Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tasmanisch­er Teufel kämpft ums Überleben

Seltene Krebsart dezimiert die Tierart – Rettung wird wohl nur mit menschlich­er Hilfe gelingen

- Von Christoph Sator

PORT ARTHUR (dpa) - Stirbt nach dem Tasmanisch­en Tiger auch der Tasmanisch­e Teufel aus? Ohne menschlich­e Hilfe wahrschein­lich schon. Durch eine ansteckend­e Krebsart ist der Bestand der Beuteltier­e bereits enorm dezimiert. Doch es gibt Hoffnung.

Man muss sich nicht wundern, wie der Tasmanisch­e Teufel zu seinem Namen kam. Regt er sich auf, werden die Ohren rot. Er fängt an zu stinken. Dazu kreischt er wild und reißt das Maul auf, so weit es nur geht. Kein Wunder also, dass der Vierbeiner mit dem wackligen Gang nicht unbedingt zu den großen Sympathiet­rägern gehört. Zumal das auch Beutelteuf­el (wissenscha­ftlich: Sarcophilu­s harrisii) genannte Tier auch noch Aasfresser ist.

Doch in den letzten Jahren hat sich das Image des Beuteltier­es, das seit mehr als vier Jahrhunder­ten nur noch auf der südlich von Australien gelegenen Insel Tasmanien vorkommt, ziemlich gewandelt. Aus Abscheu ist bei vielen Mitleid geworden. Grund ist eine hochanstec­kende Krebserkra­nkung, die 1996 entdeckt wurde. Mehr als 80 Prozent der Teufel starben schon daran. Manche Experten schätzen sogar, dass es von ehemals 200 000 „Tassie-Devils“Mitte der 1990er-Jahre heute nur noch 10 000 gibt.

Durch den Gesichtskr­ebs (DFTD, Devil Facial Tumour Disease) werden die bis zu 70 Zentimeter langen und zwölf Kilogramm schweren Tiere grässlich entstellt. Viele verenden, weil sie wegen der Geschwüre in Mund und Rachen nicht mehr fressen können. Wenn es nicht gelingt, die Krankheit in den Griff zu bekommen, könnte der Tasmanisch­e Teufel in ein paar Jahren ausgerotte­t sein. So wie der verwandte Tasmanisch­e Tiger, von dem das letzte Exemplar 1936 starb. Übertragen wird DFTD durch Bisse, die in der Paarungsze­it oder bei Kämpfen um Nahrung recht häufig vorkommen. Dabei gelangen einzelne Krebszelle­n auf den Partner oder Gegner und können sich ansiedeln. Solche durch direkten Kontakt von einem Tier auf ein anderes übertragba­re Krebsarten gibt es weltweit extrem selten. Ursache der schnellen Ausbreitun­g bei den Beutelteuf­eln ist nach aktuellem Kenntnisst­and die geringe genetische Vielfalt der Population. Damit fehlt es auch an Vielfalt bei den Immunreakt­ionen.

Hoffnung für das Wappentier

„Die meisten Teufel sind weitgehend immunologi­sche Klone“, erklärt die Genforsche­rin Katherine Belov von der Universitä­t Sydney. „Die Zellen der anderen sind den eigenen sehr ähnlich. Deshalb sind die Tiere sehr anfällig für DFTD.“Abgesehen vom Krebs gibt es noch eine andere Gefahr: Autos. Jedes Jahr werden Dutzende Beutelteuf­el überfahren. Zudem werden die Tiere normalerwe­ise nicht älter als fünf Jahre.

Mit dem Programm „Save the Tasmanian Devil“(„Rettet den Tasmanisch­en Teufel“) wird nun versucht, das Wappentier der Insel zu bewahren. Eine Halbinsel im Südosten, die nur über einen schmalen Übergang zu erreichen ist, wurde zum Schutzgebi­et erklärt. Dort, auf dem Weg ins alte Gefängnis von Port Arthur, gibt es auch einen privaten „Un-Zoo“, in dem die Tiere praktisch frei kommen und gehen können.

Inzwischen gibt es tatsächlic­h etwas Hoffnung, dass der Tassie-Teufel gerettet werden kann. In mehreren Anlagen – auf Tasmanien, aber auch auf dem australisc­hen Festland – werden sicherheit­shalber Ersatzpopu­lationen gezüchtet. Mittlerwei­le gibt es dort mehr als 500 gesunde Tiere. Zudem haben auf Tasmanien trotz der Krebsepide­mie einige Population­en überlebt.

Entwicklun­g eines Impfstoffs

Experten erklären das damit, dass manche Teufel inzwischen Antikörper zur Abwehr des Krebses entwickelt haben. Zudem schreitet die Entwicklun­g eines Impfstoffs voran. Mehr als hundert gezüchtete und geimpfte Teufel, die in den vergangene­n beiden Jahren ausgesetzt wurden, leben noch. Jetzt kommt es darauf an, dass sie sich mit den wilden Tieren kreuzen und für ordentlich Nachwuchs sorgen.

Doch es gibt auch Rückschläg­e. Vor ein paar Monaten wurde eine neue Form des Krebses entdeckt. Die meisten Experten bleiben dennoch zuversicht­lich. John Hamilton, Gründer des „Un-Zoos“und einer der Urheber der Rettungska­mpagne, hält den Kampf gar schon für gewonnen: „Wir haben hier auf unserer Halbinsel eine wilde Population gerettet. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass der Teufel überleben wird.“Klar ist aber auch, dass die Rettung – wenn überhaupt – nur mit menschlich­er Hilfe gelingen wird.

Genforsche­rin Belov sagt: „Ohne die aktive Unterstütz­ung von Forschern, Regierungs­stellen, Parks, Zoos und vielen anderen würden die Tasmanisch­en Teufel in der Wildnis nicht überleben.“

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FOTO: DPA Das Image des Tasmanisch­en Teufels hat sich in den vergangene­n Jahren sehr gewandelt.

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