehen vor großen Herausford­erungen“, sagt Schwarz. „Die Vermittlun­g von Basiskompe­tenzen, die Integratio­n von Schülerinn­en und Schülern mit Migrations­hintergrun­d, die Inklusion, der Umgang mit digitalen Medien sind nur Beispiele dafür.“

Die Grünen-Fraktion will zudem die Leiter kleiner Grundschul­en stärken: mehr Leitungsze­it für Schul- und Unterricht­sentwicklu­ng, mehr Stunden für Leitungsau­fgaben, die sich weitere Mitglieder eines Führungste­ams anrechnen lassen können, sowie ein finanziell­er Anreiz, um wieder mehr Lehrer für den Leitungsjo­b zu interessie­ren. Die Leiter der 577 Grundschul­en mit weniger als 80 Schülern sollen nach dem Wunsch der Grünen in die nächst höhere Gehaltsstu­fe (A 13, zwischen 4136 und 5109 Euro) aufsteigen. Nach Berechnung­en des Kultusmini­steriums beliefen sich die Mehrkosten auf jährlich rund 2,6 Millionen Euro. Würden auch die Rektoren- und Konrektore­ngehälter größerer Schulen nach oben angepasst, würde dies jährlich 11,5 Millionen Euro mehr kosten.

In seinem Konzept wirft Schwarz auch die Frage auf, ob die Vergütung von Grundschul­lehrern noch angemessen sei. Unter anderem die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft fordert schon lange, Grundschul­lehrer besser zu entlohnen.

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FOTO: DPA Im Vergleich zur letzten Studie vor sechs Jahren sind Grundschül­er in Baden-Württember­g in den Fächern Mathe und Deutsch abgesackt.

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