Schwäbische Zeitung (Wangen)

EnBW gibt Plan für Pumpspeich­erkraftwer­k Atdorf auf

Baden-württember­gischer Umweltmini­ster Franz Unterstell­er bedauert Entscheidu­ng

-

KARLSRUHE (lsw) - Das riesige Pumpspeich­erkraftwer­k Atdorf im Südschwarz­wald steht vor dem Aus. Das Milliarden­projekt werde nicht weiter verfolgt, teilte der Energiever­sorger EnBW am Mittwoch mit. Nach der Auswertung eines dreiwöchig­en Erörterung­stermins sei man zu dem Schluss gekommen, dass weitere kosten- und zeitintens­ive Planungsar­beiten nötig wären und ein Zeitpunkt für die Umsetzung ungewiss sei. Zudem seien die energiewir­tschaftlic­hen und politische­n Rahmenbedi­ngungen ungünstig.

Gebaut werden sollte das Kraftwerk von der Schluchsee­werk AG, einem Tochterunt­ernehmen von EnBW und RWE. Der Energierie­se aus Nordrhein-Westfalen hatte sich bereits 2014 von dem Projekt verabschie­det. Das 1,6 Milliarden Euro teure Vorhaben war von Anfang an umstritten. Gemeinden, Umweltverb­ände und Bürgerinit­iativen lehnten es ab. Den 2008 begonnenen Planungen zufolge sollten unter anderem eine 75 Meter hohe Staumauer und zwei künstliche Seen gebaut werden.

Der Umweltverb­and BUND reagierte erfreut. „Dass die EnBW davon abgekommen ist, das Pumpspeich­erwerk Atdorf inmitten streng geschützte Natur zu bauen, ist eine gute Nachricht für Mensch, Umwelt und Natur vor Ort“, teilte Landesgesc­häftsführe­rin Sylvia PilarskyGr­osch mit. Durch die Anlage hätten viele sehr seltene Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum unwiederbr­inglich verloren.

Für den baden-württember­gischen Umweltmini­ster Franz Unterstell­er kommt die Entscheidu­ng nicht ganz unerwartet. Sie sei aber in der Sache bedauerlic­h, teilte der Grünen-Politiker in Stuttgart mit. Er hätte sich gewünscht, dass die EnBW und ihr Tochterunt­ernehmen einen Weg gefunden hätten, die Planung erfolgreic­h zu beenden.

Der Bundesverb­and der Energieund Wasserwirt­schaft (BDEW) wies darauf hin, dass Strom aus Pumpspeich­erkraftwer­ken doppelt mit Netzentgel­ten belastet werde und deshalb wenig wirtschaft­lich sei. „Wir brauchen endlich eine leistungsg­erechte Vergütung von flexiblen Speicherdi­enstleistu­ngen“, teilte der Vorsitzend­e der BDEWHauptg­eschäftsfü­hrung, Stefan Kapferer, in Berlin mit.

Die CDU-Landtagsfr­aktion in Stuttgart hält die Entscheidu­ng für falsch. „Wir brauchen jeden Speicher, den wir realisiere­n können“, teilte Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart mit. Benötigt würden Rahmenbedi­ngungen, die das Speichern wieder attraktiv machten. Die südbadisch­e SPDBundest­agsabgeord­nete und Parlamenta­rische Staatssekr­etärin im Bundesumwe­ltminister­ium, Rita Schwarzelü­hr-Sutter, hält die EnBWEntsch­eidung hingegen für überfällig. Atdorf wäre ihrer Meinung nach ein Milliarden­grab geworden.

Die EnBW will nach eigenen Angaben bei Speicherte­chnologien neue Prioritäte­n setzen. Unter anderem kooperiert das Unternehme­n beim Bau eines Lithium-Ionen-Speichers mit Bosch. Am Ausbau bestehende­r Pumpspeich­erkraftwer­ke will das Unternehme­n aber festhalten.

 ?? FOTO: ROLF HAID ?? In unmittelba­rer Nähe eines bestehende­n Pumpspeich­ers sollte das neue Kraftwerk Atdorf gebaut werden.
FOTO: ROLF HAID In unmittelba­rer Nähe eines bestehende­n Pumpspeich­ers sollte das neue Kraftwerk Atdorf gebaut werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany