Schwäbische Zeitung (Wangen)

WhatsApp-Lücke macht Nutzer durchschau­bar

Blogger weist auf Sicherheit­smängel hin

- Von Christian Schellenbe­rger

RAVENSBURG - Wann geht jemand ins Bett, wann steht er wieder auf, mit wem hat er per Smartphone Kontakt? Mit einer Sicherheit­slücke im Messenger-Dienst WhatsApp können Unbefugte das herausfind­en – auf ziemlich einfache Weise.

Eigentlich soll die Statusanze­ige „Online“in Kurzmittei­lungs-Anwendunge­n wie WhatsApp es einfacher machen, herauszufi­nden, ob ein Kontakt gerade für einen Chat zur Verfügung steht oder nicht. Doch mit wenig Aufwand lässt sich die Funktion auch dafür nutzen, Rückschlüs­se über das Verhalten der Nutzer zu ziehen. Wie der amerikanis­che Softwareen­twickler Robert Heaton in seinem Blog beschreibt, reiche dafür eine selbst entwickelt­e Erweiterun­g für den Browser Chrome aus, die gezielt Informatio­nen aus der Web-Variante von WhatsApp abfragt. Um einen Nutzer auszuspion­ieren, sei es ausreichen­d, dessen Handynumme­r zu kennen, schreibt Heaton.

Mittels der Chrome-Erweiterun­g kann man in regelmäßig­en Abständen, etwa alle zehn Sekunden, den Onlinestat­us des Nutzers abfragen – und daraus teils sensible Rückschlüs­se ziehen. Aus der jeweils ersten und letzten Onlineakti­vität ließe sich etwa ablesen, wann ein User vermutlich schläft. Je länger man eine Nummer überwacht, desto genauer lassen sich die Gewohnheit­en des Nutzers analysiere­n. Über den Abgleich zweier Nummern lässt sich sogar recht genau feststelle­n, ob diese häufig miteinande­r kommunizie­ren. Grundsätzl­ich ließe sich laut Heaton diese Praxis auch auf andere Messenger-Dienste wie Facebook anwenden. So könnte man die gewonnen Daten weiter verfeinern. Facebook lässt sich allerdings nicht so leicht ausspionie­ren: Laut Heaton müssten die User zumindest miteinande­r befreundet sein, um die Status-Informatio­nen auslesen zu können.

Interessan­t für Firmen

Schützen kann man sich gegen diese Spionage aktuell nicht. Zwar kann man in den Privatsphä­re-Einstellun­gen von WhatsApp einstellen, dass die Informatio­n „Zuletzt online“nicht angezeigt wird. Der Onlinestat­us bleibt aber weiterhin sichtbar.

Laut Heaton könnten Firmen die Daten an Dritte verkaufen. So könnten etwa Krankenver­sicherunge­n sehr daran interessie­rt sein, zu erfahren, ob ihre Versichert­en häufig nachts wach sind. Dem Statistik-Portal Statista.com zufolge nutzen weltweit 1,3 Milliarden Menschen WhatsApp (Stand Juli 2017). Seit 2014 gehört der Messenger-Dienst zum Internetri­esen Facebook.

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FOTO: DPA Über eine Milliarde Menschen nutzen WhatsApp – und nehmen dabei Sicherheit­slücken in Kauf.

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